Wanderung Tremorgio-Dalpe
Wild und gebirgig – die andere Seite des Tessins
Wanderzeit: 6 h
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juli - Oktober
Die Wanderung vom Tremorgiosee zur Hochebene von Campolungo und hinüber ins Val Piumogna weist eine ausserordentliche landschaftliche Vielfalt auf. Sie führt durch eine urwüchsige Gebirgswelt und damit in einen Teil des Tessins, der sich ganz anders zeigt als die bekannte Seite mit Seen und Palmen. Die Route verläuft durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Gleich drei zauberhafte Bergseen säumen diese Wanderung im oberen Teil der Valle Leventina. Der erste davon, der Lago Tremorgio, erwartet einen gleich zum Einstieg. Ein breiter, gut ausgebauter Bergweg führt an der Capanna Tremorgio vorüber in mässigem, doch kontinuierlichem Anstieg im Hang östlich des Sees zur Wanderwegverzweigung Alpe Campolungo hinauf.
Von hier könnte man über den nahen Passo Venett (auf der Landeskarte: Passo Vanit) auf direktem Weg zur Capanna Leit gelangen. Es empfiehlt sich jedoch, den kleinen, aber lohnenden Umweg zur Alphütte Campolungo einzuschalten und von der Hochebene zur Berghütte aufzusteigen. Von deren Terrasse geniesst man eine grossartige Aussicht; beherrscht wird sie von den scharfen Spitzen des Pizzo del Prévat.
Der Lago di Leit liegt nur einen Steinwurf von der Hütte entfernt. Der Wanderweg folgt zunächst dem nördlichen Ufer, zweigt dann hangwärts ab und führt in steilen, an manchen Stellen auch etwas ausgesetzten Kehren zu einem passähnlichen Übergang hoch. Dort wechseln Landschaft und Aussicht komplett: Den Wandernden liegt das wilde Hochtal der Alpe Morghirolo zu Füssen. Auch die nun folgende Passage ist stellenweise etwas exponiert; Drahtseile geben Halt und Sicherheit.
Die Route führt vorerst nur wenige Höhenmeter abwärts; nach einem kurzen ebenen Abschnitt geht es steil zu einem weiteren Felssattel hoch. Erneut öffnet sich ein wunderschönes Panorama: Geröll und karg bewachsene Böden prägen den Vordergrund, darüber ragt eine eindrückliche gefurchte Bergkette in den Himmel. Einer der Gipfel ist der Pizzo Campo Tencia; mit seinen 3072 Metern ist er der höchste ausschliesslich im Tessin liegende Berg.
Über die Alp Lei di Cima geht es zum dritten Bergsee der Tour. Der blaugrün schimmernde Lago di Morghirolo liegt in einer weiten, malerischen Mulde am Fusse von grauschwarzen Felstürmen. Wunderbar genussreich ist der nun folgende lange Abstieg durch das weite Val Piumogna. Der Pfad schlängelt sich zwischen Grasfeldern, Felsblöcken und kleinen Hügeln mit Alpenrosen und Heidelbeerbüschen dahin, Wasserfälle fliessen von den umliegenden Felshöhen in die Tiefe, weit unten im Tal bimmeln Kuhglocken – wenn es ein Arkadien für Wanderer gibt, könnte es so aussehen.
Wie ein Adlerhorst klebt die Capanna Campo Tencia an aussichtsreicher Hanglage hoch über dem Talboden der Alpe di Croslina. In der Tiefe formen mehrere Wasserläufe eine aussergewöhnliche geometrische Konstellation: Aus drei Himmelsrichtungen fliessen Wildbäche zusammen, um gemeinsam nach Osten ins Tal zu strömen. Die SAC-Hütte bietet 70 Schlafplätze in Räumen ab vier Betten; sie bietet damit auch Familien eine praktikable Möglichkeit, die Tour in zwei Etappen aufzuteilen.
Auf einem zuweilen ordentlich steilen Zickzack-Weg geht es durch lichte Lärchenbestände, später in zusehends dichtem Tannenwald nach Sgnòi hinunter. Bei nur noch mässigem Gefälle gelangt man zu den Hütten der Alp Piumogna, zum Weiler Polpiano und schliesslich ins Bergdorf Dalpe.