Wanderung Loco-Intragna-Tegna
Ein Juwel alter Wegebaukunst
Wanderzeit: 3 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Der alte Saumweg von Loco nach Intragna stellte einst die Verbindung zwischen dem Onsernonetal und der Aussenwelt sicher. Die einmalig schöne Strecke wird heute nur noch als Wanderweg genutzt. Die relativ kurze Tour lässt sich ideal mit einem Bummel durch den Auenwald entlang der Melezza ergänzen. Ausserhalb des Siedlungsgebiets verläuft die Wanderung fast durchwegs auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Seit dem 19. Jahrhundert stellt eine Strasse die Verbindung ins Onsernonetal sicher. Früher konnte man nur zu Fuss und auf anspruchsvollen Wegen ins Tal gelangen. Das teilweise von hohen Klippen und dicht bewaldeten Steilhängen gesäumte Flussbett des Isorno bildet auf weiten Strecken ein fast unüberwindliches Hindernis. Eine der wenigen Stellen, an denen sich das wild schäumende Wasser überqueren liess, liegt unterhalb von Loco. Fast 300 Höhenmeter muss man vom Dörfchen absteigen, bis man bei Niva die Brücke erreicht, die den Fluss überspannt.
Das heutige Bauwerk ist eine 2016 errichtete, von Christian Menn konzipierte Holzkonstruktion. Sie ersetzt eine Steinbrücke aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die 1978 von einem Hochwasser weggerissen wurde. Die Brücke von Niva war während Jahrhunderten eine Schlüsselstelle für Talbewohner, die nach Intragna im benachbarten Centovalli (und von dort weiter zum Hafen von Ascona) gelangen wollten. Für den Transport verluden sie ihre Waren auf Maultiere. Damit der Saumweg von Mensch und Tier möglichst gefahrlos begangen werden konnte, wurde er mit breitem Trassee, solider Steinpflästerung und in zahlreichen, das Gefälle reduzierenden Kehren angelegt.
Viele dieser Zeugnisse früherer Wegebaukunst sind noch immer gut erhalten und tragen dazu bei, dass die Strecke als historischer Verkehrsweg von nationaler Bedeutung mit herausragender Qualität eingestuft wird. Ihr einmaliger Rang zeigt sich bereits im Abstieg durch die terrassierten Hänge von Niva. Formvollendet ist der Weg im Steilhang angelegt und zieht sich kurvenreich zwischen kleinen Rebbergen und Wäldern abwärts.
Noch kunstvoller ist der Weg auf der gegenüberliegenden Seite des Isorno ausgebaut. Er führt bei deutlich geringerem Gefälle aufwärts und zieht sich dann hoch über der Schlucht durch den Steilhang. Das Gelände ist an verschiedenen Stellen stark exponiert und fällt teilweise fast senkrecht in die Tiefe ab. Das Trassee weist jedoch überall eine angemessene Breite auf. Geländer aus Kastanienholzstangen, die in Granitsockel eingelassen sind, sorgen für zusätzliche Sicherheit. Später säumen Trockensteinmauern, die in generationenlanger Arbeit von Hand errichtet wurden, die Strecke. Am Wegrand stehen zudem zahllose Kapellen und Bildstöcke.
«Via delle Vose», so wird der Weg von Loco nach Intragna auch genannt. Die Bezeichnung hängt mit dem Dörfchen Vosa zusammen. Dieses gliedert sich in mehrere Fraktionen, an denen der Saumpfad vorbeiführt.
Kurz vor Pila öffnet sich ein weiter Tiefblick auf Intragna und den weiten Talboden des Pedemonte. Weiterhin auf Steinpflästerung steigt man nach Intragna ab. Das Dorf befindet sich an erhöhter Lage über dem Zusammenfluss von Isorno und Melezza. Der Ortsname wird denn auch auf «inter amnes» (zwischen den Flüssen) zurückgeführt. Ein Rundgang durch das Dorf lässt sich gut mit einem Besuch des Museo Centovalli e Pedemonte verbinden, das die ländliche Kultur der Gegend in interessanten Inszenierungen thematisiert. Gegenüber dem Museumseingang liegt der Zugang zum Campanile, der mit einer Höhe von 65,1 m der höchste Glockenturm im Kanton Tessin ist. Seine oberste Plattform bietet eine formidable Rundsicht.
Der zweite Teil der Wanderung zeigt einen komplett anderen Charakter. Der Abstieg setzt sich nochmals eine kurze Weile fort. Auf Treppenwegen geht es an die Melezza hinunter. Bei Golino wird der Fluss auf der Strassenbrücke überquert. Danach geht es dem Wasserlauf entlang ebenen Wegs weiter. Zunächst auf Kiessträsschen, später auf sandigen Trampelpfaden geht es durch schönen Auenwald. Bereits unterhalb der Brücke von Golino lädt ein Sandstrand zum Badeplausch ein, später säumen weitere schöne Badeplätze den Weg, etwa beim Campingplatz im Gebiet Zandone.
Am Ende eines idyllischen Mosaiks von Wiesen, Hecken und Gehölzen gelangt man zu einer Brücke für Fussgänger und Radfahrer, die sich über die Melezza spannt. Auf einem Asphaltsträsschen erreicht man den Rand des Siedlungsgebiets von Tegna. Statt direkt ins Dorf aufzusteigen, lohnt es sich, beim Parkplatz gegenüber der Pizzeria Al Pozz einen Abstecher in den Auenwald zu unternehmen. Ein Fusspfad führt zu einer weiten, sandigen Mulde, die von der Maggia durchflossen wird – für Familien mit Kindern ein wunderbarer Badeplatz, sofern einen der Anblick des gegenüberliegenden Elektrizitätswerks nicht stört. Der Wasserfall neben der Druckleitung sieht zwar malerisch aus, kann aber tückisch anschwellen und in seiner unmittelbaren Umgebung zu heiklen Strömungen führen.
An der Pfarrkirche von Tegna vorüber, deren Glockenturm vom Kirchenschiff deutlich abgesetzt ist, gelangt man zur Bahnstation des Dorfs.