Wanderung Miex - Lac de Taney
Verborgenes Juwel in rauer Wildnis
Wanderzeit: 3 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Rau ist die Walliser Bergwelt, und zwar bis ganz zuunterst im Rhonetal, wo sie nur zögernd gegen den Genfersee hin ausläuft. Mitten in der zerklüfteten Wildnis oberhalb von Miex verbirgt sich ein liebliches Kleinod: Der Lac de Taney kontrastiert auf wundersame Weise mit den schroffen Steilhängen, die ihn umgeben. Ausserhalb des Siedlungsgebiets kaum Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Kürze fehlt zuweilen die Würze, jedenfalls beim Wandern. Eine grosse Tour bringt halt meist mehr Abwechslung und eine grössere landschaftliche Vielfalt als eine kleine Runde. Doch manchmal hat man nicht genug Zeit für eine ausgedehnte Wanderung oder auch einfach keine Lust darauf. Dann gilt es Abstriche zu machen und sich für ein schnelles, aber mässig attraktives Wandervergnügen zu entscheiden.
Allerdings muss Verzicht nicht immer den Genuss mindern. Ein sehr reizvolles Beispiel zeigt sich im Unterwallis. Die Rundwanderung zum Lac de Taney bietet in kompakter Form viel von dem, was Bergwanderer lieben: Naturwege, die sich durch Wald und Weide schlängeln, grossartige Ausblicke in wechselnder Perspektive und einen zauberhaften Bergsee.
Ausgangspunkt ist die Postautohaltestelle im Dorf Miex. Die Endstation liegt noch ein paar Dutzend Höhenmeter weiter oben im benachbarten Weiler Flon; wer mit dem Privatauto anreist, kann sein Fahrzeug gleich beim dortigen Parkplatz abstellen und dann zum Einstieg auf dem Strässchen zur Wanderwegverzweigung Vesenand auf dem Weg zurück nach Miex wandern. Von Miex aus kann man die Verzweigung auf der Rue du Village und über die Route du Flon erreichen.
Ein Kiessträsschen führt zackig und kurvenreich im Wald aufwärts. Für Autos wirkt es übermässig steil (es wird denn auch kaum befahren), Wanderer vermögen die Steigung jedoch gut zu bewältigen. Bei den Maiensäss-Hüttchen von Prélagine ist der grösste Teil des Aufstiegs geschafft. Die Alpweiden sind im Sommer voll bunter Blumen und duftender Kräuter. Danach geht es neuerlich in den Wald, jedoch nur noch sanft aufwärts und schon bald leicht absteigend zur Hangkante von La Suche, wo sich zwischen den Bäumen ein grossartiger Tiefblick auf den Genfersee öffnet.
Praktisch ebenen Wegs wird der lichte Wald im Gebiet Les Miots durchquert. Auf einmal schimmert unwahrscheinliches Blaugrün zwischen den Bäumen hindurch: Zwischen den abweisenden Flanken hoher Berge kräuselt sich sanft die Wasseroberfläche des Lac de Taney. Der Anblick ist paradiesisch schön, der Schauplatz lädt zum Verweilen ein. Wanderwege führen rund um den Bergsee, an seinem westlichen Ende bei Taney stehen befestigte Feuerstellen bereit. Dort ist das Ufer weniger steinig und steil, so dass man sogar baden kann, wenn man das kalte Wasser nicht scheut.
Taney ist ein kleines Alpdörfchen, das allerdings nur im Sommer richtig belebt ist: Im Café lässt sich speisen und trinken, in der Auberge kann man übernachten, in der Molkerei findet man Alpziger, Raclettekäse und andere Spezialitäten. Auch eine kleine Kapelle sowie etliche als Ferienhäuser genutzte Chalets und Scheunen gibt es. Der See, die umliegenden Alpweiden und die nahen Gebirgshänge sind Teil des Naturschutzes Lac de Taney/Le Grammont.
Oberhalb der Südseite des Sees gelangt man in sanftem Aufstieg zum Col de Taney. Auf der anderen Seite der unscheinbaren Passhöhe geht es steil abwärts. Die kurvige Kiesstrasse, mit der die Alp Taney vom Tal herauf erschlossen wird, braucht man als Wanderer allerdings nicht zu nutzen. Stattdessen steht ein steiniger, zuweilen etwas ruppiger Pfad zur Verfügung, der in zahllosen Kehren nach Le Flon hinunterführt. Zwischendurch öffnen sich schöne Ausblicke zur Rhoneebene und in die umliegenden Berge des Chablais. Die Haltestelle des Postautos, das einen nach Vouvry hinunterbringt, befindet sich am Ende des grossen Parkplatzes bei der Einmündung des Bergwegs in die Fahrstrasse.