Wanderung Gurnigel-Gantrisch
Eckzahn mit üppigem Panorama
Wanderzeit: 4 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juli - Oktober
Im Übergangsbereich von Voralpen und Alpen liegt die Bergwanderung auf den Gantrisch. Entsprechend kontrastreich ist die Landschaft und die Aussicht: Sie reicht vom Mittelland bis zu den Alpengipfeln. Die letzten 50 Höhenmeter bis zum Gipfel sind ausgesetzt; hier ist die Strecke mit einem Stahlseil ausgestattet. Durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Gantrisch ist von der Bundesstadt aus gesehen der nächstgelegene Zweitausender. 26,8 km beträgt die horizontale Distanz von der Kuppel des Bundeshauses bis zum 2176 m hohen Gipfel. Noch ein paar Dutzend Meter näher läge die Nünenenfluh, doch dort führt kein Weg hinauf, der für normale Wanderer geeignet wäre. Auch der Gantrisch ist nicht ganz ohne Schwierigkeiten zu haben. Für geübte Berggänger ist seine Besteigung dennoch ein wunderbarer Genuss.
Von Bern aus erinnert die Stockhorn-Gantrisch-Kette ein bisschen an eine Reihe von Zähnen. Besonders markant treten die beiden namengebenden Gipfel in Erscheinung: Wie ein Schneidezahn sieht das Stockhorn aus, während der Gantrisch eher an einen Eckzahn erinnert. Doch dieser Eindruck verblasst, je mehr man sich ihm nähert. Schon von der Gurnigel-Wasserscheide aus erweist sich der vermeintlich wohlgeformte Block als höckeriges, gleichsam von geologischer Karies angenagtes Gebilde.
Während man auf dem Weg zur Gantrischhütte zügig an Höhe gewinnt, beginnt man sich ernsthaft zu fragen, ob es überhaupt möglich ist, dieses von senkrechten Flühen und wilden Runsen durchzogene Felsmonstrum ohne Kletterei zu bezwingen. Oh doch, es ist durchaus möglich. Anhaltend steil zieht sich der Bergweg durch das Tälchen zwischen dem Gantrisch und dem Nachbargipfel Bürglen hoch. Ein erster Höhepunkt ist der Morgetepass: Hier öffnet sich die Sicht jäh nach Süden ins Simmental. Das Panorama reicht von der Niesenkette bis zu den Gipfeln des Saanenlands.
Nur noch knapp eine Schuhlänge breit ist der Pfad, der in etwas weniger strenger Steigung zum Schibespitz führt. Weiterhin mässig steil geht es über eine breite Felsrippe zur Südflanke des Gantrisch. Das letzte Stück hinauf zum Gipfel ist nochmals tüchtig schweisstreibend. Ein Seil gibt den Wandernden Halt und Sicherheit. Der Hang ist stark exponiert, so dass ein Fehltritt fatale Folgen hätte.
Die Spitze des Eckzahns erweist sich vor Ort als vergleichsweise flache Graskuppe, was ermöglicht, die umfassende Rundsicht unbeschwert und ausgiebig zu geniessen. Bei klarer Sicht ist das Panorama total: Über den Jura hinweg sieht man bis zu den Vogesen und zum Schwarzwald; Eiger, Mönch und Jungfrau sowie die Blümlisalp beherrschen den Kranz der Hochalpengipfel; weit im Süden sind sogar der Mont Blanc und die Dents du Midi auszumachen.
Der Abstieg führt zunächst auf gleichem Weg zurück Richtung Schibespitz. Bereits bei der signalisierten Wegverzweigung in einem kleinen Felssattel hält man ostwärts. In mehrheitlich sanftem Abstieg geht es hinüber zum Leiterepass, wo sich erneut die Sicht Richtung Norden öffnet. Auf dem gut ausgebauten westlichsten Teilstück des Stockhorn-Höhenwegs gelangt man über Alpweiden zur Alphütte Obernünenen und von da auf einem Kiessträsschen zurück zum Ausgangspunkt, der Postautohaltestelle Gurnigel/Wasserscheide.