Wanderung Bellinzona-Sementina-Gudo
Im Reich des Merlot
Wanderzeit: 3 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Wunderbar sonnenexponiert sind die Südhänge zwischen Bellinzona und Locarno. In tieferen Lagen wird dort seit Jahrhunderten Wein angebaut. Die «Via delle vigne» verbindet mehrere dieser Rebberge. Zwischendurch durchquert sie auch Waldgebiete, bietet aber immer wieder schöne Ausblicke zur Magadino-Ebene und zum Monte Tamaro. Insgesamt ein Drittel der Strecke ist asphaltiert.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Tessin zählt zu den traditionsreichen Weinbaugebieten der Schweiz. Rund zehn Quadratkilometer gross ist die Gesamtfläche der Rebberge. Auf den überwiegend kleinräumig parzellierten und im Nebenerwerb bewirtschafteten Flächen wird hauptsächlich Merlot angebaut. Zu den bevorzugten Lagen gehört die Gegend um Bellinzona. Insbesondere die Hänge nördlich des Talflusses Ticino profitieren von hervorragender Besonnung und einem milden Klima. Quer durch das Rebgebiet zieht sich die «Via delle vigne». Der Wanderweg lässt sich praktisch während des ganzen Jahres begehen. Im Sommer brennt die Sonne allerdings oft unbarmherzig vom Himmel. Daher nimmt man die Route bevorzugt von Herbst bis Frühling unter die Füsse.
Der Weinweg beginnt in Sementina und führt nach Gudo. Die Wanderung lässt sich aber gut bereits in Bellinzona starten; auf diese Weise ergibt sich eine einfache und abwechslungsreiche Tour für einen Tagesaufenthalt im Tessin.
Es braucht etwas Spürsinn, um den Einstieg zu finden, denn auf dem Bahnhofplatz von Bellinzona ist der nach Westen abgehende Wanderweg nicht signalisiert. Die Treppe links vom Hotel Internazionale führt zur Via Visconti hinunter. Zwischen Schulanlagen und dem städtischen Stadion gelangt man zu einer Fussgängerbrücke aus Beton, die sich quer über die Piscina, das Freibad, spannt. Sie endet am Ufer des Ticino; nach den ersten anderthalb Kilometern lässt man hier den Hartbelag hinter sich. Der Uferweg flussabwärts verläuft nicht direkt dem Wasser entlang, sondern auf einem etwas zurückversetzten Damm. Das erlaubt schöne Einblicke in den Auenwald-Park Saleggi-Boschetti.
Bei der Wegverzweigung Saleggi wird der Ticino auf einer futuristisch anmutenden, elegant geschwungenen Passerelle überquert. Danach folgt das unansehnlichste Teilstück der Wanderung. Es führt 400 Meter der Autobahn A2 entlang. Nachdem man die Fahrbahnen auf Höhe der Raststätte Bellinzona in einer düsteren Unterführung unterquert hat, ist der Betonspuk vorüber. Dem Wildbach Sementina entlang steigt man ins gleichnamige Dorf hoch.
Die Via delle vigne beginnt unter einem malerischen mittelalterlichen Torbogen. Dieser war einst Teil der Befestigungsanlagen, mit der das Herzogtum Mailand sein Besitztum Bellinzona gegen die Eidgenossenschaft abriegelte. Auf einem alten Steinplattenweg geht es kurz, aber steil aufwärts, dann erreicht man bereits den ersten Rebberg.
Von nun an zieht sich der Weinweg in stetem Wechsel zwischen Waldgebieten und offenem, meist mit Reben bebautem Gelände Richtung Westen. Immer wieder schweift der Blick über die Magadino-Ebene hinweg, an deren Ende ein kleines Stück des Lago Maggiore auszumachen ist. Links davon ziehen sich die bewaldeten Hänge des Gambarogno bis zum Gipfel des Monte Tamaro hinauf.
Dass hier ein ungewöhnlich mildes Klima herrscht, zeigt sich deutlich an der Vegetation: Neben Kakibäumen sieht man auch vereinzelte Olivenbäume und sogar Agaven. Mehrere Weinkeller säumen den Weg. In einem davon, der Azienda Mondò, kann man direkt vor Ort Wein und Obst kaufen.
Bis Piancalardo verläuft die Wanderroute teilweise auf asphaltierten Strässchen, dazwischen aber auch auf Naturwegen. Vom Weiler Redonda geht es auf schönen alten Steinplattenwegen mässig steil hinunter nach Mondò. Ein Strässchen führt an Rebbergen und einem alten Gemeindewaschhaus vorüber ins Dorf Gudo. Am oberen Dorfrand beschreibt die Via delle vigne nochmals einen Bogen hangwärts, um dann durch einen Kastanienwald in den Ortsteil Progedo hinunterzuführen.