Winterwanderung Aminona-Colombire-Montana
Das «schöne Licht» der Walliser Wintersonne
Wanderzeit: 4 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: W Winterwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Bella Lui, so heisst der Hausberg von Crans-Montana. Der alte Dialektbegriff bedeutet auf Deutsch «schönes Licht». Auf der winterlichen Höhenwanderung entlang der Bergflanke geniesst man jedenfalls viel Sonnenschein. Die Route gewährt zudem grossartige Ausblicke zu den Walliser Viertausendern.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die höchsten Berge der Schweiz stehen im Wallis. Einen grossartigen Blick auf die Gipfelparade der Viertausender bietet die Hochebene von Crans-Montana. Am sonnenverwöhnten Plateau liegt ein Skigebiet, das bis zum Plaine-Morte-Gletscher hinaufreicht. Für Wanderer wird hier im Winter ein weitläufiges Netz von Wegen präpariert.
Besonders viel Aussicht geniesst man auf dem Höhenweg von Aminona nach Montana. Dabei handelt es sich um die längste Winterwanderroute der Region. Der maschinell gepfadete Weg verläuft teilweise am Rand des Skigebiets und quert auch mehrere Pisten, doch dazwischen gibt es immer wieder wunderbar stille Abschnitte, die durch einsame Bergwälder führen.
Wolkenkratzer in den Bergen? Das Thema wird kontrovers diskutiert, denn im Unterschied zum Flachland sind mehrgeschossige Bauten im Berggebiet weitherum sichtbar. Andererseits beansprucht ein Hochhaus mit 50 Appartements viel weniger Bodenfläche als 50 Einfamilienhäuschen. Über gelungene und weniger glückliche Architektur im Alpenraum lässt sich trefflich sinnieren auf der erwähnten Wanderung.
Gleich beim Ausgangspunkt erwartet einen ein architektonischer Paukenschlag: Die drei Betontürme der Kandahar-Residenz mit den markant auskragenden Dachschrägen wurden in den frühen 1970er-Jahren gebaut. Geplant war damals eine ganze Ferienstadt mit insgesamt 23 solchen Hochhäusern; wegen der Ölkrise blieb das Projekt jedoch im Anfangsstadium stecken. Während die Überbauung manchen als Schandfleck gilt, wird ihre hohe ästhetische Qualität von Architekturkennern gelobt.
Der Winterwanderweg führt von der Bushaltestelle Aminona in östlicher Richtung auf einem Strässchen aufwärts, das im Winter einzig von Fussgängern, Schlittenfahrern und Skitourenläufern genutzt wird. Erst durch Waldgebiet, von Crêta d’Asse an dann über offenes Alpgelände geht es in mässigem, doch anhaltendem Aufstieg in die Höhe. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht. Weisshorn und Dent Blanche beherrschen das Panorama, doch auch das Matterhorn und sogar der Mont Blanc sind auszumachen.
Das Maiensäss Colombire ist der höchste Punkt der Wanderung. Der Weiler umfasst mehrere Holzhäuser in traditioneller Bauweise. Dazu gehört ein kleines Restaurant mit lokalen Spezialitäten, das auch im Winter geöffnet ist. Das benachbarte Ecomusée gewährt Einblick in das karge Leben, das die Menschen früher auf den Alpen der Region fristeten (im Winter geführte Rundgänge für Gruppen; Voranmeldung unter 079 888 87 88).
In leichtem Abstieg führt der gepfadete Weg zum Alpstafel Plumachit und von dort in sanftem Auf und Ab zur Gondelbahn-Zwischenstation Les Marolires. Zur Querung der Skipisten stehen den Wanderern zwei Galerien zur Verfügung. Sanft ansteigend geht es auf einem breiten Weg weiter durch den Wald. Zwischen den Bäumen ist nochmals ein Hochhaus zu erkennen: Die 19-stöckige «Tour Super-Crans» zeichnet sich durch ihre fächerförmige Form und ihr hochwertiges Fassadendesign aus, das sich radikal von jeglichem Chaletstil abgrenzt. Auch dieser Turm teilt die Meinungen: Die örtliche Bevölkerung straft ihn seit dem Bau mit Nichtbeachtung, während Architekturkritiker ihn als Leuchtturm bezeichnen.
Oberhalb von Vermala gelangt man nach Signal, der Mittelstation einer weiteren Gondelbahn, und erreicht gleich danach die Berghütte L'Arnouva. Von hier sind es nur noch einige Wegkehren hinunter ins Zentrum von Montana.