Wanderung Châtel-St-Denis - Oron
Amphibische Konzerte im Tal der Broye
Wanderzeit: 4 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: April - November
Das Wanderwegnetz im Grenzgebiet der Kantone Waadt und Freiburg ist dünn und lässt keine grosse Wahl zu. Gleichwohl bietet die vorliegende Route viel. Schöne Passagen durch einsames Weideland und über aussichtsreiche Höhen wechseln sich ab. 45 % Hartbelag: Zu Beginn 2 km auf Trottoirs und Asphaltsträsschen, danach mehrere weitere, jedoch kürzere verstrasste Abschnitte.
Detaillierte Routenbeschreibung
Eigentlich ist es kein Problem: Nach Rogivue fahren Postautos. Doch leider verkehren sie hauptsächlich für Schüler und daher nur von Montag bis Freitag. Wer am Wochenende anreisen will, hat Pech gehabt. In diesem Fall wird die Wanderung halt noch ein bisschen länger. Das ist nicht weiter schlimm. Einzig einen etwas schöneren Einstieg könnte man sich wünschen: Vom Ausgangspunkt, dem Bahnhof von Châtel-St-Denis, geht es zuerst der Hauptstrasse entlang zum Dorfrand, wo ein Strässchen Richtung Remaufens abzweigt, das leider ebenfalls asphaltiert ist.
Nach einer halben Stunde, kurz nach der Wegverzweigung Le Crêt, bessert sich die Situation jedoch deutlich. Ein einfaches Kiessträsschen führt in schönem Wechsel durch sanft hügeliges Wiesland und durch stille Wälder. Unterhalb des Gehöfts Charavet setzt das Leiden am Asphalt nochmals für eine Weile ein: Der Wanderweg führt auf einer Länge von rund einem Kilometer einer zuweilen recht sportlich (d.h. schnell) befahrenen Hauptstrasse entlang, noch dazu ohne Trottoir. Es empfiehlt sich also, im Grasbankett zu marschieren und ein Auge auf den Verkehr zu haben.
Von Rogivue an lässt man den Strassenverkehr endgültig hinter sich. Das Moorgebiet Les Mosses wartet mit zauberhaften Weihern, weiten Riedgrasflächen und einer eindrücklichen Geräuschkulisse auf: Im Frühling und Sommer halten unzählige Frösche ein vielstimmiges Konzert. Kurvenreich führt die Wanderroute danach am Weiler Le Jordil vorbei. Der gleichnamige Hügelzug birgt einige bescheidene Kohlevorkommen, die im frühen 19. Jahrhundert mittels Minen abgebaut wurden, bis die Eisenbahn Einzug hielt und den Markt mit qualitativ besserer und vor allem billigerer Kohle aus den Nachbarländern überschwemmte.
Sanft senkt sich der Weg darauf ins Tälchen der Mionne. Am gegenüberliegenden Hang zeigt sich unübersehbar ein mächtiger Kirchturm. Man erreicht ihn, nachdem man an der alten Mühle von Villard vorbeigezogen und ins Dorf St-Martin aufgestiegen ist. Bei prachtvoller Rundsicht zu den umliegenden Hügeln und ins nahe Mittelland gelangt man über den Standort Signal an den Ortsrand von Chesalles-sur-Oron. Hier breitet sich eine landschaftliche Szenerie aus, die wie ein Bühnenbild wirkt: Hinter dem etwas tiefer liegenden stattlichen Schloss Oron ziehen sich sanft gewellte Hügel mit Wäldern, Feldern und Dörfern bis an den Horizont.
Am nahen Waldrand steht ein grosser Picknickplatz mit Feuerstelle und zahlreichen Bänken und Tischen bereit. Wer für den Imbiss ein Schattenplätzchen im Wald vorzieht, wird wenige Minuten später fündig: Wie ein Hexenhäuschen aus dem Märchen versteckt sich beim erratischen Block «Pierre blanche» eine alte Schutzhütte zwischen den Bäumen.
Das gut erhaltene Schloss Oron wurde vermutlich bereits im 12. Jahrhundert errichtet und diente zunächst lokalen Adelsgeschlechtern als Wohnsitz und Stützpunkt. Von 1536 an war es eine der vielen Residenzen bernischer Landvögte im waadtländischen Untertanenland. Nach der französischen Revolution kam es in Privatbesitz, musste aber wiederholt weiterverkauft werden, weil die Besitzer überschuldet waren. Seit 1936 gehört es einem Verein, der sich für dessen Erhaltung einsetzt. Das Schloss kann im Sommerhalbjahr im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Das Innere des Bergfrieds und der Wehrgang lassen sich auch auf eigene Faust erkunden.
Noch einmal einen völlig anderen Charakter zeigt die Wanderroute in der letzten halben Stunde. Dem Flon entlang geht es von Oron-le-Châtel hinunter nach Oron-la-Ville. Der Wasserlauf gebärdet sich, wie wenn er nicht im Mittelland, sondern in den Alpen läge, und sprudelt munter über Stock und Stein talwärts. Verschiedene geschützte Plätzchen mit ruhiger Strömung laden zur Rast und zum Spielen und Planschen ein.