Wanderung St-Maurice - Les Bassex - Grotte aux fées
Auf den Spuren der Höhlenfee
Wanderzeit: 2 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Das Unterwalliser Städtchen St-Maurice birgt einige interessante Sehenswürdigkeiten, die sich im Rahmen einer leichten Rundwanderung erkunden lassen. Die Tour führt auf das Plateau von Vérossaz, bei der Grotte aux fées zurück in den Talboden und schliesslich zum ältesten Kloster Europas. Mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke ist asphaltiert.
Detaillierte Routenbeschreibung
Vom Bahnhof St-Maurice führt der Wanderweg, der das Rhonetal aufwärts in Richtung Vérolliez signalisiert ist, durch Wohnquartiere an den Rand des Siedlungsgebiets. Dort zweigt man ab und gelangt zwischen einem Rebberg und dem Wildbach Le Mauvoisin zum Weiler Les Cases. In etlichen Kehren schlängelt sich ein alter, gepflästerter Viehzügelweg den Wald hinauf zum Dörfchen Bassays (auf der Karte als Les Bassex bezeichnet).
Hier hat man bereits den höchsten Punkt der Tour erreicht. Bei geringem Gefälle geht es an Wiesen und Hecken vorbei über das Plateau von Vérossaz. Dabei geniesst man reizvolle Ausblicke das Rhonetal aufwärts bis zum Catogne, der mit seiner ebenmässigen Form wie ein Vulkankegel aussieht. Ein Wermutstropfen auf diesem Abschnitt ist die Wegoberfläche: Für etwas mehr als anderthalb Kilometer wandert man auf einem schmalen, allerdings praktisch verkehrsfreien Strässchen. Zusammen mit den asphaltierten Abschnitten im Siedlungsgebiet zu Beginn und am Schluss der Tour führt dies zu einem Hartbelagsanteil von über 50% an der Gesamtstrecke.
Schliesslich erreicht man die äussere Kante des steil zum Talboden abfallenden Hangs. Zwischen den Bäumen hindurch sieht man ins Chablais, das vom breiten Band der Rhone durchzogen wird. Ein gut ausgebauter Fussweg führt kurvenreich abwärts. Auf halber Höhe passiert man den Eingang der Grotte aux fées. Die Höhle hiess früher «Trou des fayes» – nach dem altfranzösischen Wort «faye» für ein Schaf. Sie diente während Jahrhunderten den Schafhirten der Gegend als Zufluchtsstätte, um ihre Herden vor Raubtieren zu schützen.
Die Schafe haben mittlerweile einer Feen-Mythologie Platz gemacht. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Teil des Höhlensystems von einem der Chorherren der nahen Abtei touristisch erschlossen; mit den Eintrittsgeldern wollte er ein von ihm gegründetes Waisenhaus finanzieren. Seither kann man durch einen gewundenen und künstlich beleuchteten Gang rund einen halben Kilometer weit in den Berg vorstossen (Zutritt kostenpflichtig).
Im Stollen passiert man verschiedene bizarr geformte Kalksteinformationen, etwa den «Brunnen der Feen», das «Krodokil» oder den «Knochen vom Schinken». Am Weg liegen auch die Eingänge zu zwei militärischen Forts, die vor und während dem Zweiten Weltkrieg in den Felsen gehauen wurden. Der praktisch ebenen Wegs verlaufende Gang endet an einem Schauplatz von geradezu magischem Reiz: In einer grossen Halle stürzt ein insgesamt über 70 Meter hoher Wasserfall in mehreren Kaskaden in die Tiefe und endet in einem kleinen See.
Etwas unterhalb der Höhle liegt das Schloss St-Maurice. Ein erstes befestigtes Bauwerk wurde dort bereits im Spätmittelalter errichtet. Die Talenge von St-Maurice ist seither wiederholt für den Bau von Verteidigungsanlagen genutzt worden. Informationstafeln am Weg vermitteln Wissenswertes über die verschiedenen Generationen dieser Wehrkonstruktionen. So erfährt man etwa, dass beim Bau auch die Geologie der Gegend genutzt wurde. Die Felsen des Plateaus von Vérossaz bestehen nämlich vorwiegend aus wasserlöslichem Kalkgestein; aufgrund jahrtausendelanger Erosionsprozesse sind zahlreiche Karstformationen mit Nischen und Höhlen entstanden.
Durch die Altstadt von St-Maurice kehrt man zum Bahnhof zurück. Zuvor empfiehlt sich der Besuch einer weiteren Sehenswürdigkeit. Das Kloster St-Maurice geht auf ein Heiligtum zurück, das auf den Gräbern von Soldaten der Thebäischen Legion errichtet wurde. Die Basilika ist öffentlich zugänglich. Das Türschild beim Eingang zum angrenzenden Konvent wirkt unscheinbar, doch der Inhalt ist abgründig: «Territorialabtei St-Maurice, gegründet am 22. September 512». Die exakte Datumsangabe ist weder ein Witz noch ein Fehler: Der Konvent der Augustiner-Chorherren gilt als ältestes seit der Gründung ununterbrochen bestehendes Kloster nicht nur der Schweiz, sondern des ganzen Abendlands.
Option: Wer Lust auf eine kleine Zusatzrunde hat, kann noch einen Abstecher zur Chapelle du Scex unternehmen. Das Kirchlein hoch über der Stadt duckt sich in einer senkrechten Felswand unter einen Felsvorsprung. In der höhlenartigen Nische zwischen der Kapellenwand und dem Berg ist es auch im Hochsommer herrlich kühl. Von unten sieht der Standort praktisch unzugänglich aus, er ist jedoch auf dem als Kreuzweg ausgestalteten Treppenzugang problemlos erreichbar. Oben geniesst man einen grossartigen Tiefblick in die Rhonetal-Ebene. Die untenstehende Karte zeigt die Wanderung St-Maurice – Les Bassex, weiter unten folgt die Routenkarte zur Zusatzrunde.