Wanderung Arogno - Monte Generoso - Roncapiano
Schneelöcher und eine Bärenhöhle am Monte Generoso
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - November
Die anstrengende, aber landschaftlich sehr attraktive Überschreitung des Monte Generoso kulminiert an einem der schönsten Aussichtspunkte des Tessins. Der Berg an der Grenze zu Italien hat neben einem grandiosen Panorama auch verborgene Besonderheiten zu bieten. Dazu gehören die Nevère (Eisgrotten) sowie eine archäologisch bedeutsame Höhle. Die Wanderung verläuft durchwegs auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Etwas ausserhalb des Dorfs Arogno beginnt diese Wanderung auf einem breiten, alten Viehzügelweg, der sich erst durch offenes Gelände, dann durch den Wald nach Alpe Pianca hochzieht. Hier weichen die Kastanienbäume allmählich den Buchen. Bei der Abzweigung zur Alpe d’Arogno verengt sich der Weg zu einem schmalen Pfad und wird zusehends steil. Still und einsam ist es, während man im Wald zügig an Höhe gewinnt. Der Weg wird kaum unterhalten, oft ist er nur der Spur nach auszumachen.
Am passartigen Übergang unweit der Cima Crocetta lichtet sich der Wald ein erstes Mal. Für eine Weile verläuft die Route nun mehr oder weniger auf der Landesgrenze. Bei einem der nächsten Grenzsteine öffnet sich eine schöne Aussicht auf das südöstliche Becken des Luganersees und zum Monte San Giorgio. Jetzt erblickt man auch die senkrecht abfallende Westflanke des Monte Generoso, der aus dieser Perspektive als unbezwingbares Bollwerk erscheint. Nachdem man die Baumgrenze erreicht hat, senkt sich der Grasweg zunächst sanft in eine Mulde, doch sogleich folgt der mit Abstand steilste Abschnitt der Tour: In scharfer Steigung überwindet der schmale, steinige Pfad 200 Höhenmeter bis hinauf zur Cima della Piancaccia.
Ab hier geniesst man eine herrliche Höhenwanderung auf der italienischen Seite des Grenzgrats mit sehr schönem Tiefblick ins Val d’Intelvi; auch ein Zipfel des Comersees ist auszumachen. Der schmale Weg ist teilweise etwas ausgesetzt, aber an verschiedenen Stellen hangseits mit einer Kette gesichert. Nur noch sanft geht es nun aufwärts. Schliesslich erreicht man die südliche Kante des Felszugs und erblickt die Bergstation der Zahnradbahn, die von Capolago auf den Berg fährt, sowie das wie eine geballte Faust in der Landschaft liegende Berghaus «Fiore di pietra» (Steinblume).
Nach einer Spitzkehre und einem letzten kurzen Aufstieg erreicht man den Gipfel. Das Panorama ist grossartig. Rundum schweift der Blick weit über Seen, bewaldete Hügel und Dörfer hinweg bis zur Alpenkette, die vom Monte-Rosa-Massiv beherrscht wird. Bei klarer Sicht erkennt man die Hochhäuser von Milano und den umliegenden Ballungsraum der norditalienischen Metropole.
Wunderbar aussichtsreich ist auch der Abstieg ins Valle di Muggio. Er verläuft zu Beginn als Planetenweg praktisch ohne Gefälle. Schon nach wenigen Minuten kommt man an einem grossen, aus Holz geschnitzten Bären vorbei. Dieser signalisiert den Anfang des Pfads, der zur Grotta dell’Orso (Bärenhöhle) führt. Die Höhle liegt auf italienischer Seite etwa 250 Höhenmeter unterhalb des Monte-Generoso-Gipfels. Sie wurde erst 1988 entdeckt. Archäologen fanden darin die Überreste von etwa 500 Höhlenbären, die vor rund 20'000 Jahren in der Gegend lebten.
Der Eingang zur Höhle liegt gut 20 Marschminuten von der Grenze entfernt (800 m Distanz, 150 m Abstieg, Rückkehr auf gleicher Strecke). Die Grabungen sind nach wie vor im Gang. Die Höhle ist nur im Rahmen von Führungen zugänglich, die von Archäologie-Fachpersonen geleitet werden (jeweils samstags und sonntags von Juni bis September). Weitere Informationen und Buchung: www.mendrisiottoturismo.ch
Auf die Alpweiden am Monte Generoso trieb man früher hauptsächlich Ziegen (heute sieht man dort auch Schafe und Kühe weiden). Weil das Terrain gegen Süden ausgerichtet und im Sommer sengender Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, konstruierten die Bergbauern zylinderförmige, mit einem kegelförmigen Dach gedeckte Steinbauten, um den Käse auch bei Hitze kühl zu halten. Von diesen Nevère ist nur etwa ein Drittel oberirdisch angelegt. Der Rest der mit Bruchsteinen gemauerten Röhren liegt unter der Erdoberfläche. Am Ende des Winters wurden sie jeweils mit Schnee gefüllt, der sich den ganzen Sommer hindurch hielt. Vor jeder Nevèra wurde zudem ein Baum gepflanzt, der mit seinem Blätterkleid den Naturkühlschrank beschattete.
Noch etwa ein Dutzend Nevère gibt es am Monte Generoso. Allerdings sind sie heute mehrheitlich zerfallen. Auf der Alp Nadigh haben sich zwei Exemplare in gutem Zustand erhalten; eines davon kann man frei besichtigen. Die Wanderung endet in Roncapiano, dem am höchsten gelegenen Dörfchen des Muggiotals.
Tipp: Wem die hier vorgeschlagene Tour zu anstrengend ist, kann eine abgespeckte Version in Angriff nehmen. Als Ausgangspunkt dient dabei die Bergstation der Monte-Generoso-Bahn. Zunächst steigt man, wie hier beschrieben, zum Gipfel hoch, wandert dann über Piana nach Nadigh hinunter und von dort sanft aufsteigend über Alpe Génor zur Wanderwegkreuzung bei Pkt. 1447. Von dort gelangt man in mässig steilem Anstieg dem Trassee der Bergbahn entlang zurück zur Bergstation. Dauer dieser Runde: 2 h 15 min, 5,3 km Länge, 450 m Auf/Abstieg. Wer auf den Schlussaufstieg verzichten will, wandert zur Mittelstation Bellavista hinunter (Marschzeit insgesamt 2 h 20 min).
Auf der untenstehenden Karte ist die Wanderung Arogno – Monte Generoso – Roncapiano eingezeichnet. Die Routenkarte mit dem Abstecher zur Bärenhöhle folgt weiter unten.