
Wanderung Baltschiedertal
Zu den «Wasserleiten» im Baltschiedertal
Wanderzeit: 3 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern / T4 Alpinwandern *
Saison: Mai - Oktober
Das Wallis ist geprägt von alten, meist noch heute funktionstüchtigen Bewässerungskanälen. Besonders reizvolle Beispiele bietet das Baltschiedertal. Spektakuläre Tiefblicke zur Rhoneebene und lauschige Abschnitte entlang der Suonen wechseln sich ab. Kurios, aber wichtig: Wer nicht schwindelfrei ist, muss sich für diese Wanderung mit einer Taschenlampe ausrüsten. Die Tour verläuft fast durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Gnadenlos brennt die Sonne im Sommer auf das Wallis. Nicht von ungefähr heissen die Südhänge oberhalb Visp «Sonnige Halden». Kaum ein Grashalm vermöchte hier zu gedeihen, wenn nicht der Mensch seit dem Mittelalter Gletscherwasser aus den Seitentälern auf die Hänge leiten würde. Eine ausgeklügelte Technik und kühne Bauten prägen das System der «Wasserleiten» oder «Suonen», wie sie auf Walliserdeutsch heissen. Der Wasserbezug war in alter Zeit eine Angelegenheit um Leben und Tod. Er wurde deshalb genaustens reglementiert. Verstösse wurden hart geahndet – mitunter bis hin zur Todesstrafe, die vollzogen wurde, indem der Delinquent ausgerechnet die gefährlichsten Unterhaltsarbeiten an den Bewässerungsanlagen ausführen musste.
Ein Aufstieg von gut 300 Metern bildet den Auftakt zur Suonenwanderung ins Baltschiedertal im Gebiet des Unesco-Welterbes Jungfrau-Aletsch. Von der Bahnstation Ausserberg gelangt man der Strasse entlang ins Dorf , von dort führt ein steiniger Pfad über Weideland und durch kurze bewaldete Abschnitte über Ofen/Mittla nach Niwärch. Der Weiler ist heute nicht mehr ganzjährig bewohnt; etliche der von der Sonne schwarzbraun gebrannten Scheunen und Speicher sind zu Ferienhäusern umgebaut.
Auf den nun folgenden acht Kilometern verläuft die Wanderung praktisch ebenen Wegs. Lauschige Birkenwäldchen wechseln ab mit prächtigen Föhrenbeständen. Dazwischen öffnen sich schöne Ausblicke ins Rhonetal. Beim Standort «Stolleneingang» gilt es, sich zu entscheiden: Trittsichere und schwindelfreie Wanderer folgen weiterhin der Niwärch-Suone. Von Choruderri an verläuft diese streckenweise stark exponiert; manchenorts ist sie entlang von senkrechten Felswänden angelegt. Der Schwierigkeitsgrad dieses Abschnitts bewegt sich an der Grenze zwischen T3 (anspruchsvolles Bergwandern) und T4 (Alpinwandern). Manche besonders ausgesetzte Passagen sind hangseitig mit Seilen ausgestattet; an anderen nicht minder exponierten Stellen fehlen jegliche Hilfsmittel – hier muss man einfach gut mit dem Gefühl klarkommen, dass man unter den Schuhsohlen viel Luft hat. Wem dieser Weg zu heikel ist, kann als Alternative den rund 1,5 km Tunnel benützen, um in den Talhintergrund vorzustossen. Der Stollen ist nicht beleuchtet, für die Begehung ist somit eine Taschenlampe erforderlich.
Unterhalb von Ze Steinu wird der Baltschiederbach überquert. Die Route verläuft nun auf einem hinreissend schönen Weg, der spektakuläre Einblicke in traditionelle Wasserbaukunst und in eine intakte Naturlandschaft bietet. Auch die Gorperi-Suon führt teilweise durch exponiertes Gelände, der Weg ist hier jedoch deutlich weniger ausgesetzt als zuvor bei der Niwärch-Suone. Einzige Ausnahme ist der «Chänilzug Mehrheji», der in einer überhängenden Felswand angelegt ist. Die Passage ist jedoch lediglich ein historisches Relikt, das die traditionelle Technik des Suonenbaus veranschaulichen soll, und kann problemlos durch einen kurzen Tunnel umgangen werden. In den 1930er-Jahren wurde die Gorperi-Suone saniert; dabei wurden zur Umgehung besonders heikler Passagen mehrere solcher Tunnels angelegt, durch die das Wasser nun neben einem schmalen Fussweg fliesst.
Im Gebiet Oberacher mündet der Wasserleiten-Weg in den Wanderweg, der nach Eggen hinunterführt. Vom Dörfchen geht es schliesslich in steilem Abstieg zur Bahnstation Eggerberg hinunter.