Wanderung Faido-Dalpe-Rodi-Faido
Wildwasser und Restwasser in der Leventina
Wanderzeit: 5 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Schattseits talaufwärts, sonnseits talabwärts: Nach diesem simplen Schema funktioniert die Rundwanderung von Faido zur Hochebene von Dalpe und an der alten Zollstation Dazio Grande vorbei in die Piottina-Schlucht. Ausserhalb des Siedlungsgebiets verläuft die Tour fast durchwegs auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Vom Bahnhof Faido marschiert man zunächst talauswärts in Richtung des Borgo (Dorfkern). Noch bevor man diesen erreicht, steigt man gegen den Ticino hin ab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Talflusses mündet der Seitenbach Piumogna. Etwas höher oben am Hang bildet er zwei Wasserfälle. Bei der Wegkreuzung Isola folgt man dem zum oberen Wasserfall (Cascata alta) ausgeschilderten Weg. Dieser tritt allerdings etwas schmalbrüstig in Erscheinung, weil das Wasser primär für die Stromerzeugung genutzt wird. Selbst zur Zeit der Schneeschmelze fliessen deshalb nur kümmerliche Restwassermengen über die Felswand.
Erst auf Kiessträsschen, später auf schmalen Fusspfaden gewinnt man im Wald zügig an Höhe. Schon bald erreicht man den flachen Boden des Gebiets Piana Selva und begegnet erneut der Piumogna. Doch welch anderer Charakter zeigt der Wasserlauf hier in der Höhe. Ungezügelt und frei zieht er durch ein unverbautes Flussbett. Ein Wildbach aus dem Bilderbuch ist das! Weiter oben in Dalpe speist er zwar ebenfalls ein kleines Elektrizitätswerk, doch danach lässt man ihm seinen vollen natürlichen Lauf. Das blaue Wasser, die weisse Gischt, die grünen Bäume – die Natur formt hier ein wunderschönes Tableau.
Leicht aufsteigend gelangt man nach Cornone, den unteren Dorfteil von Dalpe. Von hier könnte man bereits direkt nach Prato marschieren. Es lohnt sich aber, einen kleinen Umweg mit einige Dutzend zusätzlichen Höhenmetern einzuschalten und zunächst gegen den Dorfkern von Dalpe zu halten.
15 Kapellen sollen rund um das Dörfchen jene Wege säumen, die früher am meisten begangen wurden. Die stattlichste davon ist die Capella grande, an der man nun vorüberkommt. Mit ihrer gelb und rot leuchtenden Vorderseite setzt sie schon von weitem einen auffälligen Akzent in die Landschaft. Über Cleuro di Prato steigt man nach Boscobello auf, von dort geht es im Wald via Trenta Valli nach Prato hinunter und dem Waldrand entlang nach Rodi hinüber. Dort schwenkt man auf die Strada bassa ein (sie ist die tiefer verlaufende Entsprechung zum wesentlich bekannteren Höhenweg Strada alta.
Bis zum östlichen Ortsende muss man leider der Dorfstrasse entlangmarschieren. Dann erreicht man den Dazio Grande, ein stattliches Gebäude, das 1561 als Zollstation und Herberge errichtet wurde. Dahinter senkt sich die Strasse gegen die Piottina-Schlucht. Sie ist das Pendant zur Schöllenenschlucht auf der Nordseite des Gotthardpasses: Während Jahrhunderten versuchte man, den Engpass durch bauliche Massnahmen an die wachsenden Bedürfnisse des Transitverkehrs anzupassen. Anfänglich war der Saumweg nur zu Fuss oder mit Pferden und Maultieren begehbar. Anfangs des 19. Jahrhunderts machte man die Strecke für Postkutschen, ab dem frühen 20. Jahrhundert dann auch für den motorisierten Verkehr zugänglich.
Die letzten Ausbauschritte erfolgten mit dem Bau der Kantonsstrasse und der Autobahn A2, die das Hindernis mit Tunnels umfahren. Seither dient das alte, mit Kopfsteinen gepflästerte Trassee einzig dem Fussverkehr. Informationstafeln am Weg orientieren über die kulturgeschichtliche Bedeutung der Strecke und über die Landschaft, die sie durchquert.
Die Passage ist malerisch: Zwischen hohen Felswänden schlängelt sich die Saumstrasse hoch über dem Talfluss Ticino elegant talauswärts. Allerdings wird auch bei diesem Gewässer ein grosser Teil des Wassers für die Stromproduktion verwendet, so dass sich das Rauschen und Schäumen im Flussbett in überschaubaren Grenzen hält.
Die Schlucht endet beim Ponte della Vicinanza. Von nun an geht es zu einem grossen Teil durch Waldgebiet weiter, das ab und zu durch Lichtungen aufgelockert wird. Auch hier säumen Tafeln den Weg. Es handelt sich um den Eisenbahn-Lehrpfad Gottardo, der seinerzeit im Hinblick auf den Bau des Gotthard-Basistunnels eingerichtet wurde und über verschiedene Ingenieurleistungen entlang der alten Bergstrecke informiert. Leider wurde der Themenweg im Unterhalt vernachlässigt. Zahlreiche Tafeln sind deshalb schadhaft und teilweise von der Vegetation zugewachsen. Zunächst ebenen Wegs, dann leicht ansteigend gelangt man nach Valegia. Von dort geht es via Polmengo di sopra nach Faido hinunter.