Wanderung Luthern Bad - Hergiswil b. W.
Rückwärts wallfahren am Fusse des Napfs
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: April - November
Das Lutherntal zählt zu den abgelegeneren Ecken des Kantons Luzern. Weit und grün ist die Landschaft dort. Zwei ganz unterschiedliche, aber gleichermassen interessante Wallfahrtsstätten gibt es im Tal zu entdecken. Sie lassen sich gut auf einer Halbtageswanderung erkunden. Weniger als ein Fünftel der Strecke verläuft auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Ganz hinten im Tal der Luthern liegt Luthern Bad. Das Gewässer und der Weiler verdanken ihre Namen dem lauteren (klaren und reinen) Wasser, das in verschiedenen Quellen am Nordhang des Napfs entspringt, sich zu einem Flüsschen vereinigt und zwischen Tannenwäldern und Wiesenland nordwärts zieht.
Einer dieser Quellen werden seit Jahrhunderten wundersame Heilkräfte zugeschrieben. Als erster erfuhr ihre Wirkung ein Bauer namens Jakob Minder, der an schwerer Gicht litt. In der Nacht vor Pfingsten 1581 erschien ihm Maria als schwarze Madonna, machte ihn auf eine Quelle hinter seinem Haus aufmerksam und hiess ihn, sich dort zu waschen. Nachdem er dies ausgeführt hatte, gesundete er sogleich. Die Luzerner Regierung war zunächst misstrauisch, kam aber nach eingehender Untersuchung zum Schluss, das Ereignis habe sich so zugetragen, wie von Minder berichtet. Kurz danach errichtete man an der Stätte seiner Heilung eine erste Kapelle und ein «Gnadenbrünnli». Luthern Bad erlebte in der Folge eine ungewöhnliche Karriere: Als vielbesuchter Marienwallfahrtsort war es ein bedeutender Kurort. Vom «Einsiedeln des kleinen Mannes» war die Rede.
1863 wurde die ursprüngliche Kapelle durch ein neues Bauwerk etwas höher oben am Hang ersetzt. Die spätbarocke Muttergottesstatue stammt laut der Legende aus dem Kanton Bern, von wo sie während des Bildersturms im Zuge der Reformation gerettet wurde. Beim Badbrünnli hinter der Kapelle Maria Heilbronn fliesst aus zwei Röhren Quellwasser. Nebenan wurde 2018 das Arm- und Fussbad, ein einfacher Betonbau, in den Hang gefügt; im Hauptraum plätschert das Wasser in einen grossen Trog, in den beiden Nebenräumen befindet sich je ein knietiefes Becken.
Die Wallfahrt nach Luthern Bad erfreute sich dermassen grosser Beliebtheit, dass für die Pilgerscharen 1949 unweit der Kapelle zusätzlich eine Wallfahrtskirche errichtet wurde. Sie fällt durch ihre schlichte Inneneinrichtung auf. Beim Marienbildnis Im Vorraum sind verschiedene Votivtafeln angebracht, auf denen Gläubige ihren Dank für Gebetserhörung und Heilung bekunden.
Wer heutzutage zu Fuss nach Luthern Bad pilgern möchte, muss entweder einen langen Marsch oder reichlich Zeit einplanen, denn der Wallfahrtsort am Fusse des Napfs ist nur lückenhaft mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen: Die wenigen Postautokurse, die unter der Woche verkehren, richten sich nach dem Stundenplan der Schule. Am Wochenende ist die Situation etwas besser; dann besteht immerhin ein Zwei-Stunden-Takt. Doch für die Bedürfnisse von Wandernden ist auch dies nicht optimal. Deshalb sei hier ein etwas unorthodoxes Vorgehen empfohlen, nämlich eine Art umgekehrter Wallfahrt – beginnend mit der direkten Anreise zur Pilgerstätte und gefolgt von einer Wanderung. Dieser Vorschlag lässt sich selbst unter der Woche mit dem Fahrplan in Einklang bringen, indem man mit dem Mittagskurs ins Tal fährt und eine Nachmittagswanderung unternimmt.
Der erste Abschnitt dieser Tour verläuft auf einem Talwanderweg, der «Lutrun» genannt wird. Er figuriert nicht im offiziellen Wanderwegnetz und ist deshalb nicht auf Wanderkarten eingezeichnet, im Gelände aber einwandfrei ausgeschildert. Er verläuft mehrheitlich auf schmalen Pfaden, die durch das Wiesenland und mitunter direkt der Luthern entlangführen. Teilweise wandert man auch auf Landwirtschaftssträsschen oder der Talstrasse entlang. Im Gebiet Malziken (auf der Landeskarte: Malzeche), knapp eine Stunde Marschzeit vom Ausgangspunkt entfernt, steht in Ufernähe ein schöner Rastplatz samt befestigter Feuerstelle zur Verfügung.
Wenig später erreicht man Luthern. Das Dorf gruppiert sich um die Pfarrkirche, die an prominenter Lage auf einem Hügelvorsprung steht. Auch sie ist ein traditionsreiches Wallfahrtsziel, das allerdings eine weniger grossräumige Strahlkraft als Maria Heilbronn in Luthern Bad aufweist. Es lohnt sich, das markante und wohlproportionierte Bauwerk näher in Augenschein zu nehmen, handelt es sich dabei doch um eine der schönsten Rokokokirchen des Kantons Luzern.
Mit einem ungewöhnlichen Brauch wird hier St. Ulrich, der Schutzheilige der Kranken und Kinder, um Beistand gebeten. Unter den kirchlichen Kultgegenständen der Pfarrkirche gibt es ein Sankt-Ulrichs-Messgewand – ein historisches Kleidungsstück, das auch als Ulrichs-Kasel bezeichnet wird. Teile des Stoffs stammen aus dem 14. Jahrhundert. Jeweils am 4. Juli, dem Todestag des Heiligen, knien Gläubige vor dem Altar unter dem Tuch nieder, um von einem Priester den Segen zu empfangen. «Onder de Ueli go» («unter den Ulrich gehen») nennen die Einheimischen diesen Ritus. Auch im nahen St. Urban gibt es ein solches Ulrichs-Gewand; der Brauch ist dort jedoch im frühen 20. Jahrhundert erloschen.
Der zweite Teil der Wanderung weist einen etwas anderen Charakter auf. Nun lässt man den Talboden der Luthern hinter sich und steigt über Wiesen und durch Wald zur Churzhubelegg auf, wo ein Rastplatz mit Feuerstelle dazu einlädt, die Sicht auf die Hügel und Täler des Napf-Vorlands zu geniessen. In leichtem Auf und Ab geht es, zuweilen weglos, über Weideland und durch Waldgebiet weiter, dann steil abwärts nach Opfersbüel und etwas sanfter hinunter nach Hergiswil.