Wanderung Le Landeron - La Tène - Neuchâtel
Neuenburger Uferwege
Wanderzeit: 4 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Ein hübsches mittelalterliches Städtchen, ein Fluss mit kurioser Fliessrichtung und idyllische Seeuferwege: Die Wanderung entlang von Zihlkanal und Neuenburgersee bietet interessante Eindrücke und Erlebnisse. Die Uferpromenade von St-Blaise nach Neuchâtel ist weitgehend asphaltiert; ansonsten verläuft die Route meist auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Le Landeron zeigt das typische ausufernde Siedlungsbild des Schweizer Mittellands. Ganz anders tritt hingegen die historische Altstadt in Erscheinung: Die bunt bemalten, dicht aneinander gedrängten alten Häuser umgeben einen langgezogenen Platz, der mit schattenspendenden Bäumen bepflanzt und an seinen äusseren Enden von zwei prachtvollen Brunnen begrenzt ist.
In der Stadtkapelle wurde den Frauen schon vor Jahrhunderten ein Ehrenplatz zugewiesen, weil sie einen Reformator vertrieben hatten, während die Männer in den Rebbergen arbeiteten. Das Städtchen blieb dadurch im weitgehend reformierten Kanton Neuenburg katholisch, was sich unter anderem in einem kalendarischen Kuriosum niederschlug: Le Landeron schloss sich rasch der gregorianischen Kalenderreform an und war dadurch dem übrigen Kanton (der die Erneuerung des julianischen Kalenders als papistischen Blödsinn qualifizierte) während gut eines Jahrhunderts konstant um zehn Tage voraus.
Der winzige Stadtkern ist rasch durchquert, und schon bald erreicht man den Zihlkanal, der den Neuenburgersee mit dem Bielersee verbindet. Ein breiter Kiesweg folgt dem Fluss in westlicher Richtung. Weil der Kanal nicht schnurgerade gebaut ist, sondern sich in sanften Kurven durch die flache Landschaft schlängelt, verläuft die Uferwanderung wohltuend abwechslungsreich. Dazu trägt auch der Wechsel zwischen offenem Gelände, dichtem Ufergehölz und einzeln stehenden Pappeln bei.
Besonders reizvoll ist der Abschnitt bei der alten Zihl, wo der Kanal-Uferweg einen kleinen Haken schlägt. Die einstige Flussschleife ist heute ein Naturschutzgebiet; das teichartige Gewässer bietet unter anderem Bibern Lebensraum. Weniger angenehm als dieser idyllische Anblick sind die Geruchsschwaden, die von der nahen Erdölraffinerie Cressier herüberwehen.
Der an sich unspektakuläre Zihlkanal weist eine skurrile Eigenschaft auf, die zumindest im Schweizer Massstab, ja vermutlich sogar global einzigartig ist. Es kommt nämlich regelmässig vor, dass das Wasser hier in entgegengesetzter Richtung fliesst. In der Regel entwässert der Kanal den Neuenburgersee Richtung Bielersee bzw. Aare. Wenn die Aare jedoch aufgrund starker Niederschläge im Berner Oberland Hochwasser führt, wird die Zihl gleichsam nach Westen abgedrängt – der Neuenburgersee funktioniert dann als Überlaufbecken.
Bei Epagnier erreicht der Uferweg eigentlich den Neuenburgersee, doch als Wanderer muss man sich noch eine Weile gedulden, bis man das Wasser zu sehen bekommt. In La Tène, wo nach der Juragewässerkorrektion zahlreiche aufschlussreiche Fundstücke aus der Bronzezeit im einstigen Seegrund auftauchten, verstellt ein Campingplatz den Seeblick, anschliessend gilt es, ein ausgedehntes Klinikareal landwärts zu umgehen. Doch schliesslich schlängelt sich ein schmaler Pfad direkt dem Ufer entlang Richtung St-Blaise – zweifellos das malerischste Teilstück der Wanderung.
Was danach folgt, ist deutlich weniger erbaulich: Über Strässchen und Trottoirs geht es oft fernab vom Wasser hinter Hotels, Firmengebäuden und Wohnhäusern hindurch – als Uferweg lässt sich diese Passage nicht ernsthaft bezeichnen. Einzig beim Latenium-Museum und nach dem Freibad spaziert man eine Weile dem See entlang. Nach dem Maladière-Stadion durchquert man das Universitätsgelände und gelangt zur Standseilbahn, mit der man direkt zum Bahnhof Neuenburg hochfährt.