Wanderung Chermignon - Lens - Le Châtelard
Copacabana im Wallis
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - November
Zuoberst auf der Colline du Châtelard steht eine grosse Statue, die aus der Ferne wie ein riesiger Finger aussieht. Die auf einem hohen Sockel ruhende Christkönig-Figur ist ein Aussichtspunkt, der sich auf einer leichten Wanderung erreichen lässt. Etwa ein Viertel der Strecke verläuft auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
In Chermignon beginnt sie, in Chermignon endet sie, und doch ist diese Wanderung keine Rundtour. Die Siedlung am Sonnenhang oberhalb von Sierre besteht nämlich aus zwei Teilen. Chermignon-d’en-Haut, wo die Wanderung beginnt, ist ein stattliches Dorf. Das tiefer liegende Chermignon-d’en-Bas ist demgegenüber bloss ein etwas gross geratener Weiler. Beide bildeten früher eine eigenständige Gemeinde, verfügten aber über keine eigene Kirche. Sonntag für Sonntag sowie an den Feiertagen pilgerten die Einwohnerinnen und Einwohner in die Pfarrkirche St-Pierre im Nachbardorf Lens.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihnen das zu mühsam, weshalb sie eine eigene Pfarrei gründeten und eine Dorfkirche errichteten. Das 1952 eingeweihte Bauwerk liegt etwas ausserhalb von Chermignon-d’en-Haut und damit nicht direkt am Wanderweg nach Lens. Ein Besuch und der damit verbundene kleine Umweg lohnen sich jedoch. Die Kirche wurde als Betonbau erstellt, mit Natursteinen verkleidet und mit grossflächigen Glasmalereien ausgestattet, die viel Licht ins Innere lassen. Besonders in den beiden Seitenkapellen links und rechts des Altarraums sorgt das natürliche Tageslicht für zauberhafte Farbenspiele.
Der erste Teil der Wanderung Richtung Lens verläuft vorbei an Wiesen und Gehölzen. In Chermignon marschiert man zunächst auf Hartbelag, dann auf Feldwegen, später in Lens nochmals auf Asphalt. Der Hartbelagsabschnitt endet beim Sportplatz oberhalb des Dorfs. Von hier an und bis kurz vor dem Ziel wandert man nun durchwegs auf Naturwegen. Zunächst geht es auf einem Kreuzweg steil den Bergwald hinauf. Die einzelnen Stationen sind als Bildstöcke mit kleinen Reliefs ausgestaltet.
Charles Ferdinand Ramuz hat die markante Felskuppe des Châtelard als «veritables Golgatha» bezeichnet. Später, in den 1930er-Jahren, wurde dort auf Initiative eines lokalen Geistlichen die «Statue du Christ Roi» (Christ-König-Statue) errichtet. Die 15 Meter hohe Eisenstatue steht auf einem Sockel von nochmals gleicher Höhe. Dadurch ist sie im Rhonetal von weitherum sichtbar. Die Figur, die ihre recht Hand zum Schwur erhebt, erreicht zwar nicht die gleiche Strahlkraft wie etwa die Freiheitsstatue in New York oder der Cristo Redentor an der Copacabana von Rio de Janeiro. Trotzdem kommt ihr eine beachtliche symbolische Bedeutung zu: Der Christ-König soll die christliche Herrschaft über Geist, Seele, Institutionen und Politik im Wallis repräsentieren.
Im Sockel der Statue ist eine Kapelle eingebaut, deren Vorhalle offen ist. Die Wappenschilder der Walliser Bezirke schmücken das Portal. Die Einsegnung der Statue am 22. September 1935 zog eine riesige Menschenmenge an. Neben unzähligen Klerikern (darunter das gesamte Priesterseminar von Sion) und zahlreichen Vertretern weltlicher Behörden strömten über 4000 Gläubige nach Lens.
Auf dem Wanderweg, der in Richtung Les Planisses/St-Léonard signalisiert ist, geht es, weiterhin in südwestlicher Richtung, zu einer kleinen Mariengrotte. Danach führt der schmale Pfad rund 200 Höhenmeter abwärts. An einer aussichtsreichen Ecke des bewaldeten Kamms erreicht man den Grand Bisse de Lens. Nun folgt eine klassische Walliser Suonenwanderung: Ein schöner Waldweg führt dem Wasserlauf folgend dem Hang entlang. Das Trassee verläuft durchwegs fast vollkommen ebenen Wegs. Würde man nicht neben sich das Wasser in gleicher Richtung fliessen sehen, dann liesse sich unmöglich ausmachen, nach welcher Seite das Gefälle ausgerichtet ist.
Die Bäume am Weg sorgen an heissen Tagen für angenehm kühlenden Schatten, schränken allerdings auch die Sicht auf das Rhonetal und ins gegenüberliegende Val d’Anniviers ein. Doch an verschiedenen Stellen gibt es Lichtungen mit Ruhebänken, an denen man rasten und die Aussicht geniessen kann. Wenige Minuten, nachdem man die Hauptstrasse zwischen Flanthey und Lens gekreuzt hat, kommt man sogar an einem gedeckten Picknickplatz mit Holztisch und Bänken vorbei.
Bei Pkt. 998 verlässt man den Suonenweg. Vorerst weiterhin im Wald, dann über aussichtsreiches Weideland gelangt man auf einem Schottersträsschen sanft absteigend nach Chermignon-d’en-Bas. Wie sein grosser Bruder höher oben am Hang verfügt auch dieses Dörfchen über eine eigene Kirche neueren Datums: Das dem Heiligen Andreas geweihte Gotteshaus wurde 1971 als Ersatz für eine alte, baufällig gewordene Kapelle errichtet. Dank grosser Glasmalereien zeigt es in seinem Inneren ebenfalls eine sehr schöne und harmonische Lichtführung.