Wanderung Welschenrohr-Weissenstein-Solothurn
Von Skandinavien direkt nach Italien
Wanderzeit: 4 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Wer den Weissenstein von Norden nach Süden überschreitet, erlebt eindrückliche Gegensätze: Der Aufstieg verläuft durch schattigen Tannenwald mit skandinavischer Anmutung, der Abstieg hingegen führt auf sonnendurchglühtem Steig durch einen südländisch wirkenden Föhrenwald. Am Schluss durchquert man eine künstlich inszenierte Schlucht mit Einsiedelei. Einige kurze Abschnitte auf Hartbelag auch ausserhalb des Ortsgebiets.
Detaillierte Routenbeschreibung
Welschenrohr liegt zwischen der ersten und der zweiten Jurakette. Um Alpensicht zu erlangen, heisst es somit in die Höhe zu steigen. Vom Dorfzentrum führt ein Strässchen hangwärts, das bald in einen breiten Waldweg übergeht, der sich nach einer Weile zu einem schmalen und ansehnlich steilen Pfad verengt. Die Kühle des Waldes sorgt dafür, dass der Aufstieg zu keiner sonderlich schweisstreibenden Anstrengung verkommt. Oben auf der Krete stellt sich dann unvermittelt ein Pass-Feeling ein: Jäh öffnet sich die Sicht auf das Mittelland und zur Alpenkette.
Von der Anhöhe mit dem Kurhaus steigt man, erneut in Waldgebiet, nach Nesselboden ab. Wer beim Abwärtsgehen wenig Gefälle vorzieht, wählt die Route via Oberdorf. Wesentlich interessanter ist jedoch der Abstieg, der über die Stieglosen direkt nach Rüttenen führt. In der oberen Hälfte verläuft diese Route auf einem reizvollen Felsenweg mit in den Stein gehauenen Stufen. Geländer bieten im abschüssigen Terrain Halt und Sicherheit. Spannend ist der Kontrast, den die Vegetation hier am Sonnenhang gegenüber dem schattigen Nordhang bietet.
Den Solothurner Vorort Rüttenen zu durchqueren, ist kein sonderliches Vergnügen: Strassen und Wohnhäuser bilden eine wenig spektakuläre Umgebung. Umso frappanter ist der Anblick, den die nahe Verenaschlucht bietet. Schon im 12. Jahrhundert stand hier eine Kapelle, seit 1442 haust in der Einsiedelei ein Eremit; in seiner Funktion gilt er als Angestellter der Bürgergemeinde Solothurn – gemäss Arbeitsvertrag hat er jeweils am Montag dienstfrei.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Schlucht zu einem romantisierenden Landschaftsgarten umgebaut. Treibende Kraft dahinter war ein französischer Diplomat, der seinen vor der Revolution geflüchteten Landsleuten eine Zerstreuungsmöglichkeit bieten wollte. Während die Guillotinen in Frankreich ihr blutiges Werk im industriellen Massstab verrichteten, sollten sich die Emigranten am inszenierten Naturschauspiel der hergerichteten Schlucht ergötzen.
Vom unteren Ende der Schlucht gelangt man entlang von zunehmend verkehrsreichen Strassen ins Stadtzentrum von Solothurn. Es empfiehlt sich, beim Baseltor statt der direkt zum Bahnhof führenden Route über die Röstibrücke einen kleinen Umweg zur prachtvollen frühklassizistischen St. Ursenkathedrale und durch die Altstadt zu wählen.