Wanderung Chavanne-Versoix
Schlupfwinkel im Niemandsland
Wanderzeit: 3 h 40 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Auf ihrem kurzen Weg von Frankreich in den Genfersee durchzieht die Versoix paradiesisch schöne Auenwälder. Uferwege folgen dem Wasserlauf zuweilen ganz nah, teilweise in gebührender Distanz. Einige Abschnitte auf Hartbelag auch ausserhalb des Siedlungsgebiets, mehrheitlich aber Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
«Willkommen in Frankreich!» verheisst die Roaming-Info der heimischen Mobilnetzbetreiber, obwohl man noch immer deutlich in der Schweiz ist. Doch eine Hügelkette schirmt nicht nur gegen helvetische Funknetze, sondern auch gegen manche anderen zivilisatorischen Einflüsse von hüben und drüben ab. Versoix: So heisst ein Genfer Vorort und auch der Fluss, der an ihm vorbei in den Genfersee fliesst. Der Begriff geht auf das Altfranzösische zurück und soll so viel wie Schlupfwinkel bedeuten.
Mit ihren 27 km Länge erscheint die Versoix als ein ziemlich bescheidener Zufluss der Rhone. Doch weil sie in ihrem Quellgebiet am Fusse des französischen Juras grossflächige Karstgebiete entwässert, führt sie auch im Hochsommer meist erstaunlich viel Wasser. Deshalb tritt sie in der Regel nicht als bescheidendes Bächlein, sondern als stattlicher Fluss in Erscheinung.
Das gilt erst recht zur Zeit der Schneeschmelze im Frühling. Dann schwillt sie zu eindrücklicher Grösse an, bewahrt sich aber den quirlig lebendigen Charakter eines Bergbachs und schiesst mit beinahe überschäumender Kraft und eindrücklicher Geschwindigkeit zwischen den Bäumen der Auenwälder dahin, die ihren Lauf säumen.
Weil sie auch bei Trockenheit relativ konstant Wasser führt, wurde sie schon zu römischer Zeit für die Versorgung der Region Nyon mittels eines Aquädukts angezapft. Vom Mittelalter an trieb sie Mühlen an und diente der Bewässerung. Trotz solcher Nutzungen zeigt sich ihr Flussbett bis heute auf weiten Strecken in einem weitgehend natürlichen Zustand. Einzig unterhalb des Quellgebiets im französischen Divonne (nahe der Schweizer Grenze) sowie im Bereich der Mündung in den Genfersee sind die Ufer verbaut.
Die Wanderung dem Wasserlauf entlang gliedert sich in zwei Teile. Gestartet wird beim Grenzübergang Chavanne-de-Bogis. Von der Bushaltestelle legt man erst einige Schritte Richtung Genfersee zurück und zweigt dann auf einen bekiesten Feldweg ab. Von der Versoix bekommt man auf diesem ersten Abschnitt noch kaum etwas mit, da der Wanderweg meist mehrere hundert Meter vom Auenwald entfernt durch offenes Gelände führt.
Das ändert sich in Chavanne-des-Bois. Nun geht es direkt dem Wasser entlang durch das Naturschutzgebiet Combes Chapuis. Mit verschlungenen Wurzeln stehen die Bäume dicht am Fluss, manchenorts werden kleine Gehölze sogar wie Inseln vom Wasser umströmt. Einzelne Pfade, die das Schutzgebiet durchqueren, dürfen nicht betreten werden. Der gelb signalisierte Wanderweg verläuft teilweise etwas abseits des Ufers. Auf weiten Strecken führen aber auch schmale Pfade direkt dem Wasser entlang. Sofern die Versoix kein Hochwasser führt, können sie bedenkenlos genutzt werden. Etwas höher am Hang liegt das Tumulus (prähistorische Grabstätte) von Mariamont.
Im Gebiet des Weilers La Bâtie ist die Route auf einer Strecke von etwas mehr als einem Kilometer abseits des Flusses angelegt. Danach kann man aber schon bald wieder auf Uferpfade zurückkehren. Kurz nach der Unterquerung der Autobahn ist dann aber definitiv Schluss mit dem kühlen Auenwald: Nun steigt man zum Siedlungsgebiet von Versoix hinauf und erreicht nach kurzer Zeit die Bahnstation des Städtchens.