Wanderung Monte Lema - Miglieglia
Waldbaden im Malcantone
Wanderzeit: 2 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Vom Monte Lema nach Miglieglia kann man natürlich direkt und steil absteigen. Es gibt jedoch eine wesentlich angenehmere und interessantere Variante über die Alpe Tramboschino. Ein schön angelegter Pfad führt sehr abwechslungsreich durch verschiedene Waldstufen. Am Schluss wenige hundert Meter auf Hartbelag, sonst durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Statt im Eilschritt durch die Natur zu pflügen, wird in Japan eine von Ruhe und Aufmerksamkeit geprägte Art von Waldspaziergang ausgeübt. Shinrin-Yoku heisst die in den 1980er-Jahren aufgekommene Praxis. Auf Deutsch wird sie «Waldbaden» genannt. Sie dient der Stressbewältigung und steht damit im Dienste der seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit.
Eine wunderbare Gegend, um eine auf Schweizer Verhältnisse umgemünzte Version des Waldbadens zu praktizieren, ist das Tessin. Die Baumgrenze bewegt sich dort zwar in ähnlicher Höhe wie nördlich der Alpen. Doch weil die Talböden häufig viel tiefer liegen, kann man stundenlang durch endlose Wälder streifen. Da ist es durchaus möglich, dass man nach stundenlangem Aufstieg aus der Ebene um gut und gerne 1500 Höhenmeter noch immer von Bäumen umgeben ist. Wer primär Aussicht wünscht, ist mit einer solchen Perspektive vielleicht eher unzufrieden. Doch wer den Wald als ästhetischen Wert erleben will, kommt umso mehr auf seine Kosten.
Wald zeigt sich oft in ganz verschiedenen Formen, Farben und Ausprägungen. Man sieht das hier sehr schön, wenn man von der Bergstation am Monte Lema talwärts wandert. Während im Gipfelbereich abgesehen von einzelnen Birken und Vogelbeerbäumen kaum Bäume vorkommen, wird die Vegetation schon wenige Dutzend Höhenmeter tiefer zusehends dicht und üppig.
Es empfiehlt sich, für die Talwanderung nicht die direkte Linie zu wählen, die mehr oder weniger dem Seilbahntrassee entlang in unzähligen Zickzack-Kehren steil talwärts führt, sondern die Route über die Alpe Tramboschino. Sie verläuft auf einem nicht übermässig steilen Trassee, bei dem sich Abschnitte auf Steinplatten mit schmalen Naturpfaden abwechseln.
Das Gebiet der früheren Alp Tramboschino wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Schutz der Talgebiete vor Naturgefahren aufgeforstet. Wo einst Ziegen und Kühe weideten, breiten heute mächtige Buchen ihre Äste aus. Beim Aussichtspunkt an der Scima Culeta hat man gleichwohl einen uneingeschränkten Blick über das Malcantone hinweg zum Seebecken von Ponte Tresa.
Noch etwas weiter unten, im Gebiet der Alpe di Pian Böcc, begegnet man ersten stattlichen Kastanienbäumen. Das letzte Teilstück des Abstiegs führt dann fast durchwegs durch schöne Kastanienselven. Am Parco Ricreativo vorüber, einem grosszügig angelegten Spielplatz mit Picknicktischen und Feuerstelle, gelangt man in den historischen Dorfkern von Miglieglia und zur Postautohaltestelle neben der Talstation der Seilbahn.