Wanderung Intragna-Arcegno-Ascona
Schauplätze des Aufbruchs in der Region Ascona
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
In kurzer Zeit sehr vielfältige Landschaftseindrücke erlebt man auf der Wanderung aus dem Centovalli zum Lago Maggiore. Der Weg von Intragna nach Ascona führt über den aussichtsreichen Felsrücken des Balladrum und über den Monte Verità, wo sich im frühen 20. Jahrhundert eine reformorientierte Gruppe von Künstlern und Intellektuellen niederliess. Rund die Hälfte der Wanderung verläuft auf Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Einer der am schönsten gelegenen Bahnhöfe der Schweiz befindet sich in Intragna. Die Station der Centovalli-Bahn steht an erhöhter Lage auf einer Felsstufe und bietet eine grossartige Aussicht auf den unteren Teil der «hundert Täler» (Centovalli). Im Angesicht dieses prachtvollen Panoramas beginnt die leichte Wanderung über die Hügel rund um Arcegno.
Den Einstieg muss man ein wenig suchen. Zuerst werden die Gleise überquert, dann zieht sich ein Steinplatten- und Treppenweg an Gärten, Trockenmauern und Wohnhäusern vorbei zur Wegverzweigung Golino Colombè hinunter, wo der Talfluss Melezza überquert wird. Die nun folgenden 1,2 km sind der am wenigsten attraktive Teil der Tour. Sie führen der Strasse entlang durch Golino.
Ausserhalb des Dorfs zweigt man hangwärts ab und steigt einen Kastanienwald hoch, danach geht es auf einem schmalen, wenig befahrenen Strässchen weiter gemächlich im Wald aufwärts. Von dort, wo die Steigung endet, wandert man noch etwa einen halben Kilometer weiter, bis man aus dem Wald auf eine Wiese mit einzelnen Bäumen tritt. Hier ganz in der Nähe liegt die Tana dei Pagani (Heidenhöhle).
Die Abzweigung ist leider nicht signalisiert. Falls man am anderen Ende der Wiese zum alten Wegweiser mit der Standortbezeichnung Pozz gelangt, ist man bereits zu weit marschiert. Also kehrt man zurück zum roten Hydranten am Strassenrand und macht noch ein paar weitere Schritte auf der Strasse, bis man den Fussweg entdeckt, der sanft aufsteigend den Wald hochführt. Der Pfad verengt sich schon bald und wird auch etwas steiler, dann steht man unvermittelt vor dem schwarz gähnenden Mund eines Höhleneingangs.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Felsgrotte zeitweiliger Wohnsitz des Schriftstellers und Künstlers Gustav «Gusto» Gräser, weshalb sie noch heute auch Gräser-Höhle genannt wird. Angeblich soll der junge Hermann Hesse dort ebenfalls eine Weile gelebt haben. Die Grotte ist ein kleines Paradies. Sie bietet genug Raum, dass man sich aufrecht darin bewegen kann, vermittelt aber gleichwohl ein Gefühl der Geborgenheit. An der Rückwand fliesst aus einer Öffnung im Felsen ein Bächlein.
Der weitere Verlauf der Tour lässt sich dank des dichten Wanderwegnetzes rund um Arcegno in verschiedenen Varianten gestalten. Die hier vorgeschlagene Route führt von der bereits erwähnten Wegverzweigung Pozz zunächst auf dem in Richtung Orthigee und Losone signalisierten Wanderweg zu einem Waldseelein, dann durch Auenwald zur Wegkreuzung Ciosca und via Campo Pestalozzi nach Arcegno. Das Dorf weist einen gut erhaltenen mittelalterlichen Kern mit hübschen Gassen und zahlreichen Steinhäusern auf.
Quer durch das Siedlungsgebiet gelangt man an den östlichen Dorfrand, dann durch den Wald leicht aufsteigend zur Wegverzweigung Brumo. Von dort führt ein steiler Waldpfad auf den Balladrum. Der Felsrücken bietet eine grandiose Rundsicht zum Lago Maggiore, ins Gambarogno und zu den Gebirgszügen des Maggiatals im Norden.
Im Abstieg hält man sich an den in Richtung Monte Verità signalisierten Wanderweg. Davon gibt es erneut mehrere Varianten. Es lohnt sich, einen Blick auf die Karte zu werfen, damit man die ungewöhnliche Waldlandschaft westlich der Anhöhe Castelli nicht verpasst. Es handelt sich dabei um eine riesige Mulde, die fast ringsum von Steilhängen umgeben ist. In ihrer räumlichen Wirkung erinnert die Naturarena an eine Kathedrale.
Ganz anders geartet ist die nächste Sehenswürdigkeit am Weg. Auf dem Monte Verità, einem aussichtsreichen Hügel oberhalb von Ascona, den die Einheimischen früher Monescia nannten, entstand Anfang des 20. Jahrhunderts ein Naturheilsanatorium mit europaweiter Ausstrahlung. Gegründet wurde es durch eine Kolonie von Lebensreformern um Henri Oedenkoven, Ida Hofmann und Gusto Gräser. Als Pioniere eines alternativen Lebensstils propagierten sie die Gleichberechtigung von Mann und Frau, ein genossenschaftliches Zusammenleben sowie eine an der Natur orientierte Lebensweise mit vegetarischer Ernährung, Sonnenbädern und viel Bewegung an der frischen Luft. Das 1928 im Bauhausstil errichtete Hauptgebäude und die verschiedenen Nebengebäude werden heute als Hotel und Kongresszentrum genutzt. Zum Anwesen gehört ein grosser, öffentlich zugänglicher Park mit Teeplantage und Teehaus.
In einem spannenden Kontrast zum bisherigen Verlauf der Tour steht der letzte Abschnitt der Wanderung. Auf Steintreppenwegen geht es an Palmen vorüber mit eindrücklichen Tiefblicken zum Lago Maggiore nach Ascona hinunter. Nach der Stille der Kastanien- und Buchenwälder taucht man am Lido ins pralle Leben des gutbesuchten Tourismuszentrums ein.