Wanderung Erstfeld-Gurtnellen-Göschenen
Transitzone Urnerland
Wanderzeit: 7 h 40 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Die Via Gottardo gibt Einblick in die Sonnen- und Schattenseiten des Transitverkehrs am Gotthardpass. Vom weiten Talboden von Erstfeld gelangt man durch das sich zusehends verengende mittlere Reusstal bis nach Göschenen. Bahnlinie und Autobahn säumen öfters den Weg. Dazwischen gibt es viele schöne und naturnahe Abschnitte. Teilstücke auf Hartbelag auch ausserhalb der Siedlungsgebiete.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Kanton Uri verfügt über einen kräftigen Überschuss an Vertikalität. Rundum reisst sich das Terrain in die Höhe. Einzig der Talboden zwischen Flüelen und Erstfeld ist einigermassen flach. Dahinter und rundherum geht es tüchtig aufwärts. Ebene Zonen sind hier ein rares und kostbares Gut. Verschiedene Kreise, die einigermassen flachen Boden benötigen, kommen sich deshalb allerorten in die Quere: Siedlungsgebiete, Strassen und die Eisenbahn bedrängen und durchdringen einander gegenseitig. Für Wanderwege hat es da mitunter nur wenig Platz.
Die Enge wird allerdings erst im Verlauf der Route ein Thema. Der Auftakt der Wanderung erfolgt in grosszügiger Weite. In Erstfeld geht es unter den Bahngeleisen hindurch an die Reuss und dort auf breitem Uferweg am Spielplatz Jagdmatt vorbei flussaufwärts. Nach einer halben Wegstunde entfernt man sich etwas vom Verkehr und vom Talboden, indem man auf alten, mit Natursteinmauern eingefassten Flurwegen nach Buechholz aufsteigt. Von dort geht es in leichtem Auf und Ab an Wiesen mit alten Obstbäumen und an schmucken alten Holzhäusern vorbei nach Dägerlohn. Schon von weitem kündigt sich die mächtige Pfarrkirche St. Albin an. Trotz barocker Innenausstattung ist der Bau wohltuend schlicht eingerichtet.
Die Wanderung ist Teilstück der Via Gottardo. Dieser Weitwanderweg führt von Basel bis nach Chiasso. Er sollte nicht verwechselt werden mit dem Eisenbahn-Lehrpfad «Gottardo-Wanderweg» zwischen Altdorf und Göschenen (der exakt auf der gleichen Route verläuft wie der entsprechende Abschnitt der Via Gottardo). Der Themenweg vermittelt Einblicke in Bautechnik und Geschichte der Gotthardbahn (der heutigen Gotthard-Bergstrecke). Die eher trockenen und technischen Texte auf den Infotafeln richten sich primär an Eisenbahnbegeisterte, doch auch Laien können ihnen die eine oder andere interessante Information entnehmen.
Göschenen liegt etwas mehr als 600 m höher als Erstfeld. Auf der Wanderung dorthin legt man denn auch etwas mehr als 600 m Höhenmeter zurück – allerdings abwärts. Das ist nur dem Anschein nach widersprüchlich. Die Tour weist nämlich unzählige Gegensteigungen auf. Einer davon begegnet man im Gebiet der Ruine Zwing Uri. Von Silenen geht es im Wald steil aufwärts zu dem von Befreiungssagen umrankten ehemaligen Wohnturm, danach ebenso steil gleich wieder hinunter nach Amsteg.
Nach der Durchquerung des Dorfs gilt es erneut kräftig aufzusteigen. Am Weg entdeckt man manchenorts kleine, massiv konstruierte Betonbauten; diese dienen Passanten im Winter bei einem Lawinenabgang als Fluchtnischen. Die Autobahn verläuft teilweise in Tunnels, teilweise auf der gegenüberliegenden Talseite, so dass man sie kaum wahrnimmt. Das ändert sich, nachdem man die Streusiedlungen Vorder Ried und Hinter Ried passiert, in einem Wanderweg-Tunnel den Teifgraben unterquert und den sich daran anschliessenden Wald hinter sich gelassen hat: In Meitschligen wird es laut und stinkig - der Wanderweg führt während der nächsten Viertelstunde direkt der Autobahn entlang. Ganze Kaskaden von Steinschlagschutznetzen erinnern daran, dass Berge eigentlich nur eine einzige Beschäftigung kennen: sich der Erosion hinzugeben.
Beim Picknickplatz Felliboden bessert sich die Situation für eine kurze Weile. Über unzählige Holzstufen steigt man ins Fellitobel ab, unterquert auf Stahlstegen Kantonsstrasse und Autobahn, gelangt danach auf einer Hängebrücke auf die linke Seite der Reuss, v nach wenigen hundert Metern schon wieder zurück und unter der Autobahn hindurch zum Uferweg. Dieser führt dicht am Autobahntrassee entlang, weshalb die Wanderung auch in der folgenden halben Stunde lärmig bleibt.
Erst nachdem man über einen Steg wieder auf die andere Seite des Flusses gewechselt hat, wird es stiller. An einer Feuerstelle mit Spielplatz vorüber erreicht man Gurtnellen-Wiler. Nach dem Elektrizitätswerk ausserhalb des Dorfs geht es erneut steil aufwärts nach Hägrigen, danach mit mässigem Gefälle hinunter zum Stausee Pfaffensprung, wo wieder für eine Weile auf die rechte Flussseite gewechselt wird. Bei Wassen geht es dann endgültig auf die Westseite der Reuss. Die erhöht liegende Dorfkirche ist national bekannt: Von der Eisenbahn aus, die sich hier in mehreren Kehrtunnels in die Höhe schraubt, ist sie aus unterschiedlichen Perspektiven gleich dreimal zu sehen, weshalb sie zu einem Wahrzeichen der Gotthardbahn geworden ist.
Nach einem letzten Abstieg geht es von Wattingen aus abwechslungsweise aufwärts und ebenen Wegs weiter. Durch Waldgebiet, über Wildbäche hinweg, dann wieder direkt dem Bahntrassee entlang – und oft mit Blick auf die Autobahn – nähert man sich dem Ziel Göschenen.