Wanderung Arosio-Cademario-Agno
Im Reich der Kastanien
Wanderzeit: 3 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - November
Die Kastanienselven des Malcantone gehören zu den herausragenden Kulturlandschaften der Schweiz. Auf der Wanderung von Arosio nach Agno durchstreift man mehrere dieser parkähnlichen Gebiete. Am Weg liegen zudem zwei Kleinode der Tessiner Kirchenbaukunst. Ausserhalb des Siedlungsgebiets verläuft die Wanderung meist auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Ist das nun Wald oder Weide – oder beides zusammen? Mächtige Kastanienbäume gruppieren sich in lockeren Abständen auf den sanft geneigten Wiesen oberhalb von Arosio. Allerdings stehen sie viel weniger dicht beieinander als in einem gewöhnlichen Wald. Zwischen den dicken Stämmen gibt es viel Raum und Licht.
Wer im Malcantone, dem hügeligen Hinterland westlich von Lugano, auf Wanderwegen unterwegs ist, begegnet immer wieder solchen parkähnlichen Landschaften. Die Kastanienselve von Pian di Tenasca steht beispielhaft für die Erhaltung dieses Kulturguts. Früher lieferte sie der Dorfbevölkerung buchstäblich ihr tägliches Brot: Die getrockneten Edelkastanien wurden gemahlen und zu Backwaren, Teigwaren und weiteren Lebensmitteln verarbeitet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vernachlässigte man die bis zu 200 Jahre alten Bäume jedoch zusehends, bis sie von Buchen, Linden und Eschen völlig überwuchert waren.
Seit den 1990er-Jahren sind etliche dieser Selven wieder rekultiviert worden: Die Kastanienbäume wurden freigelegt, ihre Kronen gepflegt und auf dem Boden Gras ausgesät. Der grüne Teppich ist entscheidend, denn er erleichtert nicht nur das Aufsammeln der Kastanien im Herbst; das Gras verhindert auch Erosion und hemmt zugleich das Wachstum von Dornengestrüpp und Farn. Landwirte mähen die Wiesen regelmässig und lassen ihr Vieh dort weiden. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Selven langfristig unterhalten und genutzt werden.
Der Streifzug durch dieses Universum der Kastanien beginnt in Arosio, führt in leichtem Anstieg zum Grotto Sgambada und weiter zur Alpe Agra. Dort lohnt sich ein kleiner Schwenker abseits des signalisierten Wanderwegs zu einem grossen Steinkreuz, wo man eine schöne Sicht nach Mugena und zum Monte Gradiccioli geniesst.
Sanft absteigend geht es weiter zur Kastanienselve Squillin, die wie ein Park angelegt ist. Mehrere Dutzend verschiedene Kastaniensorten gedeihen dort. Das Dorf Cademario wird an dessen nördlichem Rand umgangen. Das weitherum sichtbare architektonische Wahrzeichen des Orts ist das Kurhaus, das anfangs des 20. Jahrhunderts als Naturheilanstalt errichtet wurde und heute ein Wellnesshotel ist.
Danach geht es nochmals aufwärts. Durch Kastanien- und Buchenwälder erreicht man die Kuppe des bewaldeten Hügels San Bernardo, wo das gleichnamige Barockkirchlein steht. Durch Lücken zwischen den Bäumen erblickt man sowohl den Luganersee als auch den Lago Maggiore. Noch umfassender ist die Aussicht vom zweiten Schmuckstück sakraler Baukunst am Weg: Von der Terrasse vor der Kirche Santa Maria oberhalb von Iseo überblickt man die Region Lugano und das Seebecken von Caslano.
Durch Kastanienwälder und vorbei an Rebbergen gelangt man auf Treppenwegen und Waldpfaden nach Cimo. Bei schöner Aussicht auf den Luganersee und zum Monte San Salvatore steigt man von dort nach Agno ab.