Wanderung Meyrin-Satigny
Perlen in der Flugschneise
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Auf Listen der beliebtesten Wanderdestinationen fehlt Meyrin durchwegs. Die Genfer Vorortsgemeinde gilt als touristischer Nobody. Doch wer sie als landschaftliches Niemandsland einstuft, täuscht sich. Wer die Gegend mit offenen Augen durchstreift, entdeckt auch hier kleine Schmuckstücke. Aufgrund der Stadtnähe weist die vorliegende Wanderroute einen relativ hohen Hartbelagsanteil auf (ca. vier Fünftel der Gesamtstrecke).
Detaillierte Routenbeschreibung
Meyrin? Wenn sie die Ortsbezeichnung hören, zucken die meisten Deutschschweizer ratlos die Schultern. Westschweizer hingegen reagieren eher mit Nasenrümpfen. Die Vorortgemeinde im Norden von Genf war im 19. Jahrhundert noch ein Kuhdorf mit ein paar hundert Bürgern. Heute zählt sie rund 25'000 Einwohner und bietet mindestens ebenso viele Arbeitsplätze, hauptsächlich im europäischen Kernforschungszentrum CERN und im Flughafen Genf-Cointrin.
Der Flugplatz liegt teilweise auf Gemeindegebiet; die startenden und landenden Jets donnern zu Stosszeiten nahezu im Minutentakt dicht über das Siedlungsgebiet hinweg. Es handelt sich also nicht unbedingt um eine Gegend, die man um jeden Preis gerne besuchen möchte – schon gar nicht für eine Wanderung. Doch weit gefehlt: Auch hier gibt es interessante Dinge und kleine Kostbarkeiten zu entdecken.
Vom alten Dorfkern geht es in einem Bogen zum neu angelegten, auf Nachhaltigkeit hin optimierten Öko-Quartiers «Les Vergers». Wo sich früher tatsächlich nichts als ein grosser Obstgarten befand, wurden seit 2018 30 Gebäude mit Wohnraum für 3000 Menschen hochgezogen. Das Projekt verpflichtet sich ebenso der Förderung des gesellschaftlichen Zusammenlebens als auch einem verantwortungsbewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Nach dem grossen Kreisel geht es noch eine Weile auf einem Radweg der Hauptstrasse entlang, dann zweigt man auf ein schmales Strässchen ab, umrundet das CERN-Gelände und gelangt leicht aufsteigend zum Dörfchen Bourdigny-Dessous und weiter nach Choully. Während des sanften Abstiegs nach Satigny hat man eine weite Sicht auf die Agglomeration Genf (das Seebecken sieht man zwar nicht, wohl aber die Wasserfontäne des Jet d’eau) und zu den Gipfeln Savoyens. Der Rückweg nach Meyrin folgt zunächst dem Nant d’Avril. Der von Bäumen gesäumte Wasserlauf fliesst zuweilen frei und unverbaut, zuweilen in einem massiven, mit Graffiti geschmückten Betonbett. Später geht es auf gleicher Strecke wie beim Hinweg wieder der Hauptstrasse entlang.
Zum Abschluss der Rundtour empfiehlt es sich, als Supplement noch einen Spaziergang durch Grünanlagen und Wohnquartiere anzuhängen. Auf diese Weise lässt sich eine letzte Attraktion erkunden. Der Jardin botanique alpin wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Textilhändler Amable Gras angelegt, der eine grosse Leidenschaft für Pflanzen und Landschaften des Alpenraums hatte. In seinem Garten im Genfer Flachland pflanzte er Bäume, Kräuter und Blumen aus verschiedenen gemässigten Zonen der Erde. Sogar eine kleine Felslandschaft mit einem winzigen Wasserfall richtete er ein, um die er verschiedene alpine Pflanzen gruppierte. Auf diese Weise lässt sich in der Genfer Flugschneise sogar das intensive Blau von Enzianen bewundern.