Wanderung Mendrisio-Tremona
Reise in die Steinzeit bei Tremona
Wanderzeit: 3 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Während Jahrtausenden war der aussichtsreiche Hügel oberhalb von Tremona von Menschen besiedelt. Im Spätmittelalter wurde das Dorf aufgegeben. Eine Rundwanderung führt von der Ebene zu der eindrücklichen Stätte hoch. Die Route weist relativ viel Hartbelag auf, da mehr als die Hälfte durch Siedlungsgebiet führt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die Wanderung beginnt auf der Westseite des Bahnhofs Mendrisio. Der Auftakt ist wenig berauschend: Es geht zunächst durch eine öde Gegend mit gesichtslosen Industriegebäuden, Schallschutzwänden und Parkplätzen. In San Martino gelangt man an einem gigantischen Shoppingcenter vorüber und schliesslich auf einer Strassenbrücke quer über die Autobahn hinweg.
Danach kommt es zusehends besser. Schon bald geht es auf Natursträsschen durch Wiesen und an Hecken vorbei. Beim Wegweiser am Waldrand hat man die Wahl – beide Routen führen nach Tremona. Hier sei die nach rechts abgehende nördliche Variante für den Aufstieg empfohlen. Ein wunderschöner steiniger Pfad schlängelt sich durch den Wald mässig steil, aber kontinuierlich ansteigend den Hang hinauf. Nach vielen Windungen erreicht man die Hochebene von Meride, wo sich ein schöner Blick zum Monte Generoso öffnet.
Wer genug Zeit hat, sollte unbedingt einen Abstecher ins nahe Dorf unternehmen. Meride weist ein ausnehmend schönes und gut erhaltenes Ortsbild auf. Im zentral gelegenen Fossilienmuseum werden ausgewählte Objekte von Fundorten am nahen Monte San Giorgio ausgestellt. An idyllischer Lage etwas ausserhalb des Dorfs befindet sich die Kirche San Silvestro.
Der Abstieg nach Tremona führt an einer bemerkenswerten archäologischen Stätte vorbei. Der Hügel oberhalb des Dorfs war seit etwa 5000 v. Chr. besiedelt. Die Einwohner des dort angelegten kleinen Dorfs nutzten die aussichtsreiche Lage in der Nähe verschiedener antiker Verkehrswege. Zu einer eigentlichen Blüte gelangte die Siedlung im Hochmittelalter, als sie mit einer Ringmauer ausgestattet und zu einem befestigten Kastell ausgebaut wurde, das neben einer Kirche und einem Wachturm verschiedene Wohngebäude und Handwerksbetriebe umfasste.
Nach verschiedenen regionalen Konflikten wurde das Dorf im frühen 15. Jahrhundert aufgegeben. Schon bald wurde die Stätte von Bäumen überwuchert. Ende des 20. Jahrhunderts begann man die Ruinen freizulegen. Zum Vorschein kamen die Grundmauern von 51 verschiedenen Gebäuden. Das frei zugängliche Gelände ist ein eindrücklicher Schauplatz. Zehn Informationstafeln vermitteln Einblick in die Entwicklung und Funktion der Siedlung. Wer sich eingehender mit der Thematik befassen möchte, sollte in der Casa comunale in Tremona eine 3D-Brille mieten. Damit lässt sich auf dem Hügel durch eine räumliche Rekonstruktion des mittelalterlichen Dorfs schreiten; auf diese Weise können verschiedene Lebensbereiche der damaligen Bewohner erkundet werden.
Der Abstieg zurück zum Ausgangspunkt der Rundtour verläuft über Rancate. Eine interessante Alternative zur direkten Rückkehr ins Zentrum von Mendrisio ist die Schleife über das Stadtquart Cantine. Auch hier ist zunächst eine reichlich unschöne Passage zu bewältigen: An Werkhöfen und Fabrikanlagen vorüber geht es unter Autobahn und Bahnlinie hindurch an die dicht befahrene Kantonsstrasse, die es schliesslich – als krönender Tiefpunkt – ohne Fussgängerstreifen oder andere Querungshilfe zu traversieren gilt.
Danach kehrt jedoch Ruhe ein. Durch Wohnquartiere gelangt man zu einer langen Reihe kleiner, bunter und von grossen Laubbäumen beschatteter Häuser am Fusse einer senkrechten Felswand. In den Gebäuden wurde früher Wein gelagert. Heute ist das Gebiet eine beliebte Ausgangs- und Flaniermeile. Verschiedene dieser Cantine dienen als Grotto oder Osteria, einige sind zu Wohnhäusern umfunktioniert, manche stehen leer. Vorbei an der Pfarrkirche Santi Cosma e Damiano mit ihrer wuchtig aufragenden Fassade gelangt man in die Altstadt und zurück zum Bahnhof von Mendrisio.