Wanderung Aprikosenpfad Saxon
In der Aprikosen-Kapitale der Schweiz
Wanderzeit: 2 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: März - November
An den Hängen rund um das Unterwalliser Dorf Saxon gedeihen unzählige Aprikosenbäume. Ein Lehrpfad verbindet mehrere dieser Obstgärten und führt zudem zu einer spektakulären Burgruine, einer ungewöhnlichen Kapelle und durch ein wildes Tobel. Rund 40% der Wanderung verläuft auf Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Rhonetal ist das einzige Gebiet in der Schweiz, wo Frühlings-Adonis gedeihen. Die seltenen goldgelben Blüten zeigen sich dort an fünf verschiedenen Standorten. Das bedeutendste Vorkommen gibt es zwischen Saxon und Charrat. Der «Chemin des Adonis» verbindet die beiden Unterwalliser Dörfer. Je nach Verlauf der Witterung im vorangegangenen Winter blühen die raren, in dichten Büscheln beisammenstehenden Pflanzen zwischen Anfang März und Ende April. Die Blüten stehen in dichten Büscheln beisammen und stechen mit ihrem leuchtenden Gelb deutlich aus dem mattgrünen Gras hervor – eine wahre Augenweide. Weniger reizvoll ist der Hintergrund: In der Ebene des Rhonetals zeigt sich eine ausgedehnte, unansehnliche Ansammlung von Verteilzentren, Busgaragen und anderen Gewerbegebäuden. Man kann es deshalb bei einem kurzen, aber immerhin lohnenden Adonis-Abstecher bewenden lassen.
Der Hauptstrasse entlang wird der neuere Dorfteil von Saxon durchquert, danach zweigt man hangwärts ab, gelangt durch einen gedeckten Laubengang zum Sammelbecken eines Wildbachs und in dessen Tälchen zu einem kleinen Wasserfall. Durch den Wald und einem Rebberg entlang geht es zu einem Strässchen, das nach Le Carvin führt. Nach einer schönen Passage auf einem Naturweg durch Weideland mit Felsen und kleinen Gehölzen erreicht man den ersten Adonis-Standort.
Danach wandert man zurück nach Le Carvin und von dort, vorerst wieder auf Asphalt, schon bald aber auf Naturpfaden, hangaufwärts. Richtschnur ist die Tour de l’ancien Château. Der Turm ist der gut erhaltene Zeuge eines Schlosses, das im Mittelalter an aussichtsreicher Lage errichtet und später geschleift wurde. Bei einem schmucken Kirchlein, das früher als Schlosskapelle diente, laden Tische und Bänke zu aussichtsreicher Rast.
Der Turm lässt sich über eine respektgebietende Wendeltreppe besteigen. Die solide Metallkonstruktion schraubt sich in engen Windungen schwindelerregend weit hinauf. Oben bietet eine Aussichtsplattform einen eindrücklichen Ausblick auf lange Reihen von Bäumen, die sich durch die Wiesen ziehen. Bei den meisten davon handelt es sich um Aprikosenbäume. Das Dorf Saxon und seine Umgebung gilt als eines der bedeutendsten Aprikosenanbaugebiete der Schweiz.
Passend dazu ist dort ein «Sentier de l’Abricot» angelegt. Der Lehrpfad führt vom Schlossturm ins tief eingeschnittene Tobel des Torrent de Vella, auf dessen gegenüberliegender Seite über einen sehr steilen, kurvenreichen Pfad hinauf nach Champ Laurent und von dort über den Weiler Tovassière hinunter in den alten Ortskern von Saxon, von wo man wieder zum Bahnhof absteigt.
Die Informationstafeln des Aprikosenwegs vermitteln Wissenswertes rund um die köstlichen Früchte. So erfährt man etwa, dass diese Früchte schon seit über 200 Jahren im Wallis angebaut werden. Früher dominierte die Sorte Luizet, die zwar als besonders delikat galt, aber einen gewichtigen Nachteil hatte: Praktisch die gesamte Ernte war zur gleichen Zeit reif, überschwemmte den Markt und liess die Preise einbrechen. Deshalb und wegen der ausländischen Konkurrenz blieben die Walliser Aprikosenproduzenten immer wieder auf ihrem Obst sitzen. Ihr Unmut entlud sich 1953 in einem handfesten Krawall: Die aufmüpfigen Bauern zündeten Obstkisten an und setzten einen Bahnwagen in Brand. Mittlerweile hat man mit Staatsgeldern diversifiziert: Heute werden im Wallis 15 verschiedene Aprikosensorten angebaut.