Wanderung Palagnedra-Verdasio-Intragna
Auf der Via del Mercato durch das Centovalli
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: April - November
Bevor das Centovalli mit einer Strasse erschlossen wurde, stellte bloss ein Fussweg die Verbindung mit Locarno sicher. Heute dient die Via del Mercato nur noch als Wanderweg. Ein landschaftlich besonders attraktives Teilstück verbindet Palagnedra mit Intragna. Im Raum Calezzo verläuft die Tour auf einer Länge von insgesamt 1,5 km auf Asphalt, ansonsten wandert man meist auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
In sprachlicher Hinsicht ist der Talfluss, der das Centovalli entwässert, eine ungewöhnliche Erscheinung: Er entspringt in Italien in einem Seitental des Valle Vigezzo und fliesst als Torrente Melezzo Orientale gegen Osten Richtung Schweiz (sein Zwillingsbruder, der Torrente Melezzo Occidentale, fliesst westwärts nach Domodossola). Sobald er die Landesgrenze überquert hat, wird er Melezza genannt – aus dem Mann ist mithin eine Frau geworden.
Auf ihrem Weg durch die Schweiz fliesst die Melezza von Camedo nach Tegna, wo sie in die Maggia mündet. Auf dieser Strecke nimmt sie zahlreiche Seitengewässer auf. Einigen davon begegnet man auf der Via del Mercato. Die Route beginnt eigentlich im Grenzdorf Camedo, führt von dort auf der Strasse nach Borgnone und weiter nach Lionza. Etwas kürzer, aber naturnäher ist der Zustieg ab Palagnedra. Die Bahnstation liegt sozusagen im Nirgendwo: Das einsame, heute leerstehende und verriegelte Stationsgebäude liegt eine ganze Marschstunde vom zugehörigen Dorf entfernt.
Um auf die Via del Mercato zu gelangen, lässt man das Dorf links liegen, überquert stattdessen die Bahngeleise und steigt im Wald den Hang hoch. Der Marktweg, wie die Verbindung auf Deutsch heisst, ermöglichte es der Talbevölkerung vor dem Bau der Erschliessungsstrasse, mit ihren Maultieren nach Locarno zu ziehen und dort ihre Produkte auf dem Markt feilzubieten. Auf manchen Abschnitten ist die Strecke noch immer sehr gut ausgebaut. Der Weg ist dort mit Steinplatten gepflästert und weist dank stützenden Trockensteinmauern eine stattliche Breite auf. Andere Teilstücke zeigen sich heute nur noch als schmale, steile Pfade.
Die Via del Mercato verläuft zum grösseren Teil im Wald. Dadurch geniesst man trotz der nach Süden ausgerichteten Lage auch bei Sommerhitze angenehm schattige Verhältnisse. Das schmälert zwar etwas die Aussicht, doch die öffnet sich zwischendurch trotzdem, wenn die eine oder andere Lichtung durchquert wird. Ein besonders schöner Ausblick öffnet sich bei Verdasio, dessen Ortsbild von mehreren stattlichen Patrizierhäusern geprägt wird. Weit schweift der Blick über die gegenüberliegende Talseite, wo sich über den Dörfern Palagnedra und Rasa die Bergkette von Gridone und Pizzo Leone erhebt.
In einem interessanten Kontrast zu solcher Weite stehen mehrere tief eingekerbte, schattige Seitentäler, in deren Flanken sich der Weg nun kurvenreich schmiegt. Besonders markante Einschnitte sind das Tal des Ri della Segna und das Val Cèra. Wenig später passiert man den idyllischen Weiler Slögna, danach senkt sich der Weg steil ins nächste Tobel, das der Ri da Dröi geschaffen hat.
Vom Wasserreservoir Acqua Calda an verläuft die Wanderung bis eingangs von Calezzo auf einem Asphaltsträsschen. Nach der Durchquerung des Dorfs geht es jedoch gleich wieder auf Naturwegen weiter, nun sanft absteigend und mehrheitlich durch offenes Gelände, das nochmals den Blick zu den bewaldeten Hängen des Centovalli freigibt.
Schon bald rücken die ersten Weinberge von Intragna ins Blickfeld, über denen der Kirchturm des Dorfs wie ein Zeigefinger in den Himmel ragt (er ist mit einer Höhe von 65,1 Metern der höchste Campanile des Kantons Tessin). An Wiesen und Gärten vorüber gelangt man ins verwinkelte alte Dorfzentrum und von dort zur Bahnstation hinunter.