Wanderung Via del Ceneri (Quartino - Monte Ceneri - Cadenazzo)
Auf alten Wegen zum Monte Ceneri
Wanderzeit: 3 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Eine Passwanderung der etwas anderen Art führt aus der Magadinoebene auf den Monte Ceneri und wieder zurück ins Tal des Ticino. Während die Passhöhe ein unansehnlicher Ort ist, den man als Wanderer gerne rasch hinter sich bringt, führen sowohl der Aufstieg als auch der Abstieg durch reizvolle Landschaft und verlaufen auf teilweise sehr schönen historischen Verkehrswegen. Hartbelag auf 40% der Route.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wenn man am Gotthard die Passhöhe erreicht, geht es eigentlich nur noch abwärts, und schon bald ist man am Meer und im «Land, wo die Zitronen blühn». Wirklich? Es ist nur beinahe so. Denn bevor man in die lombardische Tiefebene gelangt, gilt es nochmals einen Pass zu überwinden. Der Monte Ceneri ist zwar im Vergleich mit dem Gotthardpass nur ein Zwerg, aber auch er scheidet zwei unterschiedliche Landstriche.
Nur um es gleich klarzustellen: Monte Ceneri ist, anders als es der Name suggeriert, nicht etwa ein Berg, sondern ein Dorf – und eben der erwähnte Passübergang in der Nähe dieses Dorfs. Schon im Mittelalter nutzten ihn Händler, Krieger und Pilger. Heute ist er mit einer breiten, vielbefahrenen Strasse erschlossen (die Autobahn A2 führt allerdings in einem Scheiteltunnel unter der Passhöhe hindurch).
Man kann es nicht anders sagen: Der Monte Ceneri ist ein schauderhafter Ort. Beton, Asphalt, Lärm und Abgase dominieren die Szenerie. Tankstellen mit Imbissstationen lassen Assoziationen an ein amerikanisches Road-Movie-Drama aufkommen. Etwas abseits der Strasse dehnt sich zudem grossflächig militärisches Sperrgebiet aus. Und doch ist es gerechtfertigt, den Schauplatz in Kauf zu nehmen als Zwischenziel einer ansonsten durchaus lohnenden Wanderung.
Im Ortszentrum von Quartino ist die Wanderroute Richtung Monte Ceneri und Rivera als Bergwanderweg signalisiert. Die Charakterisierung ist für den zweiten, höher verlaufenden Teil der Strecke passend; das Teilstück bis zur Passhöhe bietet jedoch keine besonderen Schwierigkeiten. Zunächst geht es auf Quartiersträsschen aufwärts, dann in den Wald, wo die im Volksmund «Strada romana» genannte alte Passstrasse mit ihrer originalgetreuen Steinpflästerung beginnt. Das Meisterwerk mittelalterlicher Strassenbaukunst wurde 2012 bis 2016 sorgfältig restauriert. Die Strecke wurde wohl bereits in vorrömischer Zeit begangen. Dies belegt ein Schalenstein in der ersten Kurve; es wird vermutet, dass er einst den Reisenden als Glücksbringer diente.
Ein Quäntchen Glück – oder zumindest kartografischen Spürsinn – braucht man auch heute, wenn man als Wanderer die Passstrasse traversieren will. Eine Überquerung empfiehlt sich wegen des intensiven Verkehrs nicht, stattdessen lässt sich die Achse in einem weiten Bogen und einem entsprechend bizarren Manöver unterqueren. Noch auf der Westseite der Passstrasse beginnt auf der neu angelegten Piazza Ticino die «Via del Ceneri». Der Themenweg informiert über die Geschichte der Dörfer, ihrer Bewohner und der Verkehrswege der Gegend.
Mit der Passhöhe hat man übrigens den höchsten Punkt der Wanderung noch nicht erreicht. Zunächst gilt es, via Faradigo das Areal des Armee-Waffenplatzes weiträumig zu umgehen – leider auf einer Asphaltstrasse, die der Erschliessung ebendieser Sperrzone dient. Doch sobald man den Wald erreicht, nimmt das Wandervergnügen rasant zu: Auf einem breiten Grasweg durchquert man eine lichte Selve mit mächtigen alten Kastanienbäumen. Zwischen den Stämmen öffnen sich schöne Tiefblicke in die Region Bellinzona. Holzbänke und -tische laden zur Rast ein.
Praktisch ebenen Wegs gelangt man nach Robasacco, wo der Abstieg zurück ins Tal des Ticino beginnt. Unterhalb des Dörfchens ist zusehends der Verkehr der nahen Autobahn zu hören. Richtig unangenehm wird der Lärm (und zusehends auch der Abgasgestank) jedoch nur während der wenigen Minuten, in denen man sich der Fussgängergalerie nähert, die unter der Autobahn hindurchführt. Die Unterführung ist zwar kein sonderlich einladender Ort, trotzdem lohnt es sich, einige Zeit dort zu verweilen, da es sich gewissermassen um das Kernstück der Via del Ceneri handelt: Zahlreiche Tafeln an den Wänden vermitteln interessante Informationen über die verschiedenen Verkehrsmittel, die im Verlauf der letzten 300 Jahre am Monte Ceneri zum Einsatz kamen.
Am Weiler Sasselli vorüber steigt man auf einem steilen, aber hübschen Waldweg nach Precassino ab. Das Plätzchen neben der alten, kunstvoll restaurierten Mühle ist perfekt für eine ausgiebige Rast geeignet: Tische, Bänke und eine Feuerstelle stehen bereit, am nahen Bächlein kann man spielen und planschen. Von der nahen Kirche von Cadenazzo geht es in sanftem Abstieg durch das Dorf an den Bahnhof.