Wanderung Stans - Flüeli-Ranft
Auf dem Weg zum Friedensstifter
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Der Bruder-Klausen-Weg verbindet den Nidwaldner Hauptort Stans mit Flüeli-Ranft, wo im 15. Jahrhundert der Einsiedler Niklaus von Flüe lebte. Der Wanderweg führt über Wiesen- und Weideland, zwischendurch auch durch Wälder. Etwas unschön ist der eher hohe Anteil an Hartbelag: Bloss etwa die Hälfte der Wanderung verläuft auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wie so oft hatte sich auch dieser Zwist um Geld und Gier entzündet. Nachdem die Eidgenossen in den Burgunderkriegen reiche Beute gemacht hatten, verkrachten sie sich wegen der Verteilung. Insbesondere zwischen den städtischen und den ländlichen Orten (den Vorläufern der heutigen Kantone) entzündete sich ein heftiger Konflikt, der die Eidgenossenschaft an den Rand eines Bürgerkriegs brachte. Kurz vor Weihnachten 1481 traf man sich zur Tagsatzung in Stans, um einen Ausgleich zu suchen. Doch den Abgesandten gelang es nicht, den Streit beizulegen.
In der nahezu ausweglos scheinenden Situation machte sich der Stanser Pfarrer Heimo Amgrund in einer Winternacht auf den Weg zur Schlucht unterhalb von Flüeli-Ranft. Dort lebte ein Einsiedler, der sich Bruder Klaus nannte. Anderntags kehrte der Bote mit einer Mitteilung des Eremiten nach Stans zurück, die nun zu einer raschen Einigung führte. Die Botschaft aus der Ranftschlucht gilt als geheim – oder zumindest lässt sich feststellen, dass sie nicht überliefert ist. Das auf ihrer Basis ausgearbeitete Vertragswerk des Stanser Verkommnisses legte Massstäbe und Instrumente der innereidgenössischen Friedenssicherung fest und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung des Staatenbunds.
Mit seiner Vermittlung trat Bruder Klaus als Friedensstifter in Erscheinung. Der Mann musste eine aussergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein. Die ersten 50 Jahre seines Lebens verbrachte Niklaus von Flüe, wie er ursprünglich hiess, als Bauer und Familienvater. In dieser Zeit bekleidete er verschiedene politische Ämter. Dann begann er eine Pilgerreise, die er jedoch schon nach kurzer Zeit abbrach, um fortan als Einsiedler zu leben. In der Melchaaschlucht, nur einen Steinwurf von seinem früheren Wohnhaus und seiner Familie entfernt, richtete er sich eine bescheidene Klause ein. Dort widmete er sich dem Gebet und der mystischen Kontemplation, zudem war er als Seelsorger tätig.
Schon bald suchte ihn nicht nur die umliegende Bevölkerung auf. Auch Notabeln von nah und fern statteten ihm Besuch ab, um bei ihm Ratschläge einzuholen. Rasch verbreitete sich die Kunde, der Eremit lebe ohne eigentliche Nahrung und nehme nur Wasser und die Kommunion zu sich. Das dadurch ausgelöste kirchliche Misstrauen führte zu offiziellen Untersuchungen, die jedoch weder Betrug noch Hexerei zu Tage förderten. 460 Jahre nach seinem Tod wurde Bruder Klaus 1947 von der katholischen Kirche heiliggesprochen.
Die Route, die der Bote Amgrund benütze, um von Stans zur Einsiedelei zu gelangen, ist unbekannt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der heutige Bruder-Klausen-Weg ihrem Verlauf in etwa folgt. Den Wanderweg säumen neben den beiden Ranft-Kapellen verschiedene weitere sakrale Sehenswürdigkeiten. Den Auftakt bildet die Pfarrkirche St. Peter und Paul am Ausgangsort Stans. Dabei handelt es sich um ein herausragendes Werk frühbarocker Baukunst, das von einem mächtigen romanischen Glockenturm flankiert wird. Nach kurzem Aufstieg folgt eine kleine Kapelle im Chniri.
Bei der Christenmatt lässt man den auch ausserhalb des Siedlungsgebiets etwas dominanten Asphalt hinter sich und wandert, bei schöner Aussicht hinüber zum Pilatus, über Weideland zur Murmatt. Meist auf Naturwegen, zwischendurch aber auch wieder auf Hartbelag geht es zum Rastplatz Rohren und nach Halten nahe St. Jakob. In leichtem Auf und Ab gelangt man, leider praktisch durchwegs auf Asphaltsträsschen, aber immerhin mit Aussicht über Kerns hinweg ins Brüniggebiet, zum Maichäppeli und über die Wegkreuzung Wisserlen Hofstatt zur Kapelle St. Anton.
Hier beginnt der schönste und aussichtsreichste Teil der Wanderung. Leicht aufsteigend geht es nach Eggli und von dort über eine weite Hochebene nach Bethanien. Das Dominikanerinnenkloster verfügt über eine prachtvolle, in Holzbauweise gestaltete Kapelle und eine nicht minder ungewöhnliche Krypta, die beide öffentlich zugänglich sind.
Über St. Niklausen gelangt man zur Ranftschlucht; etwas oberhalb des Dörfchens steht die Kapelle St. Niklausen, die über einen bemerkenswerten gotischen Wandmalereizyklus verfügt. An der Mösli-Kapelle vorüber steigt man zur Melchaa ab und gelangt auf der anderen Seite des Wildbachs zur unteren Ranftkapelle. Etwas höher liegt die obere Ranftkapelle mit der originalgetreu erhaltenen Eremitenzelle von Bruder Klaus.
Kontrastreiche Architektur erwartet einen am Ziel der Wanderung am oberen Ende der Schlucht: Unweit des bescheidenen Blockbaus, der Mitte des 15. Jahrhunderts als Wohnhaus für Niklaus von Flüe und seine Familie errichtet wurde, steht das imposante, im Jugendstil erbaute Hotel Paxmontana.
Der Bruder-Klausen-Weg lässt sich im Prinzip auch im Winter gut begehen, weil die Strecke aufgrund der geringen Höhenlage oft schneefrei ist. Allerdings liegt der Abschnitt zwischen Murmatt und Halten an den kürzeren Tagen des Jahres im Schatten des Stanserhorns. Die Sonne erscheint dort deshalb erst am Nachmittag.