Wanderung "Sentiero del Castagno" Malcantone
Kastanien im Mittelpunkt
Wanderzeit: 3 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Der «Sentiero del Castagno» führt durch die parkähnliche Landschaft der Kastanienwälder des Malcantone. Während Jahrhunderten lieferten die Bäume der Bevölkerung das Hauptnahrungsmittel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Selven vernachlässigt; seit einigen Jahren werden sie wieder rekultiviert. Im zweiten Teil der Route längere Abschnitte auf Hartbelag auch ausserhalb des Siedlungsgebiets.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Name ist Programm: Das Hotel del Castagno in Mugena ist ganz auf Kastanien getrimmt. Deckenbalken, Wände und Möbel bestehen ausschliesslich aus Kastanienholz. Auch auf der Speisekarte nehmen Kastanien einen prominenten Platz ein: Zur Vorspeise gibt es etwa Farina-Bona-Suppe mit Maismehl und Kastanien, als Hauptgang hausgemachte Kastanien-Tagliatelle mit Steinpilzen und zum Dessert Kastanienmousse oder Semifreddo alle castagne.
Auch sonst dreht sich in dem Dörfchen im Malcantone, dem hügeligen Hinterland von Lugano, vieles um die Kastanie. Mugena profitiert dank der Lage am Südhang des Monte Gradicciolo von viel Aussicht und einem milden Klima. Die Kastanienbäume wurden schon zu römischer Zeit eingeführt. Sie mögen viel Wärme, darum gedeihen sie hier ausgezeichnet.
Während Jahrhunderten waren Kastanien das Grundnahrungsmittel der Tessiner Bevölkerung: Sie wurden gekocht und gebraten, getrocknet und gemahlen, zu Brot, Teigwaren und anderen Speisen verarbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging diese Tradition weitgehend verloren. Die Bäume wurden nicht mehr gepflegt, viele erkrankten, andere Bäume und Sträucher überwucherten die Selven. In den 1980er-Jahren jedoch begann man, die alten, teilweise völlig zugewachsenen Kastanienwälder zu rekultivieren. Birken, Buchen und Sträucher wurden beseitigt. Um die Pflege der Wälder kümmern sich seither Bauern der Region. Sie lichten die Kronen aus, mähen und beweiden den Boden und binden dadurch andere Baumsorten zurück.
Rund 100 Hektaren Kastanienselven konnten auf diese Weise im Malcantone in den letzten 30 Jahren rekultiviert werden. Wo zuvor ein oft undurchdringliches Gestrüpp wucherte, breiten sich jetzt wieder weite Grasflächen aus, auf denen die teilweise mehrere hundert Jahre alten Kastanienbäume in lockeren Abständen stehen. Viel Licht und Luft gibt es in diesen Selven, weshalb sie zuweilen an eine Parklandschaft erinnern.
Auf dem «Sentiero del Castagno» lassen sich diese einzigartigen Baumgärten im Rahmen einer leichten Wanderung entdecken. Der Rundweg besteht bereits seit über 20 Jahren. An sieben Standorten vermitteln Informationstafeln Wissenswertes über die Ökologie der Kastanienwälder. Die Route existiert in zwei Varianten, die beide in Arosio beginnen. Die ursprüngliche, nach wie vor im Gelände signalisierte Version ist knapp 15 km lang und führt im Südwesten bis nach Breno. Die auf SchweizMobil hinterlegte (und hier vorgestellte) Route misst nur 11 km und führt bloss nach Fescoggia.
In Arosio steigt man auf der Dorfstrasse zur Pfarrkirche San Michele hoch. Via Prada gelangt man zum westlichen Rand des Siedlungsgebiets und in den Wald. Nach kurzer Zeit schon führt der Weg wieder abwärts und durchquert dabei erste Kastanienselven. In Mugena verläuft die Wanderroute zunächst einige Minuten der Hauptstrasse entlang, durchquert danach den alten Dorfkern, folgt nochmals einige Minuten der Strasse und zweigt dann hangwärts von dieser ab. Der nun folgende Abschnitt ist einer der schönsten der Tour. Er führt bei geringen Höhendifferenzen zunächst in ein Tälchen; im Gebiet Molino stand früher eine Mühle in Betrieb. Mächtige Kastanienbäume stehen in grossen Abständen auf gepflegten Grasflächen und lassen zwischen ihren Ästen viel Licht und Luft zum Boden und auf den Wanderweg.
Durch ein weiteres, deutlich weniger lichtdurchflutetes Tälchen geht es in mässigem Aufstieg nach Vezio hinüber. Der Kastanienweg steigt oberhalb des Dorfs weiter an und führt dem bewaldeten Hang entlang nach Fescoggia. Nach der Durchquerung des Dörfchens geht es auf einem Strässchen sanft abwärts wieder Richtung Vezio, doch erneut schwenkt man kurz vor dem Dorf ab. Via Al Ponte gelangt man auf die andere Seite des Flüsschens Magliasina. Über offenes Gras- und Ackerland geht es nach Bagnada, dem südlichen Dorfteil von Mugena, und zurück nach Arosio.