Schneeschuhtour Jaun-Sattel-Musersbergli/Gastlosen
Wenn die Sonne durch den Berg scheint
Wanderzeit: 5 h
Schwierigkeitsgrad: WT Schneeschuhwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Ein wolkenlos blauer Himmel ist unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen dieser Schneeschuhtour in den Freiburger Voralpen. Paradoxerweise benötigt man jedoch kaum Sonnenschutzmittel, denn die Route liegt fast durchwegs im Schatten – mit einer gewichtigen Ausnahme: Zu manchen Zeiten und an bestimmten Stellen scheint die Sonne durch das Felsfenster des Grossmutterlochs.
Detaillierte Routenbeschreibung
Kann Sonnenschein einen Berg durchdringen? Ehe man diese kindliche Frage voreilig verneint, sollte man einen Abstecher in die Freiburger Voralpen unternehmen. Hoch über dem Dorf Jaun erhebt sich der Felswall der Gastlosen. Ihren Namen verdankt die Bergkette dem Umstand, dass ihre Silhouette an ein Kastell erinnert. Doch so festgefügt die spitzen Kalksteintürme auch wirken, sind auch sie dem Zahn der Zeit unterworfen. Davon zeugt unübersehbar das Grossmutterloch.
Rund fünf Meter breit und an die 20 Meter hoch ist der Schlitz, der von weitem wie ein Konstruktionsfehler am Gebirge aussieht. In alter Zeit vermutete man, hinter einer solchen Erscheinung könne nur der Teufel stecken. Nach der Sage warf der Leibhaftige in einem Wutanfall seine Grossmutter gegen die Felswand und schlug dadurch ein Loch in den Berg. Eine alternative Version besagt, er habe die Oma lediglich über die Bergkette hinweggeworfen, sein Vorhaben aber sogleich bereut und mit der Faust zügig den Berg durchstossen, um die Fallende auf der anderen Seite aufzufangen und sie vor hartem Aufschlagen zu bewahren.
Aus wissenschaftlicher Sicht geht es hier um etwas anderes: Die Gastlosenkette wird von grossen geologischen Störzonen durchzogen. Mehrere solche tektonischen Verwerfungen treffen in der «Roche Percée» (durchbohrter Fels) aufeinander. Die Erosion durch einsickerndes Wasser und Frost setzte dem brüchigen Gestein im Laufe der Zeit zu, so dass schliesslich ein Fenster in der Felswand entstand.
Die Felszinne, in der das Grossmutterloch liegt, befindet sich zwischen den Gipfeln von Pfadflue und Eggturm. Am späteren Vormittag im Spätherbst, Früh- und Hochwinter dringt das Sonnenlicht durch das Loch und trifft in den Gebieten Schattenhalb und Unter Sattel während einigen Minuten auf den Alpboden. Wer sich zur richtigen Zeit am passenden Ort einfindet, kann daher mitverfolgen, wie die Sonne buchstäblich durch den Berg scheint. Die Exkursion muss jedoch sorgfältig geplant werden, denn die beschienene Zone verschiebt sich je nach Jahreszeit und Sonnenstand um mehrere hundert Meter.
Im Winter lässt sich das fragliche Gebiet am besten auf Schneeschuhen erreichen. Als Route bietet sich der mit pinkfarbigen Stangen ausgesteckte SchweizMobil-Schneeschuhtrail Nr. 273 an. Ausgangspunkt ist das Dorfzentrum von Jaun. In östlicher Richtung folgt man zunächst einige Dutzend Schritte der Hauptstrasse und zweigt dann zum Jaunbach ab. Nachdem man das Talflüsschen überquert hat, kann man die Schneeschuhe anziehen. Über die Fussmatte gelangt man in den Wald. Zum Auftakt geht es zunächst eine Weile recht steil aufwärts. Dicht beieinanderstehende Nadelbäume schränken die Aussicht ein. Zwischendurch erhascht man dennoch Ausblicke zur Kette von Vanil d’Arpille, Schopfenspitz und Chörblispitz, die sich auf der Nordseite des Tals erheben.
Im Gebiet Schattenhalb nimmt die Steigung ab, zugleich lässt man hier den Wald hinter sich, so dass sich die Sicht zu den scharfen Felszacken der Gastlosen öffnet. Auch das Grossmutterloch lässt sich nun erkennen. Die Scharte sieht aus der Distanz wie ein längliches Schneefeld aus. Auch wenn die Sonne noch nicht durchscheint, weist sie bereits eine deutlich stärkere Leuchtkraft auf. Diese nimmt markant zu, sobald sich die Sonne hinter die Öffnung schiebt. Dann wird es im Felsfenster blendend hell. Die Sonnenstrahlen, die von der anderen Seite her durch das Loch im Berg dringen, bringen diesseits der Gastlosen den Schnee zum Funkeln. Der Zauber dauert je nach Standort und Jahreszeit 15 bis 30 Minuten, danach verdunkelt sich das Grossmutterloch wieder.
An der Alphütte mit der (im Winter geschlossenen) Buvette des Sattels vorüber zieht sich der Schneeschuhtrail in weitem Bogen hinauf nach Sattel. Nochmals etwas steiler geht es, erneut durch Waldgebiet, hinauf zum Gustiweidli. Der letzte Abschnitt der Tour verläuft ebenen Wegs über offenes Gelände nach Musersbergli, wo sich die Bergstation der Sesselbahn ab Jaun befindet.
Zurück ins Tal gelangt man entweder mit Schneeschuhen auf der Aufstiegsroute oder mit der Sesselbahn. Die dritte Variante ist eine Abfahrt auf Kufen (Schlitten können an der Talstation der Bergbahn gebucht und bei der Bergstation bezogen werden). Die Piste verläuft zunächst auf dem gleichen Trassee wie der Schneeschuhtrail. Unterhalb der Buvette des Sattels zweigt sie links ab und führt ebenen Wegs hinüber nach Gross Rüggli. Von dort geht es dann auf einer verschneiten Alpstrasse mit gleichmässigem Gefälle hinunter nach Chli Rüggli und zurück zur Fussmatte. Auf der Südseite des Jaunbachs gelangt man zur Talstation, wo die Schlitten zurückgegeben werden können. Der Schlittelweg eignet sich auch als weniger steile und sanftere Variante für den Abstieg mit Schneeschuhen.
Das Leuchten der Wintersonne im Grossmutterloch kann man wie folgt erleben (ungefähre Zeit- und Ortsangaben gemäss Union fribourgeoise du Tourisme). Schattenhalb: 5. Dezember bis 10. Januar von 11.15 bis 11.35 Uhr. Gross Rüggli (westlich von Schattenhalb): 5. Dezember bis 10. Januar von 10.35 bis 10.55 Uhr. Chli Sattel (nördlich von Sattel): 20. bis 28. November von 10.30 bis 10.45 Uhr sowie 15. bis 22. Januar von 10.45 bis 11.00 Uhr. Unter Sattel (südlich von Sattel): 27. Oktober bis 9. November von 10.35 bis 11.05 Uhr sowie 29. Januar bis 13. Februar 11.00 bis 11.30 Uhr.