Wanderung Chavornay-Eclépens
Zum Canal d'Entreroches
Wanderzeit: 3 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Das Projekt war kolossal, der Erfolg marginal: Im 17. Jahrhundert wurde der Canal d'Entreroches als Teil einer europäischen Wasserstrasse gebaut. Geldmangel und die Eisenbahn machten ihm den Garaus. Heute ist der Kanal weitgehend verfallen. Ein Wanderweg erschliesst den denkwürdigen Schauplatz. 3,6 km auf Hartbelag im Raum Le Coudray, sonst ausserhalb des Siedlungsgebiets meist Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Krieg ist der Vater vieler Dinge. Auch der Idee einer schiffbaren Verbindung zwischen Neuenburgersee und Genfersee stand er zu Gevatter. Die Initiative dafür ging von den Niederlanden aus, die sich mit Spanien befehdeten und deshalb eine Alternative zur Verkehrsroute entlang der feindlichen Küste suchten. Fündig wurden sie im Schweizer Mittelland. Den tiefsten Punkt der Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer bildet eine natürliche Kluft, deren Sohle auf knapp 460 m ü. M. östlich des Mormonts liegt.
Ab 1638 wurde diese Rinne zu einem Kanal ausgebaut, der von Norden her mittels mehrerer Schleusen zugänglich gemacht wurde. Aufwendig konstruierte Zulaufbauwerke stellten die nötige Wassermenge sicher. Für den «Abstieg» nach Lausanne waren Dutzende weitere Schleusen erforderlich; nachdem ein Teil davon realisiert worden war, ging der Trägerschaft das Geld aus. Immerhin bis Cossonay wurde der Kanal realisiert. Während fast 200 Jahren diente er hauptsächlich dem regionalen Warentransport.
Das Ende kam abrupt: 1829 wurde ein Aquädukt verschüttet, die Verbindung war damit blockiert. Auf eine Instandsetzung wurde verzichtet – am Horizont dämmerte schon die Ära der Eisenbahn. Die malerischen Überreste des Kanals sind im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz in der Kategorie «nationale Bedeutung» verzeichnet. Sie lassen sich auf einer Wanderung erkunden. Das Wanderroutennetz ist in diesem Gebiet allerdings etwas dünn – man hat keine grosse Auswahl, wenn man sich eine Tour zusammenstellen will.
Der vorliegende Vorschlag verbindet zwei Teilstücke auf Wanderwegen mit einem Abschnitt, der ausserhalb des Wanderroutennetzes auf Strässchen verläuft. Das ergibt zwar einen etwas erhöhten Hartbelagsanteil, dafür kann man davor und danach einige hübsche Strecken in reizvoller Landschaft geniessen. Ausgangspunkt ist Chavornay, ein überraschend lebendiges Dorf voller Läden, Gewerbebetriebe und Gaststätten – weit mehr also als das karge Einerlei von Pizzeria und Nagelstudio, dem man sonst in Dörfern oft begegnet.
Auf der Richtung Echallens signalisierten Wanderroute wird das Siedlungsgebiet der Länge nach durchquert, was eine ordentliche Weile dauert. Am südlichen Ende des Dorfs liegt die spätromanische Kirche Saint-Maurice. Wenig später wird die Autobahn A1 unterquert, danach wird die Umgebung grün und still. Ein schöner Waldpfad zieht sich dem Wasserlauf des Talent entlang flussaufwärts. Der untere Teil des Flüsschens ist mit moosüberwachsenen Steinblöcken kanalisiert. Vom Picknickplatz unterhalb des Gehöfts Le Moulin an ist das Flussbett jedoch unverbaut. Der Weg verläuft nun etwas oberhalb des Wassers und beginnt nach und nach zu steigen.
Bei der Wegkreuzung am Ende des Walds wechselt der Charakter der Wegoberfläche: Für die nächsten Dreiviertelstunden muss man sich mit Beton und Asphalt arrangieren. Zunächst geht es auf der Wanderroute Richtung Echallens südwärts. Nach der Durchquerung des Golfplatzes Le Brésil erreicht man den Weiler Goumoens-Le-Jug. Zusammen mit umliegenden Dörfchen war dieser im 18. Jahrhundert im Besitz des Berner Universalgelehrten Albrecht von Haller. Sein einstiges Gutshaus steht noch immer. Die Wanderweg-Abzweigung Richtung Echallens bzw. Etagnières ignorierend, bleibt man auf dem Strässchen, das zunächst über den Talent, dann sanft aufsteigend zum Weiler Le Coudray führt. Auf einer Überführung gelangt man über die nahe Autobahn hinweg. Wenige Schritte danach lässt man Verkehr und Asphalt hinter sich und steigt auf einem Natursträsschen im Wald ab. Die Waldlichtung Tilèrie eignet sich wunderbar für eine Rast: Wiesen mit Obstbäumen, Holzbänke und ein grosser Holztisch am Waldrand, dazu Vogelgezwitscher und Windesrauschen – was begehrt das Wanderherz mehr?
Der eigentliche Höhepunkt der Wanderung steht jedoch noch bevor. Nach einer weiteren Waldpassage gelangt man zur Lichtung von Entreroches. Unten verkehren die Personen- und Güterzüge der Jura-Südfusslinie. Nach einer Spitzkehre erreicht man die «Pièce de résistance» der Wanderung: Der Canal d'Entreroches ist ein unscheinbares Tälchen, dem man heute nur noch ansatzweise ansieht, was für ein Zweck ihm ursprünglich zugedacht war. Der Boden und die im unteren Teil gemauerten Flanken sind mit Pflanzen überwuchert, im einst von Schiffen befahrenen Becken liegt nur noch wenig Wasser – das Kernstück einer ursprünglich transkontinental angelegten Transportachse ist zum Tümpel verkommen.
Am Ende des Walds geht es zügig zurück in die Gegenwart: An gewaltigen Öltanks vorüber, die einen klebrigen Geruch verbreiten, geht es zur Bahnstation Eclépens.
Variante, etwas kürzer und mit weniger Hartbelag: Von der Bahnstation Bavois marschiert man, fern von signalisierten Wanderwegen, der Kantonsstrasse entlang Richtung Westen bis zum Canal d’Entreroches, zweigt dort südwärts ab und folgt dem offenen Wasserlauf bis an dessen Ende. Die Richtung beibehaltend gelangt man zu einem Strässchen, das einen zum ehemaligen Hafenhaus am Eingang der Klus von Entreroches führt; das Gebäude wurde zwischen 1640 und 1650 erbaut und beherbergte den Schleusenwärter und seinen Gehilfen, weshalb es auch Maison de l’éclusier oder Maison du commis genannt wird. Durch die Klus erreicht man den künstlich geschaffenen Kanaleinschnitt. Statt nach Eclépens zweigt man danach auf den Wanderweg rechts ab, gelangt in sanftem Aufstieg auf den Mormont und steigt von dort nach La Sarraz ab (Streckenlänge 11,4 km, Aufstieg 340 m, Abstieg 300 m, Marschzeit 3 h 15 min). Nachfolgend die Karte zur Originalroute, weiter unten die Karte zur Variante.