Wanderung Locarno-Contra-Tenero
Tiefblicke vom «Heiligen Berg» auf den Lago Maggiore
Wanderzeit: 3 h 45 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Der Höhenweg «Collina alta» verbindet reizvolle Abschnitte im Kastanienwald mit schönen Ausblicken auf den Lago Maggiore. Den Auftakt der Tour bildet der Aufstieg zum Sacro Monte von Locarno, wo sich an einmaliger Aussichtslage die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso befindet. Rund ein Drittel der Wanderung verläuft auf Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Für eine Wanderung von Locarno nach Tenero stehen drei Varianten zur Wahl. Der Uferweg dem See entlang verläuft durchwegs auf Asphalt. Auf halber Höhe durch das Siedlungsgebiet führt der Wanderweg «Collina bassa»; auch hier gibt es viel Hartbelag, dafür auch schöne Tiefblicke zum See. Noch etwas höher angelegt ist die Route «Collina alta»; sie verläuft streckenweise oberhalb des Siedlungsgebiets und durchquert ausgedehnte Kastanienwälder. Ausserhalb der Vegetationsperiode kann man zwischen den Bäumen hindurch immer wieder die schöne Aussicht auf den Lago Maggiore geniessen. Doch auch zur Sommerzeit, wenn das Blätterdach dicht ist, geben etliche Plätzchen mit Aussichtsbänken den Blick auf das malerische Panorama frei.
Die Wanderung beginnt mit einem kurzen, aber happigen Aufstieg. Er lässt sich überbrücken, wenn man mit der Standseilbahn von Locarno nach Orselina fährt. Damit verpasst man allerdings eine sehr eindrückliche und malerische Passage.
Vom Bahnhof Locarno spaziert man Richtung Altstadt. Kurz vor der Piazza Grande zweigt man in die Via delle Monache ab. Schon bald erreicht man den gepflästerten Kreuzweg, der steil nach Madonna del Sasso hinaufführt; eine sehr reizvolle Alternative zu dieser Via Crucis ist der etwas weiter östlich verlaufende Treppenweg, der in einer kleinen wilden Schlucht angelegt ist.
Der «Sacro Monte» ist eine norditalienische Erfindung. Ein rundes Dutzend solcher «heiliger Berge» gibt es im Piemont und in der Lombardei, drei Viertel davon sind Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Es handelt sich in aller Regel um architektonisch ansprechende, grosszügig ausgestaltete Kirchenbauten, die auf Hügeln oder Bergen errichtet wurden und sich malerisch in die Landschaft einfügen. Die erhöhte Lage gemahnt an den Kalvarienberg (Golgata) ausserhalb von Jerusalem. Mit der Wallfahrt dorthin nahmen die Gläubigen sinnbildlich den Aufstieg zu der fernen Stätte unter die Füsse, an der Jesus laut den Evangelien gekreuzigt worden war.
Auch in der Schweiz gibt es zwei Sacri Monti. Der eine liegt oberhalb von Brissago in einem nach ihm benannten Tal (Valle del Sacro Monte). Auf einem Geländevorsprung steht dort die anfangs des 18. Jahrhunderts errichtete und mit einem Kreuzweg erschlossene Kirche Santa Maria Addolorata. Wesentlich grösser dimensioniert ist das Pendant in Locarno. Dessen Gründung geht auf das Jahr 1480 zurück. In jenem Jahr erlebte dort der Franziskanermönch Bartolomeo Piatti eine Marienerscheinung. In der Folge wurde auf dem rundherum abschüssigen Felssporn zunächst die Kirche Santa Maria Assunta (Maria Himmelfahrt) und ein Wohnhaus für die Klosterbrüder angelegt. Fünfzig Jahre später errichtete man das Franziskanerkloster. Dieses wurde im Zeichen des Kulturkampfs 1848 verstaatlicht und später dem Kapuzinerorden anvertraut. Die Kirche Madonna del Sasso (Muttergottes zum Stein) behielt ihre Funktion als bedeutendes Wallfahrtsziel unbeschadet von allen politischen Stürmen bei. Die Anlage wurde im Laufe der Jahrhunderte in mehreren Ausbauschritten ergänzt und erweitert. So wurden 1621 ein Kreuzweg und erste zusätzliche Kapellen angelegt. Später folgten weitere Kapellen, von denen mehrere mit Gemälden, Holzstatuen und Terrakottafiguren reich ausgeschmückt sind.
Wer am Bahnhof Locarno den Blick nach Orselina richtet, nimmt die Wallfahrtskirche als eher unscheinbares Bauwerk am Hang wahr. Wesentlich prominenter treten demgegenüber die hinter ihr stehenden Masten der Luftseilbahn nach Cardada in Erscheinung. Die tatsächlichen Dimensionen des Gebäudekomplexes lassen sich erst erkennen, wenn man etwas oberhalb davon bei der Bergstation der Standseilbahn oder bei der Cappella della Resurrezione steht. Dort zeigt sich, wie prachtvoll und malerisch die Baugruppe ausgestaltet ist.
Auf Trottoirs geht es weiter nach Monti della Trinità. Man braucht allerdings nicht zwingend der Strasse entlang zu marschieren, sondern kann den Spazierweg einige Meter weiter unten am Hang nutzen. Später führt ein Treppenweg steil den Hang hoch, und schon bald geht es in den Kastanienwald. Zuvor lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen auf das breite Delta der Maggia und das Seebecken von Ascona mit den Brissagoinseln im Hintergrund.
In leichtem Auf und Ab führt ein schmaler Fussweg durch den Wald. Ab und zu wird ein Bächlein überquert, dann wieder lädt eine Sitzbank zu aussichtsreicher Rast ein. Im Raum Via Eco stösst der Wanderweg zurück an die Grenze des Siedlungsgebiets, führt eine Weile zwischen den Häusern hindurch und steigt dann zur Wegkreuzung Ronco di Bosco hoch. Ebenen Wegs auf schönen Naturpfaden, zwischendurch aber auch auf einer asphaltierten Strasse aufsteigend, geht es durch den Wald weiter zur Capèla Rota. Die «Verlassene Kapelle» wurde im frühen 17. Jahrhundert mit Natursteinen errichtet, infolge wiederholter Epidemien aber nie vollendet.
Wenig später überquert der «Pont del Sipp» in Form eines romanischen Steinbogens den Navegna-Bach. Von jetzt an geht es abwärts, vorerst sanft auf einem Waldweg, danach etwas steiler auf einem Asphaltsträsschen, schliesslich mit markantem Gefälle auf langen Treppenwegen.
Die Vegetation zeigt jetzt ausgeprägt südländische Züge und verströmt eine entsprechende Atmosphäre: Nicht nur Traubenstöcke und Olivenbäume säumen den Weg, auch zahlreiche Palmen sowie da und dort die eine oder andere Agave sind zu sehen. An der Pfarrkirche San Bernardo in Contra vorbei steigt man zur Kapelle Beata Vergine in Fraccia ab und erreicht schliesslich auf der Salita della Fraccia den Dorfkern von Tenero.