Wanderung Robiei - Lago del Zött - Randinascia
Auf dem Basòdino-Gletscherpfad
Wanderzeit: 4 h
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Auch im Tessin kann man an heissen Tagen problemlos kühlen Kopf bewahren: Zuhinterst im Bavonatal liegt der Basòdino-Gletscher. Die Rundwanderung auf dem Gletscherpfad führt zwar nicht ganz bis zum Eis hoch, aber doch nahe daran vorüber. Zu Beginn 1,2 km auf Hartbelag, danach durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Es ist grösstenteils namenloses Gelände, durch das diese Tour in der Flanke des Basòdino führt. Mit seinen 3274 m Höhe ist er der höchste Berg des Tessins. Ein Gletscher schmiegt sich in seinen Nordhang. Wie überall in den Alpen sind die Eismassen in den vergangenen Jahrzehnten auch hier stark geschwunden und haben damit Terrain freigelegt, das noch nie beweidet und deshalb bis anhin auch nicht mit Flurnamen versehen worden ist.
Wo vor 100 Jahren noch ein mächtiger Eisschild lag, erschliesst jetzt ein gletscherkundlicher Lehrpfad das Gebiet für Bergwanderer. An acht Standorten werden wissenschaftlich fundierte, aber allgemein verständliche Informationen über verschiedene Aspekte der lokalen Naturlandschaft vermittelt. Besonders reich ist hier die Vielfalt an Gesteinsformationen: Zwar dominieren mächtige Gneisblöcke, doch an vielen Stellen schimmern leuchtend weisse Quarzadern. Dazwischen gibt es abenteuerlich durchfurchten Karstboden. An manchen Stellen ist der Wanderweg sogar mit Marmorblöcken belegt.
Die Initianten des Lehrpfads haben darauf verzichtet, das sensible Terrain mit grossflächigen Informationstafeln zu verunstalten. Stattdessen haben sie sich mit einer simplen Lösung begnügt: Nummern auf Plaketten im Gelände verweisen auf die entsprechenden Kapitel einer Broschüre, die man bei der Seilbahn oder in den Tourismusbüros erhält.
Ausgangspunkt der Wanderung ist die Alp Robiei zuhinterst im Bavonatal, einem Seitental des Maggiatals. Das Gebiet ist von einer grossen Vielzahl von kleinen Bergseen geprägt; weil das Wasser verschiedener Bergbäche für die Stromproduktion genutzt wird, gibt es zudem mehrere Stauseen. Der Einstieg ist etwas öde: Von der Bergstation führt eine Werkstrasse in leichtem Anstieg zum Lago del Zött hinüber. Nach zwei kurzen Tunnelstrecken erreicht man den graugrün schimmernden Stausee. Hier beginnt der eigentliche Bergwanderweg.
Die ersten 200 m des Aufstiegs sind gleich die anspruchsvollste Passage: Ein schmaler, etwas ausgesetzter, aber mit einem Seil ausgestatteter Pfad führt steil den Hang hoch. Danach geht es wesentlich einfacher weiter. Der Weg verläuft auf kargem, von Kräutern und Gräsern nur spärlich durchsetztem Boden in die Höhe. Schon bald zeigt sich der Felszahn des nahen Pizzo Pecora in seiner ganzen jähen Pracht. Er liegt direkt am Abgrund, der nahezu senkrecht rund 1000 m in die Tiefe abfällt. Schwindelfreie können sich bis an den äussersten Rand der Klippe vorwagen, um einen Blick aus der Vogelperspektive ins Val Bavona zu werfen.
Nach rund anderthalbstündigem Aufstieg erreicht man die südöstliche Seitenmoräne, die der schwindende Basòdino-Gletscher zurückgelassen hat. Mit knapp 2440 m ist dies auch der höchste Punkt der Wanderung. Die Route geht nun in eine Art Höhenweg über, der sich praktisch horizontal quer durch das felsige Gletschervorfeld zieht.
Die Landschaft weist hier eine spröde, archaische Schönheit auf: Weitherum gibt es nichts als mächtige Felsplatten, gewaltige Findlinge und rauschende Bäche, die den nahen Gletscher entwässern. Zwischendurch lohnt es sich allerdings, den Boden näher in Augenschein zu nehmen. Vielerorts spriessen bereits zarte Pionierpflänzchen aus dem steinigen Grund. Zudem treten an manchen Stellen verborgene Schätze zutage: Wer Glück hat, findet mitunter sogar in unmittelbarer Umgebung des Wanderwegs glitzernde Bergkristalle.
Völlig anders ist das Landschaftsbild, das sich auf der zweiten, nordwestlichen Seitenmoräne öffnet. Sattgrüne Wiesenböden und graubraune Karsthügel formen einen bunten Flickenteppich, den zahlreiche Bäche und Rinnsale durchziehen. Eines dieser Gewässer, die Fiorina, hat einen teilweise unterirdischen Verlauf: Bei Piano del Ghiaccaio strömt es in einen natürlichen Stollen und tritt erst knapp einen Kilometer weiter östlich wieder ans Tageslicht, um dort als prächtiger Wasserfall mitten aus einer Felswand oberhalb des Lago del Zött zu schiessen.
Der Abstieg auf dem Kamm der Moräne ist etwas rutschig und erfordert daher gute Trittsicherheit. Schon bald hat man aber wieder festeren Boden unter den Füssen. Über Corte di Randinascia führt der Rundweg zurück nach Robiei.