Winterwanderung Guttet-Albinen
Schnee im Waldbrandgebiet
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: W Winterwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Oberhalb von Leuk ereignete sich im Hitzesommer 2003 einer der grössten Waldbrände jüngerer Zeit in der Schweiz. Wer heute durch das betroffene Gebiet wandert, erlebt auf eindrückliche Weise, wie sich die Natur von diesem Ereignis wieder erholt. Die Route eignet sich gut für eine winterliche Wanderung.
Detaillierte Routenbeschreibung
Albinen, Guttet und Feschel sind drei Bergdörfer am Sonnenhang des Rhonetals oberhalb von Leuk. Sie sind durch breite Waldsträsschen verbunden, die nur mässige Steigungen aufweisen. Im Winter ist die Strecke für den motorisierten Verkehr gesperrt; dann wird sie mit Pistenfahrzeugen gewalzt und steht als Winterwanderweg zur Verfügung.
Die örtliche Tourismusorganisation schlägt vor, die Wanderung in Albinen zu beginnen und in südöstlicher Richtung nach Guttet oder ins Nachbardorf Feschel zu marschieren. Die Idee ist nicht besonders gut, denn die beiden Zielpunkte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur lückenhaft erschlossen und verfügen über keine Gaststätte. Man riskiert also, nach der Wanderung zwei Stunden im Freien auf den nächsten Bus warten zu müssen.
Daher ist es zweckmässiger, die Route in umgekehrter Richtung zu begehen und die Wanderung in Albinen zu beenden. Dort gibt es gleich mehrere Gaststätten. Zudem fährt stündlich ein Bus ins Nachbardorf Leukerbad, wo man die Wanderung vor der Heimkehr auf entspannende Weise im Thermalwasser ausklingen lassen kann.
Die Endstation der Buslinie, die von Leuk herauf nach Guttet führt, liegt am westlichen Ende des Dorfs. In gleichmässigem Anstieg wird das Dorf durchquert, die Abzweigung der gelb signalisierten Sommerwanderroute kann man getrost ignorieren. Am oberen Dorfrand beginnt der gepfadete Winterwanderweg. Er führt in sanftem, doch anhaltendem Aufstieg den Hang hoch über die Wegverzweigung Spiu zur Thunerkurve. Der ungewöhnliche Flurname geht auf den August 2003 zurück, als dort eine Gruppe von Feuerwehrleuten aus der Stadt Thun stationiert war, die bei der Bewältigung eines ausgedehnten Waldbrands im Einsatz standen. Nach wochenlang sengend heisser Witterung hatte ein Funke genügt, um den stattlichen Bergwald in Flammen aufgehen zu lassen. Dem Brand fielen innert zwei Tagen rund drei Quadratkilometer Wald zum Opfer.
Bevor man das einstige Waldbrandgebiet durchquert, empfiehlt sich ein Abstecher zur aussichtsreichen Hochebene von Sämsu. Die Zusatzstrecke ist auf der offiziellen Winterwanderkarte zwar nicht eingezeichnet, im Gelände aber signalisiert und gepfadet. Am Ziel hat es eine Feuerstelle, riesige Picknicktische und -bänke und sogar eine Toilette (den Schlüssel muss man sich vorher auf der Gemeindekanzlei Guttet-Feschel besorgen). Die Infrastruktur ist natürlich primär für sonnige Sommertage gedacht, doch weil in der Gegend auch im Winter milde und schneearme Verhältnisse herrschen können, lässt sich dort immerhin ein Zwischenhalt mit Imbiss einschalten. Dabei geniesst man einen schönen Blick zu Signalhorn, Brunnethorn und Bella Tola auf der gegenüberliegenden Seite des Rhonetals.
Noch deutlich umfassender wird die Aussicht, nachdem man zur Thunerkurve zurückgekehrt ist und nun die frühere Waldbrandzone durchquert. Vom einst dichten Nadelholzwald sind nur noch einige dürre Baumruinen verblieben, die den grossartigen Ausblick auf das Rhonetal und ins Unterwallis nur unwesentlich zu beeinträchtigen vermögen. Vom beklemmenden Anblick dieser stummen Mahnmale sollte man sich allerdings nicht darüber hinwegtäuschen lassen, mit welcher Dynamik die Natur sich den einstigen Brandplatz zurückerobert. Überall spriessen schon wieder Jungbäume und Büsche – über kurz oder lang wird hier wieder dichter Wald stehen.
Die Sitzbank bei Pkt. 1464 erlaubt, die Sicht ins Rhonetal für ein vorerst letztes Mal auszukosten. Danach beschreibt die Route einen scharfen Knick nach Norden und führt durch intakte Bestände von hohen Tannen ins Dalatal. Das Panorama wird nun von Schwarzhorn und Daubenhorn beherrscht – den Gipfeln, die den Felskessel von Leukerbad umgeben.
In einem weiten Bogen steigt man schliesslich nach Albinen ab. Die Dorfkirche sollte man sich nicht entgehen lassen. Der ursprüngliche Barockbau musste nach dem Erdbeben von 1946 abgerissen werden; er wurde durch einen Neubau mit ovalem Grundriss ersetzt. Den Turm beliess man – einzig das Dach wurde architektonisch an die modernisierte Kirche angepasst.