Wanderung Sierre-Pfyn-Susten/Leuk
Grenztour durch den Pfynwald
Wanderzeit: 3 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: April - November
Der Pfynwald ist schweizweit bekannt, weil er im Wallis die Grenze zwischen deutscher und französischer Sprache bildet. Er ist aber auch ein aussergewöhnlich schönes Naturschutzgebiet. Die Wanderung von Sierre nach Leuk führt unter anderem über den Illgraben, der mittels einer Hängebrücke überwunden wird. 2 km auf Hartbelag im Gebiet Pfyn, sonst ausserhalb des Siedlungsgebiets fast durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Als sich die Gletscher am Ende der letzten Eiszeit zurückzogen, hinterliessen sie in Mitteleuropa vielerorts hügelige Schuttwüsten, in denen sich Wasser und Pflanzen alsbald breit machten: Aus Mulden entstanden grosse und kleine Seen, an den Hängen spross Vegetation. Pionierpflanze der ersten Stunde war die Föhre. Dank ihrer Genügsamkeit vermochte sie ausgedehnte Flächen zu erobern. Im Laufe der Jahrtausende wurden viele dieser Föhrenwälder allerdings durch menschliche Aktivitäten wieder zurückgedrängt.
Der grösste Bestand, der sich in der Schweiz erhalten konnte, liegt im Rhonetal. Der Pfynwald bildet die Sprach- und Kulturgrenze zwischen dem Oberwallis und dem französischsprachigen Teil des Kantons Wallis. Das rund 10 Quadratkilometer grosse Naturschutzreservat zählt zu den letzten wilden Flusslandschaften der Schweiz. Die Ebene wird von der weitgehend ungebändigten Rhone durchzogen; Schwemmböden, Teiche und Blockschutt prägen das natürlich gewachsene Terrain.
Doch auch der Pfynwald unterliegt dem Druck des Menschen auf die Natur. Ein deutliches Zeichen dafür ist die Industrielandschaft rund um Sierre mit ihren Strassen, Kieswerken, Stauwehren und Fabriken – ein Gebiet, das Wanderer besser meiden. Als Ausgangspunkt der Wanderung durch den Pfynwald wählt man daher nicht den Bahnhof Sierre, sondern die Postautohaltestelle Sierre/Parc de Finges.
Ein Zickzackweglein bringt einen von der Strasse rasch ins Hügelgebiet, das den westlichen Teil des Reservats kennzeichnet. Der erste Teil der Wanderung führt durch ein zauberhaftes Labyrinth von bewaldeten Anhöhen und zahlreichen kleinen, mit Schilf umgebenen Weihern. Zur Frühlingszeit hört man schon von Weitem ganze Heerscharen von Fröschen quaken. Nach dem letzten dieser Seelein wechselt der Landschaftscharakter grundlegend. Der Weg verläuft jetzt etwas erhöht auf einem Kiesdamm durch eine weitgehend flache Ebene. Der Föhrenwald ist hier von grossen Weideflächen durchsetzt, über denen sich die umliegenden Berggipfel zeigen.
Vollends offen wird das Gelände im Gebiet des Pfynguts. Der grosse Bauernbetrieb ist zur Zeit der «Anbauschlacht» im Zweiten Weltkrieg gegründet worden; die Pioniere bezweckten damit einen substanziellen Beitrag zur Landesversorgung in Notzeiten. Ursprünglich bot das Landgut 58 Menschen Arbeit; aufgrund der rapide gestiegenen Mechanisierung genügen heute fünf Personen, um es zu bewirtschaften. Die Gutsfläche wird auf einer asphaltierten, aber kaum befahrenen Strasse überquert. Danach beginnt der Weg langsam zu steigen.
Über Untere Abschlacht gelangt man nach Obere Abschlacht. Der Föhrenwald wird zusehends dichter, doch zwischen den Wipfeln sieht man immer wieder den Gorwetschgrat; die steile Nordflanke des Illhorns ragt nahezu senkrecht in den Himmel. Der abschüssige Hang wird vom Illbach entwässert. Was meist nur als harmloses Bächlein daherkommt, ist in Tat und Wahrheit einer der aktivsten und gefährlichsten Wildbäche der Schweiz. Nach intensiven Niederschlägen schwillt er stark an und reisst grosse Geschiebemengen talwärts. Mehrmals pro Jahr brechen solche Murgänge aus. Das gewaltige Bachbett ist denn auch frei von jeglicher Vegetation.
Von einem Aufenthalt in dieser lebensfeindlichen Zone wird dringend abgeraten. Der Graben lässt sich stattdessen auf einer Hängebrücke überqueren. Die 2002 erbaute Bhutanbrücke ist 134 Meter lang und einen Meter breit. Die Metallgitter am Boden geben den Blick in den Abgrund frei; wer sich davor gruselt, hält sich einfach an den Handläufen fest und marschiert über den zwar schwankenden, aber sicheren Steg, ohne in die Tiefe zu schauen.
Beim östlichen Brückenkopf gibt es einen kleinen Rastplatz, ebenso am Waldrand etwa zehn Minuten weiter unten. Die mitgebrachte Wurst bleibt allerdings kalt, denn im ganzen Pfynwald-Gebiet besteht wegen des Risikos von Waldbränden absolutes Feuerverbot. Der Abstieg Richtung Leuk/Susten führt nochmals durch schönen Föhrenwald. Unten an der Hauptstrasse geht es in einem scharfen Knick nach rechts und der Strasse entlang zum Bahnhof Leuk.