Wanderung Yverdon - Champ Pittet
Das Vogelparadies Grande Cariçaie
Wanderzeit: 1 h 40 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Als «Camargue der Schweiz» wird die Grande Cariçaie zuweilen bezeichnet. Die Uferlandschaft am Südufer des Neuenburgersees ist Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten; obendrein bietet sie hohen ästhetischen Genuss. Spannende Einblicke in diese ökologische Schatzkammer erhält man im Naturschutzzentrum Champ Pittet. Ausserhalb des Siedlungsgebiets durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
«Steife Segge» – so heisst ein Sumpfgras, das am Südostufer des Neuenburgersees verbreitet vorkommt. Im lokalen Dialekt wird das Kraut «Cariçaie» genannt. Im Laufe der Zeit ist der Name auch auf die Landschaft übergegangen. Weil diese mit einer Fläche von rund 30 Quadratkilometern beträchtliche Ausmasse aufweist, hat sich dafür die Bezeichnung «Grande Cariçaie» eingebürgert.
Die Gegend ist mit Strassen, Bahnlinie, Campingplätzen und Badestränden erschlossen. Ganz offensichtlich ist die Zeit hier nicht vollständig stehengeblieben: Doch gleichwohl ist die Entwicklung langsamer verlaufen als andernorts. Im Zuge der ersten Juragewässerkorrektion Ende des 19. Jahrhunderts kam es zwar zu einer starken Absenkung des Seespiegels und dadurch zu einer einschneidenden Veränderung der Landschaft. Doch seither hat sich die Uferzone kaum mehr verändert. Sie gilt heute als grösstes zusammenhängendes Seeuferfeuchtgebiet der Schweiz.
Mitten im Naturschutzgebiet liegt das Anwesen Champ Pittet, das im Besitz von Pro Natura ist. In dessen Zentrum steht ein Herrschaftshaus, das Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag des Waadtländer Offiziers Frédéric Haldimand erbaut wurde. Heute ist darin ein Museum mit Restaurant untergebracht. Verschiedene Rundgänge führen durch die umliegenden Auenwälder, über Wiesen mit Obstbäumen und ans nahe Seeufer. Regelmässig werden geführte Touren im Gebiet angeboten. Man kann aber auch ohne weiteres auf eigene Faust einen leichten Spaziergang durch die aussergewöhnlich schöne Naturlandschaft unternehmen. Das ist zu jeder Jahreszeit lohnend und interessant.
Besonders reizvoll ist der Rundweg, der auf einem Bohlensteg über sumpfiges Ufergelände zu einer Holzhütte führt. Als einfacher Ausguck bietet diese eine ausgezeichnete Sicht auf das Seeufer, ohne dass die Besucher die Vögel stören. Die Uferzone ist in diesem Gebiet ein Mosaik von Schilfbeständen, offenen Wasserflächen und kleinen Inselchen, die mit Sumpfgräsern und Sträuchern bewachsen sind. Zu jeder Jahreszeit tummeln sich hier unzählige Wasservögel. Der Neuenburgersee ist in gewisser Hinsicht ein Hotspot des internationalen Flugverkehrs: Er geniesst europäische Bedeutung als Brutgebiet zahlreicher Wasservögel und als Zwischenlandeplatz für Zugvögel.
So sind in der Grande Cariçaie unter anderem mehrere hundert Haubentaucher heimisch. Auf dem Rundgang ans Ufer von Champ Pittet begegnet man ihnen unweigerlich. Die zierlichen, weiss und braun gefiederten Vögel tragen auf beiden Seiten des Kopfs markante rötliche Hauben, die ihnen ein drolliges Aussehen verleihen. Ihren Nachwuchs ziehen sie in schwimmenden Nestern auf, die sie im ufernahen Schilfgürtel anlegen. Zur Paarungszeit im Frühling tragen sie einzigartige Balzrituale aus: Fortlaufend und lautstark schnattern und keckern sie, schütteln wild ihre Köpfe hin und her, richten sich wie Pinguine bolzengerade auf oder schiessen wie Pfeile unter Wasser dahin, um dann vor einem anderen Tier plötzlich an die Oberfläche zu schiessen.
Das Naturschutzgebiet Champ Pittet verfügt über eine eigene Bahnstation: Halbstündlich halten hier die zwischen Yverdon und Estavayer verkehrenden Regionalzüge. Man kann die Anreise aber auch mit einer kleinen Wanderung ab Yverdon verbinden. Die Route führt vom Bahnhof zum Strandbad und anschliessend mehrheitlich durch Waldgebiet. Unterwegs passiert man das Alignement von Clendy, eine der grössten Megalith-Anlagen der Schweiz. Die beiden prähistorischen Steinreihen traten nach der Juragewässerkorrektion zutage, lagen jahrzehntelang in der Gegend herum und wurden schliesslich in den 1970er-Jahren wieder aufgestellt. Manche der insgesamt 45 Menhire weisen mit einer Höhe von über 4 Metern beachtliche Dimensionen auf.