Wanderung Altmatt-Biberbrugg-Rothenthurm
Armeefiasko und gestreckte Katzen
Wanderzeit: 4 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Die Moorlandschaft von Rothenthurm ist die Geburtsstätte des Moorschutzes in der Schweiz. Sie birgt eines der landesweit grössten Hochmoore. Auf der Wanderung über den Chatzenstrick und via Biberbrugg nach Rothenthurm lässt sich diese eindrückliche Landschaft aus der Ferne und von ganz nah erkunden. Ausserhalb des Siedlungsgebiets kaum Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Strässchen, das von der Bahnstation Altmatt hangwärts führt, ist nur auf den ersten paar hundert Metern asphaltiert. Schon bald wandert man auf einem breiten Kiesweg. In der Ebene liegt das ausgedehnte Hochmoor Altmatt-Biberbrugg, das im weiteren Verlauf der Wanderung durchquert wird. In sanftem Anstieg geht es an Wiesen und Weiden vorüber zum Chatzenstrick hinauf. Der passartige Übergang wurde früher von Pilgern aus Luzern auf ihrem Weg nach Einsiedeln genutzt. Wer ihn beging, wurde von den Einheimischen «Chatzestricker» genannt, was sich aufgrund der Dialektfärbung für auswärtige Eidgenossen eher als «Katzenstrecker» anhörte und den Luzernern damit zu einem eher zweifelhaften Ruf als Tierquäler verhalf. Der Flurname geht übrigens auf einen Mann namens Chätzi zurück, dem dieser Land-Strich einst gehörte.
Bei prachtvoller Aussicht auf Einsiedeln und in die Schwyzer und Glarner Alpen geht es auf dem Hügelzug Richtung Norden und dann steil hinunter nach Bennau. Wenig attraktiv ist demgegenüber die nachfolgende Passage zum Bahnhof Biberbrugg: Man wandert auf Trottoirs und ist von Verkehrslärm umgeben. Bei der Tankstelle auf der anderen Seite der Bahnlinie ist dann aber glücklicherweise Schluss mit dem Strassentumult: In leichtem Anstieg geht es durch das Hochmoor Witi zum Waldrand, dann durch den Wald zur Wegverzweigung Tomisloch. Von dort gelangt man zurück in die Ebene, überquert die Biber und taucht endgültig in die Moorlandschaft von Rothenthurm ein.
Der Weg führt nun in leichtem Auf und Ab durch Wäldchen und über Riedwiesen. Die von Grundwasser durchtränkten Flachmoorflächen werden jeweils im Herbst gemäht, damit sie nicht verbuschen. Ganz anders verhält es sich mit den wesentlich selteneren und heikleren Hochmooren. Die dort lebenden Pflanzen werden einzig durch Niederschlag mit Feuchtigkeit versorgt. Die empfindlichen Flächen werden nicht bewirtschaftet und dürfen auch nicht betreten werden.
Die Hochmoore vom Schlänggli bis nach Ägeriried bilden die grösste zusammenhängende Hochmoorfläche, die es heute in der Schweiz noch gibt. Der Wanderweg führt direkt diesem Landschaftsjuwel entlang. In den 1980er-Jahren beabsichtigte die Armee, ausgerechnet hier einen Waffenplatz einzurichten. Gegen das Vorhaben wurde eine Volksinitiative «Zum Schutz der Moore» eingereicht, die 1987 von der Schweizer Stimmbevölkerung angenommen wurde.
Seither stehen nicht allein die Rothenthurmer Moore, sondern gleich alle Moorlandschaften der Schweiz unter Schutz. Der Naturschutz ist jenen Militärplanern, die selbst kurz vor dem Ende des Kalten Kriegs noch immer unbeirrt an ihrem Bauprojekt festhielten, eigentlich zu grossem Dank verpflichtet.
Bei Bibersteg verzweigen sich die Wanderwege. Die eine Route führt teilweise auf Strässchen über Steinstoss und Bubrugg nach Rothenthurm. Attraktiver ist die Variante, die zuerst ein kurzes Stück der mäandrierenden Biber entlang verläuft und dann direkt nach Bubrugg führt; zum Schutz bedrohter Vögel ist ein Teil dieser Strecke jedoch während der Brutzeit (Mitte März bis Mitte Juli) gesperrt. Auf dem letzten Teilstück von Bubrugg nach Rothenthurm fallen die kleinen alten Holzhütten ins Auge, die über die Moorlandschaft verstreut sind. Sie zeugen von vergangenen Zeiten, in denen in vielen Moorgebieten der Schweiz Torf abgebaut und in solchen «Turpehüttli» getrocknet wurde, um später als Brennstoff genutzt zu werden.