Wanderung rund um die Gastlosen
Die Kalktürme im «abgelegenen Land»
Wanderzeit: 4 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Aus der Ferne erinnern die scharf gezackten Felswände der Gastlosen ein wenig an die Dolomiten. Das Massiv an der Grenze von Saanenland und Greyerzerland weist allerdings wesentlich bescheidenere Dimensionen auf als das Südtiroler Original. Mit einer schönen Tageswanderung lässt es sich zügig umrunden. 0,5 km auf Hartbelag bei Grat, sonst durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Im Saanenland kursiert folgender Witz: Wie viele Leute braucht es, um in Abländschen die Kirchenglocke zu läuten? Die Antwort: Drei Personen – eine läutet das Glöcklein, die zweite hält die Kirche fest, damit sie nicht kippt, und die dritte teilt im Dorf mit, man solle ganz still sein, dann könne man das Bimmeln hören. Es ist wirklich winzig klein, das Kirchlein von Abländschen. Noch unglaublicher ist aber das Gebirge, das sich dahinter erhebt. Weisse Kalktürme mit messerscharfen Spitzen ragen nahezu senkrecht in die Höhe. Das bizarre Massiv trägt einen kuriosen Namen: Gastlosen. Er wird auf das lateinische Wort «castellum» zurückgeführt. Tatsächlich erinnert das abenteuerlich gezackte Gebirge an eine zinnenbewehrte Burganlage.
Abländschen gehört zur Gemeinde Saanen, ist aber vom freiburgischen Jaun aus besser erreichbar. Auf der Freiburger Seite des Tals befindet sich auch eine Sesselbahn, die zur nordöstlichen Flanke der Gastlosen führt. Der «Gastlosen-Express», wie die Anlage etwas hochtrabend heisst, fährt vom Dorfteil Kappelboden bis zum Musersbergli bzw. nach Mauzes Bergle, wie der Flurname auf Französisch heisst. Dort befindet sich der Ausgangspunkt einer reizvollen Wanderung rund um das Gastlosen-Massiv.
Es empfiehlt sich, die Route im Gegenuhrzeigersinn zu begehen, weil sich auf diese Weise ein ziemlich ruppiges Wegstück beim Wolf-Ort im Aufstieg bewältigen lässt. Der Weg rund um die Gastlosen ist mehrheitlich als schmaler Bergpfad angelegt, der zuweilen recht ansehnliche Höhendifferenzen überwindet. Mehrere Berghütten am Weg sorgen für ausgewogen verteilte Einkehrmöglichkeiten. Die erste davon liegt gleich neben der Sesselbahn-Bergstation.
Vom Musersbergli gelangt man in leichtem Auf und Ab durch Bergwälder und über Alpweiden über Gustiweidli zum Soldatenhaus (wo man sich nicht nur verpflegen, sondern auch übernachten kann). Danach geht es auf einem steinigen, zum Teil sehr steilen Pfad zum Wolf-Ort. Der Passübergang liegt auf der Grenze zwischen den Kantonen Freiburg und Bern – und verhilft zu einer ganz neuen Perspektive: Das Saanenland mit seinen anmutigen Hügeln und den hoch aufragenden Gipfeln im Hintergrund liegt einem gleichsam zu Füssen.
Die Gehrichtung wendet sich nun gegen Osten. Über Alpweiden geht es zunächst einige Minuten abwärts, danach verläuft der Pfad mehr oder weniger ebenen Wegs am Fusse der Sattelspitzen. Im Gebiet Oberberg senkt er sich erneut leicht in einen weiten, grünen Kessel. Nach Querung des Büelsgrabens kehrt man zurück auf Freiburger Boden. Direkt dem Fuss der Gastlosen-Flühe entlang gelangt man zum Berghaus Grat. Hier schwenkt der Weg nach Norden um und führt durch Waldgebiet erst abwärts, danach durch lichten Jungforst wieder aufwärts zur Sesselbahn-Bergstation Musersbergli.