Wanderung Charmey-Broc
Durch die Schlucht des Jaunbachs
Wanderzeit: 2 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - Oktober
Zwischen Charmey und Broc hat sich der Jaunbach tief in den Kalkstein gegraben. Ein Wanderweg führt dem Wasser entlang durch die Schlucht. Imposante Felswände, malerische Kaskaden und verwunschener Märchenwald säumen die Route. Kaum Hartbelag ausserhalb des Siedlungsgebiets.
Detaillierte Routenbeschreibung
Nomen est omen: Die Käserei in Charmey wird von einem Herrn namens Kaeser betrieben. Man erhält dort allerlei Leckereien für den Rucksack, namentlich einen ebenso feinen wie würzigen Gruyère d’Alpage. Geschmacklich ist dieser unverkennbar ein Greyerzer, aber wunderbar kräftig – man schmeckt die Kräuter und Gräser der Alp Vounetz oberhalb des Dorfs, auf der die Kühe weideten, gleichsam heraus. Auch Cuchaules und Moutarde de Bénichon sind in der Molkerei erhältlich. Der süsse Gewürzsenf wird jeweils auf das buttrige, mit Safran gewürzte (und deshalb tiefgelbe) Brot gestrichen.
Wenn man sich auf diese Weise mit regionalen Produkten eindeckt, ist man perfekt vorbereitet für die Wanderung durch die Jaunbachschlucht. Unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeit (ausser einer Buvette kaum eine halbe Stunde nach Abmarsch, die zudem nicht direkt am Weg liegt).
Die Wanderung beginnt mit einem Trottoirabschnitt entlang der Hauptstrasse. Nach wenigen Minuten wird in ein Wohnquartier abgezweigt, das schon bald in eine Ferienhaussiedlung übergeht. Allmählich beginnt sich der Weg zu senken. Unten sieht man bereits den Lac de Montsalvens, der von Tannenwäldern und blumenreichen Wiesen umgeben ist. Nach den letzten Häusern endet das Asphaltsträsschen, von nun an wandert man auf Naturwegen – zunächst auf Kies, später auf Waldpfaden und in der Schlucht auf felsigem Grund.
Wer der Uferlinie des Montsalvens-Sees mit offenen Augen folgt, wird rasch bemerken, dass es sich nicht um einen natürlichen See handelt. Das Wasser und der umgebende Wald sind auffällig scharf voneinander getrennt, ohne dass es einen sanften Übergang gäbe. Das ist kein Nachteil. Weil die Senke relativ steil abfällt, hat sich auch die Geräuschkulisse völlig verändert: Sämtliche Motorengeräusche sind einem vielstimmigen Vogelkonzert gewichen.
Der Uferweg bietet viel Abwechslung: Es geht auf und ab, hin und her, dem Wasser entlang, dann wieder durch Wald. Einer der Seearme wird auf einer schmalen Hängebrücke überquert. 60 Meter lang ist der sanft schwankende Steg.
Die Staumauer ist 1921 in Betrieb genommen worden. Es handelt sich damit um die älteste aus Beton errichtete Bogenstaumauer der Schweiz. Der Wanderweg führt quer darüber hinweg. Zur Talseite hin öffnet sich ein spektakulärer Blick in die Jaunbachschlucht. Senkrechte Felswände formen einen tiefen Kessel, auf dessen Grund sich der Jaunbach zwischen groben Felsblöcken dahinschlängelt.
Am anderen Ende der Staumauer geht es auf einer langen Treppe mit Steinstufen den Hang hinunter. Dies ist der einzige Abschnitt der Wanderung, das richtig steil abwärts verläuft. Wenn man unten angekommen ist, geht es vorerst praktisch ebenen Wegs weiter. Die Schlucht wird zwar von steilen Hängen und zwischendurch sogar von praktisch senkrechten Kalksteinflühen gesäumt, ist aber nicht so eng und finster, dass der Einschnitt bedrohlich wirkt.
Der Wanderweg ist mit Holzgeländern gut gesichert. Zwei, drei besonders exponierte Stellen werden unterirdisch passiert, nämlich durch kurze Tunnels. Einzelne Warntafeln machen darauf aufmerksam, dass man das Bachbett nicht betreten darf – wegen des Kraftwerkbetriebs kann es jederzeit zu gefährlichen Flutwellen kommen. Aus diesem Grund verläuft der Weg auch nicht direkt dem Bach entlang, sondern stets etwas erhöht. Gleichwohl hat man immer wieder schöne Ausblicke auf das munter dahinziehende Wasser.
Mitten in der Schlucht wird der Bach auf einer langen, schmalen Holzbrücke überquert. Hier beginnt der wohl malerischste Abschnitt der Route. Die Schlucht verengt sich hier zu einem schmalen Einschnitt. Auf einem Steg hoch über dem Wasser gelangt man zu zwei weiteren Tunnels, dazwischen gibt es einen eindrücklichen Blick auf das Wasser.
Am Ende des zweiten Tunnels öffnet sich das Gelände schlagartig, aus dem ungestüm sprudelnden Bergbach wird ein träge dahinziehendes Flüsschen. Picknickplätze gab es in der Schlucht keine, dafür stehen jetzt mehrere Holzbänke am Weg. Ein letzter Höhepunkt ist der wunderschöne namenlose Wasserfall bei einer Felswand zwischen den Bäumen. In staubfeinen Schwaden rieselt das Wasser in die Tiefe – ein märchenhafter Anblick.
Bald vernimmt man wieder Motorengebrumm, zudem erfüllt kräftiger Duft die Luft: Die nahe Schokoladefabrik in Broc geleitet die Wanderer elegant zum Ziel – es geht einfach der Nase nach. Die Wartezeit bis zur Abfahrt des Zuges lässt sich mit einem Museumsrundgang in der Maison Cailler oder mit einem Umtrunk im zugehörigen Café überbrücken.