Wanderung Sorens-Berlens-Romont
Auf dem Glasmalerei-Weg zur Jungfer vom Hagedorn
Wanderzeit: 4 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Vielfältig zeigt sich die Landschaft auf dieser Wanderung durch das Hügelgebiet des Freiburger Mittellands. Ein Teil der Strecke verläuft auf dem Circuit du vitrail, der zu verschiedenen Kirchen mit bemerkenswerten Glasmalereien führt. Ein herausragendes Schmuckstück ist die Wallfahrtskapelle in Berlens. Rund ein Drittel der Strecke ist asphaltiert.
Detaillierte Routenbeschreibung
Im hügeligen Hinterland von Romont liegt das Dörfchen Berlens. Seit dem Mittelalter zieht es Pilger an, die dort in der Kapelle Notre-Dame de l’Epine (Unsere Liebe Frau vom Hagedorn) um Beistand bitten. Der Name des Gotteshauses geht auf eine (historisch nicht verbürgte) Marienerscheinung zurück. Nach der Überlieferung soll dort die Muttergottes in einem Dornbusch erschienen sein.
Das Kirchlein verfügt über eine etwas makabre Besonderheit, nämlich ein frei einsehbares Beinhaus an der friedhofseitigen Aussenwand. Die Schädel und Knochen, die in einer Nische an der Kirchenwand hinter einem Gitter ruhen, sind Wind und Wetter ausgesetzt. Mit einer lateinisch-französischen Inschrift werden die hier vorbeiziehenden Menschen an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert: «Ihr seid, was wir waren. Ihr werdet, was wir sind.»
Die Kapelle steht auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängergebäudes. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrmals umgebaut. Nach einem Brand wurde das Kirchenschiff Mitte des 17. Jahrhunderts neu errichtet und mit einem Tonnengewölbe gedeckt, das mit Blattwerk und Engelfiguren bemalt ist. Im Chor nimmt die grosse Marienfigur eine prominente Position ein.
Beredtes Zeugnis des Pilgerwesens sind verschiedene Votivobjekte in Form von kleinen Metallplaketten, die in einem Schaukasten an der Seitenwand hängen. Manche davon sind aus Silber und stellen Augen oder andere Körperteile dar. Gläubige haben damit die Heilung ihrer Leiden bekundet. Nach dem Volksglauben vermag der sogenannte Augensegen der Jungfer vom Hagedorn Augenleiden zu lindern und eingeschränkte Sehkraft zu bessern.
Ein besonderer Blickfang sind die farbenprächtigen Glasmalereien des französischen Malers Jean Bazaine. Sie thematisieren den Dornbusch, in dem Maria erschienen sein soll. Die zeitgenössischen Kirchenfenster machen Berlens zu einer lohnenden Station auf dem Circuit du vitrail. Der Rundweg beginnt und endet in Romont. Er führt zu verschiedenen Sakralbauten in der Umgebung des Städtchens und thematisiert damit ein Kulturgut, dem einst grosse Bedeutung zukam.
Glas ist eine der ersten (und zugleich dauerhaftesten) Substanzen, die von Menschen künstlich hervorgebracht wurden. Bereits in Mesopotamien und im alten Ägypten gab es Glasperlen. Nach der Erfindung des Glasblasens kamen in römischer Zeit Gefässe aus Glas sowie Fensterglas in Gebrauch. Wenige Jahrhunderte später hielt mit der Glasmalerei auch Farbe Einzug in die Glasfertigung. Die neuartige Technik wurde anfänglich primär im sakralen Bereich eingesetzt. Im Hoch- und Spätmittelalter kam es auf diesem Gebiet zu einer eigentlichen Blütezeit. In unzähligen gotischen Kirchen Europas zeigen kunstvoll gestaltete Fenster biblische Szenen.
Der Circuit du Vitrail ist zwar ein Rundweg, man muss ihn aber nicht zwingend als Rundtour begehen. Ein grösserer Teil davon lässt sich gut in eine Wanderung integrieren, die landschaftlich mehr Abwechslung bietet und einen deutlich geringeren Hartbelagsanteil aufweist. Ausgangspunkt ist der Campingplatz oberhalb von Sorens. Das Campingareal wird auf einem kurzen Abschnitt auf der Strasse und auf einem Wiesenweg grossräumig umgangen. Der folgende rund zwei Kilometer lange Abschnitt im Wald verläuft auf dem «Sentier des Sculptures à la tronçonneuse du Gibloux»; ihn säumen Dutzende von Holzskulpturen, die mit Motorsägen angefertigt wurden.
Danach folgt eine sehr schöne und abwechslungsreiche Passage. Via Pra de Fera geht es über Wiesenland, an abgelegenen Bauernhöfen und kleinen Gehölzen vorbei. Etwas eintönig ist einzig der knapp halbstündige Abstieg auf Asphalt oberhalb des Ruisseau du Mausson. Umso reizvoller sind anschliessend die Durchquerung des Tobels und der sanfte Abstieg über Wiesen und Weiden nach La Neirigue. Dazwischen passiert man das Dörfchen Grangettes; am Weg liegt die kleine Dorfkirche. Die Eglise St-Maurice ist mit prachtvollen zeitgenössischen Glasmalereien des italienischen Künstlers Anselmo Francesconi ausgestattet.
Leider durchwegs auf Asphalt verläuft der rund einen Kilometer lange Aufstieg nach Berlens. Er weist zwar nur eine mässige Steigung auf, ist aber mit seiner Südlage stark sonnenexponiert und kann daher bei heissem Wetter eine kräftig schweisstreibende Wirkung haben. In Berlens lohnt es sich, nicht nur die Wallfahrtskapelle aufzusuchen, sondern auch die am Weg liegende neuere Dorfkirche von 1962 zu besichtigen. Sie wurde als Betonbau im modernen Stil errichtet. Dazu passen die schlichten Glasmalereien der Seitenfenster, die ineinandergreifende Rechtecke zeigen.
Ein weiterer landschaftlich sehr reizvoller Abschnitt führt über Acker- und Wiesenland an den Gehöften Mottex und La Montagne vorüber. Dabei zeichnet sich zusehends deutlich die markante Silhouette von Romont ab. Die Türme und Häuser der Altstadt liegen erhöht auf einem Hügel.
Beim Flüsschen Glâne erreicht man den tiefsten Punkt der Wanderung. Hier empfiehlt es sich, nicht direkt nach Romont abzuzweigen, sondern einen kleinen Umweg zum Zisterzienserinnen-Kloster Abbaye de la Fille-Dieu einzuschalten. Die Klosterkirche wurde in den 1990er-Jahren renoviert und mit ausdrucksstarken Glasmalereien des britischen Malers Brian Clarke versehen.
Der Circuit du vitrail findet seinen Höhepunkt und Abschluss in der Kollegiatkirche Notre-Dame-de-l’Assomption in Romont. Die Collégiale stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist mit vielfältigen Glasmalereien aus dem 14. und 15. sowie aus dem 19. und 20. Jahrhundert bestückt. Gleich gegenüber befindet sich das Schloss Romont, in dem unter anderem das Schweizer Museum für Glasmalerei und Glaskunst untergebracht ist. Die Institution verfügt über die landesweit grösste Sammlung mittelalterlicher Glasmalerei.