Wanderung Planalp-Wannenpass-Kemmeriboden
Vom Mutschler zu den Meringues
Wanderzeit: 5 h
Schwierigkeitsgrad: T4 Alpinwandern *
Saison: Juni - Oktober
Der Wannenpass verbindet zwei traditionsreiche, aber höchst unterschiedliche kulinarische Spezialitäten: Die Region Brienz ist bekannt für den Mutschlerkäse, der auf den Alpen rund um das Dorf produziert wird, der Kemmeriboden hingegen für zarte, süsse Meringues. Die Passwanderung ist technisch anspruchsvoll. Abgesehen von 1,5 km auf Strässchen am Schluss marschiert man fast durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Zwei Arten von Käse werden in Schweizer Alphütten produziert. Die eigentlichen Alpkäse weisen grosse Laibe mit einem Gewicht von 8 bis 12 Kilogramm oder noch mehr auf und müssen mehrere Monate gelagert werden, ehe sie essreif sind. Mutschlikäse oder Mutschler hingegen wiegen bloss etwa ein Kilogramm (oft sogar noch weniger), können bereits nach wenigen Wochen konsumiert werden, trocknen dafür aber nach einem halben Jahr aus.
Der Unterschied zwischen den beiden Sorten ist produktionstechnisch bedingt. Um einen stattlichen Alpkäse zu produzieren, braucht es eine ansehnliche Menge Milch, wie sie etwa bei einer Alpgenossenschaft anfällt. Stehen hingegen nur zwei, drei Kühe im Stall, dann fällt viel weniger Milch an, daher lohnt es sich, einen Mutschler herzustellen.
In Brienz war die Landwirtschaft früher ausgesprochen kleinräumig geprägt. Im Unterschied zu anderen Regionen hatten viele Kleinbauern nur wenige Tiere im Stall, wirtschafteten alleine und nicht mit anderen Bauern zusammen und verlegten sich deshalb notgedrungen auf die Herstellung von Mutschlikäse. Das verhalf der Gegend zu einem weit über die Region hinausreichenden Ruf als Mutschler-Eldorado.
Die Planalp und die Rotschalp sind zwei der Alpen auf dem Gebiet der Gemeinde. Beide schmiegen sich in den Südhang der Rothornkette. Die Planalp ist zugleich Mittelstation der Bergbahn, die auf das Brienzer Rothorn fährt. Damit eignet sie sich gut als Ausgangspunkt für eine Wanderung über den Wannenpass ins benachbarte Grenzgebiet von Entlebuch und Emmental.
Auf einer teilweise asphaltierten Alpstrasse geht es in mässigem Anstieg zunächst zum Rotschalp-Läger. Dort wechselt man vom Bergwanderweg auf einen weiss-blau-weiss signalisierten Alpinwanderweg. Weiterhin gemächlich ansteigend gelangt man in den weiten, mit zunehmender Höhe immer spärlicher mit Gras bewachsenen weiten Trog zwischen dem Tannhorn und dem Briefenhorn. Alsbald nimmt die Steigung rasant zu und die Vegetation schwindet weitgehend. Zwischen steilen Geröllhalden und blanken Felspartien windet sich der schmale Pfad den Hang hinauf, der tatsächlich ein bisschen wie eine Wanne geformt ist.
Gelegentlich entdeckt man hier noch verblichene weiss-rot-weisse Farbmarkierungen am Wegrand. Die Route war bis Ende des 20. Jahrhunderts noch als Bergwanderweg klassiert, wird jedoch seither als Alpinwanderweg markiert. Der Grund dafür wird sich beim Abstieg in aller Deutlichkeit erschliessen.
Nach den letzten, sehr steilen paar Dutzend Höhenmeter erreicht man den Sattel des Wannenpasses. Schlagartig öffnet sich die Sicht nach Norden: Hohgant und Schrattenfluh umrahmen eine weite, grüne Arena. Aus der Höhe wirken die Alphütten, die in weiten Abständen auf den Weiden stehen, wie Spielzeughäuser.
Der Abstieg auf der Luzerner Seite beginnt zunächst moderat, wird dann aber rasch sehr steil. Der Pfad ist teilweise nicht viel breiter als ein Schuh und an mehreren Stellen deutlich ausgesetzt. Er ist mit keinen Hilfsmitteln wie Ketten, Seilen oder Tritten ausgestattet. Bei trockenen Verhältnissen ist das Trassee für trittsichere und schwindelfreie Wanderer unproblematisch. Wenn der Boden jedoch feucht ist, kann es sehr glitschig werden; von einer Begehung ist in diesem Fall abzusehen.
Das Niederschlagsrisiko sollte auch bei scheinbar günstigen Witterungsbedingungen nicht unterschätzt werden. Es kann durchaus sein, dass über dem Brienzersee strahlender Sonnenschein herrscht, während sich am Brienzergrat bereits dunkle Wolken türmen. Der Hohgant ist ein berüchtigter Gewitterherd. Die Zellen ziehen von dort dem Brienzergrat entlang ins Entlebuch. Der Wannenpass ist somit mitten in der heissen Zone.
Bei der Arnibergegg geht der Alpinwanderweg in einen Bergwanderweg über. Die Tour wird nun auf einem Kiessträsschen fortgesetzt. Für den Abstieg in den Kemmeriboden stehen zwei Varianten zur Verfügung. Die eine führt über die Chüblisbüelegg, die andere über Hinder Schönisei. Die zweite Variante ist etwas kürzer und führt obendrein am Alpwirtschaftsbetrieb Tannisboden vorbei, wo man sich im Alpkiosk der Familie Gfeller mit allerlei Köstlichkeiten eindecken kann.
Am Ziel der Tour lockt das Ausflugs- und Seminarhotel Kemmeribodenbad mit erfrischenden Getränken und stärkenden Imbissen. Besonders bekannt ist das Haus für seine üppigen Meringues-Kreationen.