Wanderung Rasa-Intragna
Zeitstillstand im Centovalli
Wanderzeit: 2 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Auf der Wanderung von Rasa nach Intragna fühlt man sich in frühere Zeiten versetzt. Die oft schmalen und steilen Pfade erlauben keine schnelle Gangart. Vielmehr sollte man sich Zeit nehmen, um die raue Landschaft mit allen Sinnen auszukosten. Die Tour verläuft grösstenteils auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Autofreie Orte – das war früher ein zugkräftiges Schlagwort der Tourismuswerbung. Doch auch wenn Braunwald, Wengen oder Zermatt nicht mit dem Privatauto erreicht werden können, sind diese Orte nicht wirklich frei von motorisiertem Verkehr: Auch dort gibt es asphaltierte Strassen, auf denen Jeeps und Elektromobile herumflitzen. Die Fahrzeuge dienen zwar hauptsächlich als Taxis und Gepäcktransporter, doch als Fussgänger muss man sich gleichwohl in Acht nehmen.
Rasa hingegen ist echt autofrei. Das Dorf liegt auf einer kleinen Terrasse am Südhang des Centovalli und ist einzig zu Fuss oder mit einer Seilbahn erreichbar. Zwischen den Häusern gibt es keine Strassen, sondern nur schmale Gassen, die ausschliesslich dem Fussverkehr dienen und höchstens mit Handwagen befahren werden können.
Die Fusswegverbindung mit Intragna, dem Hauptort des Centovalli, verläuft zunächst auf einem relativ flachen, nur sanft absteigenden und gut ausgebauten Weg.
Der in traditioneller Manier mit Steinplatten gepflästerte Abschnitt erschliesst mehrere Quellen ausserhalb des Dorfs. Das Wasser musste früher von Hand in Eimern oder Zubern ins Dorf getragen werden. Deshalb nutzte die Dorfbevölkerung den Weg seinerzeit intensiv und täglich. Die grösste, wichtigste und zugleich schönste der Trinkwasserquellen heisst Ciaparia. Das Wasser tröpfelt aus den Felsen in einen grossen, mit Steinplatten eingefassten und mit einem Holzdach geschützten Trog. Es ist so kühl, dass man früher Butter darin aufbewahrte.
Auf einem schmaleren, vielerorts von Steinen und Wurzeln durchsetzten Pfad geht es nun etwas steiler abwärts. Dabei wandert man abwechslungsweise durch Wald und über Weideland, das eine schöne Aussicht in die Weite des Centovalli gewährt. Über Corte di Sotto geht es zu einer malerischen kleinen Kapelle mit gedecktem Vorplatz und bunt leuchtendem aufgemaltem Sternenhimmel, dann steil hinunter ins Tobel des Ri di Vacariccio. Schliesslich endet der Abstieg vorläufig bei einer Wegverzweigung, von der aus man die Häuser von Corcapolo auf der gegenüberliegenden Talseite sehen kann.
Weiterhin auf der Südseite der Melezza wird die Wanderung Richtung Intragna fortgesetzt. Der nun folgende Abschnitt verläuft zunächst relativ flach zum Weiler Remagliasco, um wenig später steil gegen den Fluss hin abzufallen. Die enge Schlucht wird auf einer spektakulär angelegten historischen Brücke überquert: Der Ponte Romano stammt zwar, anders als sein Name suggeriert, nicht gerade aus der Römerzeit, ist aber immerhin schon bald ein halbes Jahrtausend alt. Die 26 Meter hoch Steinbogenbrücke wurde 1578 errichtet. Der Name rührt daher, dass man den Baustil damals als römisch inspiriert empfand.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Melezza geht es kurvenreich hinauf zur Kantonsstrasse. Der nun folgende Viertelkilometer ist der unattraktivste und heikelste Abschnitt der Wanderung: Man muss am Strassenrand der Leitplanke entlangmarschieren, es gibt weder ein Trottoir noch ein Gras- oder Kiesbankett. Danach geht es aber nochmals auf lauschigen Fusswegen an Gärten und Wiesen vorüber ins Dorfzentrum von Intragna.