Wanderung Grengiols-Ernen-Fürgangen
Wiesen, Tulpen und Abgründe
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Die Grengier Tulpe ist eine Rarität: Sie kommt weltweit nur in einem Dorf im Wallis vor. Der Tulpenring führt zu den Wiesen, auf denen sie im Mai blüht. Doch auch im Sommer und Herbst lohnt sich ein Besuch der Gegend. Die Wanderung lässt sich gut mit einem Abstecher nach Ernen kombinieren. Sie verläuft zu mehr als 80% auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Im Oberwalliser Bergdorf Grengiols gedeiht eine botanische Seltenheit: Im Mai blühen auf Wiesen und Äckern oberhalb des Dorfs Tausende von gelben Tulpen. Die Grengier-Tulpe gilt als einzige Tulpenart, die nur in der Schweiz vorkommt. Mehr noch: Sie gedeiht nirgends sonst als hier.
Der Tulpenring erschliesst verschiedene Standorte, an denen die einzigartigen Pflanzen wachsen. Es handelt sich nicht einfach um einen Rundweg. Vielmehr setzt sich der Tulpenring aus mehreren Schlaufen und Ästen zusammen, die sich individuell kombinieren lassen. Wenn man ihn im Mai beschreitet, taucht man in ein gelb leuchtendes Blütenmeer ein.
Der Rundgang auf dem Tulpenring ist ein leichter Spaziergang. Wer etwas mehr unternehmen möchte, ergänzt ihn mit einer Wanderung, die beispielsweise via Ausserbinn und Ernen nach Fürgangen führt. Die Tour führt durch gut erhaltene Dörfer und Weiler, die von einem Mosaik von traditionsreichen Kulturlandschaften und Wäldern umgeben sind.
Die Bahnstation Grengiols liegt unterhalb des Dorfs. Nach einigen Kehren auf der Dorfstrasse erreicht man den Dorfeingang, wo man bereits auf den Tulpenring gelangt, indem man nach links (Richtung Osten) schwenkt. Nach wenigen Schritten lässt man das Siedlungsgebiet hinter sich und wandert nun über die ersten Wiesen, auf denen im Frühling die Tulpen blühen.
Der hier vorgeschlagene Spaziergang über den Tulpenring verläuft in einem Bogen bis nach Milibord. Von dort gelangt man mit wenigen Dutzend Schritten zur Chalberweid, wo die Tulpen nach traditioneller Methode in einem Acker mit Winterroggen angebaut werden. Das Getreide keimt, bevor der erste Schnee fällt. Wenn der Frühling kommt, beginnen die Halme zu wachsen, und zwischen ihnen können sich die Tulpen ungestört entfalten.
Auf gleichem Weg gelangt man zurück nach Milibord. Von dort geht es in den bewaldeten Graben des Milibachs und nach einer Spitzkehre etwas tiefer unten in der Gegenrichtung zur Brücke über den Bach. Nach kurzem Aufstieg erreicht man die Wegverzweigung Binna, wo man den in Richtung Hockmatta signalisierten Wanderweg einschlägt.
Immer wieder auf- und absteigend, in der Tendenz aber zusehends an Höhe gewinnend, folgt man der Hangkante hoch über dem Tal der Binna. Dabei wandert man meist auf einem Kiessträsschen, zwischendurch auch auf schmalen Pfaden. Passagen im Wald wechseln mit Abschnitten auf offenem Gelände ab. Die sanft geneigten Wiesenhängen, auf denen in grossen Abständen vereinzelte Scheunen und Ställe stehen, bieten mit ihrer wohltuenden Weite einen sehr schönen Anblick. Voraus ragt das Eggerhorn in den Himmel, auf der gegenüberliegenden Talseite zeigt sich gar ein Viertausender, nämlich das Finsteraarhorn.
Die Verbindung von Grengiols ins Binntal ist Teil des Saumwegs über den Albrunpass, der früher eine erhebliche Bedeutung hatte. Sie ist im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz als Strecke von nationaler Bedeutung klassiert. Ein besonders reizvolles Wegstück ist der Aufstieg zwischen Riedgrabe und Ried. Es verläuft so steil, dass die beiden Fahrspuren mit Zement befestigt werden mussten; in den Belag sind jedoch grosse Steine eingesetzt, die mit der seitlichen Trockenmauer gut harmonieren.
Etwas später verläuft der Wanderweg oberhalb einer malerischen Gruppe von sonnengebräunten Holzhäusern, die um eine kleine Kapelle angeordnet sind. Der Weiler Hockmatta zählte noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts fast 100 Einwohnerinnen und Einwohner. Seit den 1970er-Jahren werden die Gebäude nur noch als Feriendomizile genutzt.
Kurz nachdem man die Kapelle Blatt passiert hat, zweigt ein schmaler, als Bergwanderweg signalisierter Pfad vom Hauptweg ab und führt steil in die Schlucht der Binna hinunter. Der Abstieg ist ruppig und bei nassem Boden heikel. Der Aufstieg auf der anderen Seite des Bergbachs hingegen ist deutlich schöner, da weniger steil und auch teilweise in offenem Gelände angelegt.
Nach der Durchquerung des Dörfchens Ausserbinn, wandert man leicht ansteigend im sonnenverwöhnten Südhang des unteren Binntals nach Binnegga. Für den anschliessenden Abstieg nach Ernen stehen zwei Varianten zur Verfügung. Die direkte Linie weist mehr Hartbelag auf als der kleine Umweg entlang der Trusera-Suone, der schliesslich in den Kapellenweg mündet.
Einer der aussichtsreichsten Punkte der Tour ist die Treppe vor der Barockkirche von Ernen. Man geniesst hier einen wunderschönen Ausblick ins Rhonetal. Etwas beklemmend ist dagegen der Standort Gauge (Galgen) etwas oberhalb des Dorfs. Von der einstigen Richtstätte des Goms haben sich die drei Hauptsäulen bis heute erhalten. Über den Mooshubel gelangt man nach Mühlebach. Von dort spannt sich eine 280 Meter lange Hängebrücke über die Rhoneschlucht; deren Bodenplatte liegt satte 92 Meter über dem Wasserspiegel.