Wanderung Belalp-Riederalp
Eiskaltes Fegefeuer und ein Gebirgs-Urwald
Wanderzeit: 4 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
In einer tiefen Schlucht entwässert die Massa den Aletschgletscher – für Wanderer eigentlich ein unüberwindbares Hindernis. Dank einer Hängebrücke lässt sich der Abgrund dennoch elegant überqueren. Die Brücke ist Kernstück der landschaftlich sehr eindrücklichen Wanderung von der Belalp zur Riederalp. Ausschliesslich Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wer sagt denn, die Hölle müsse zwingend glühend heiss sein? Im Wallis stellte man sich den Ort ewiger Verdammnis früher ganz anders vor, nämlich eisig kalt. Nach dem Tod, so berichtet etwa eine Sage aus dem Aletschgebiet, wurden die sündigen Seelen in den Grossen Aletschgletscher verbannt, wo sie Kopf an Kopf gedrängt und bis zum Hals eingefroren für ihre Verfehlungen büssen mussten.
Daran erinnert noch heute die winzige Kapelle auf einer einsamen Schafweide namens Aletschji. In diesem Gebiet, unweit des Gletschers, lebte einst eine fromme Witwe, die den armen Seelen in kalten Winternächten erlaubte, sich in ihrer geheizten Stube zu wärmen. Die Wohltäterin ist am Altar der Kapelle bildlich verewigt. Der ungewöhnliche Schauplatz liegt an einer Wanderroute, die einzigartige Landschaftseindrücke bietet.
Im Unterschied zu den meisten Bergtouren führt die Wanderung von der Belalp auf die Riederalp zuerst abwärts und erst ganz am Schluss wieder hinauf. Ausgangspunkt der Tour ist die Bergstation der Luftseilbahn. Der Weg folgt zuerst eine Weile der aussichtsreichen Höhenterrasse. Bereits geniesst man erste prachtvolle Ausblicke auf die elegant geschwungene Bahn, die der Aletschgletscher zwischen den Hängen zieht. Mit 23 km Länge ist er der längste Eisstrom Europas. Gleichzeitig stellt er ein Kernelement des von der Unesco als Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch ausgezeichneten Gebiets dar.
Beim Hotel Belalp fällt die Route steil ab. In den Steigle – einem abschüssigen Hang, den wuchtige Trockensteinmauern stabilisieren – windet sie sich in zahlreichen Kehren zum Aletschji hinunter. Praktisch ebenen Wegs geht es von da weiter zum Lengen Acker und zur Hängebrücke über die 50 m tiefe Massaschlucht.
Wer den Abgrund überwunden hat, kann zum Picknick am Grünsee schreiten. Das idyllische Bergseelein liegt auf einer felsigen Hochebene unterhalb des Aletschwalds. Den ausgedehnten, urtümlichen Lärchen- und Arvenwald durchquert man beim abschliessenden Aufstieg zur Riederalp. Vor der Rückfahrt mit der Seilbahn ins Rhonetal hinunter lohnt sich ein Besuch der Villa Cassel. Im historischen Bauwerk vermittelt Pro Natura Hintergrundinformationen zum Aletschgletscher sowie zu den Tieren und Pflanzen im Welterbe-Gebiet.