Wanderung Acquarossa-Biasca
Der untere Teil des «unteren Wegs»
Wanderzeit: 3 h 25 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Die untere Hälfte des Sentiero basso im Bleniotal führt durch reizvolle Dörfer und zu interessanten Sehenswürdigkeiten. Zwei Äste stehen zur Auswahl, die sich abschnittweise frei kombinieren lassen. Je nach Routenvariante relativ viel Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Sentiero basso, der den Talboden des Bleniotals auf ganzer Länge durchzieht, gliedert sich in zwei Teile von recht unterschiedlichem Charakter. Während die obere Hälfte viel Naturlandschaft bietet, verläuft der untere Abschnitt mehrheitlich auf Strässchen und in Siedlungsnähe. Allerdings stehen hier Varianten zur Verfügung, denn bis Loderio verläuft der Sentiero basso auf zwei verschiedenen Strecken links und rechts des Talflusses Brenno.
Dabei braucht man sich nicht von Anfang an für eine Option zu entscheiden, vielmehr kann unterwegs immer wieder die Talseite gewechselt werden. Jede der beiden Routen hat ihre Eigenheiten: Der westliche Weg bietet mehr Wald und damit eher schattige Kühle, die östliche Variante erschliesst einige spannende Sehenswürdigkeiten, weist aber mehr Hartbelag auf.
Für die hier beschriebene Kombination braucht man kaum Wanderschuhe. Die Strecke ist eine richtige Flipflop-Route und kann problemlos auch mit Kinderwagen befahren werden. Ein grosser Teil davon verläuft auf dem breiten Trassee einer schon vor Jahrzehnten stillgelegten Eisenbahnlinie. Das erklärt, warum es sowohl beim Ausgangspunkt Acquarossa als auch unterwegs in Malvaglia ein Ristorante Stazione gibt, obwohl weit und breit weder Bahnhöfe noch Züge oder Gleise zu sehen sind.
Einen interessanten Einblick in traditionelle Verfahren der Lebensmittelkonservierung erhält man in Dongio. Direkt am Wanderweg steht dort eine gut erhaltene Ghiacciaia. Das kreisrunde Gebäude wurde im Winter mit Schnee gefüllt, den man mit Wasser versetzte, so dass sich Eis bildete. Dadurch konnte in der Vorratskammer problemlos den ganzen Sommer hindurch Fleisch gelagert werden. Einem ähnlichen Zweck dienten die Grotti, denen man an verschiedenen Orten entlang der Route begegnet. In den kühlen Kellern wurden sowohl Weinfässer als auch Milchprodukte und Wurstwaren aufbewahrt.
Etwas ausserhalb von Dongio, auf dem Weg nach Motto, erkennt man am östlichen Hang über dem Tal ein Kulturgut von nationaler Bedeutung. Die Casa dei Pagani ( = Heidenhaus) ist vor rund 1000 Jahren in eine überhängende Felswand gehauen worden. Die befestigte Höhle diente früher als Zufluchtsstätte für die Bevölkerung.
Wäsche wurde früher vielerorts in gemeinschaftlichen Waschhäusern gewaschen. Einige davon haben sich im Bleniotal bis heute erhalten, etwa in Rongie. Auf der Aussenwand ist noch die aus heutiger Sicht etwas kurios wirkende Bestimmung angebracht, dass die Einrichtung bei Strafe von 10 Franken nicht von Personen benutzt werden darf, die an einer ansteckenden Krankheit leiden.
Wahrzeichen von Malvaglia ist die Chiesa di San Martino mit ihrem hohen romanischen Glockenturm und mehreren gut erhaltenen mittelalterlichen Fresken. Eines davon zeigt an der Aussenwand einen überlebensgrossen Christophorus, den Schutzheiligen der Reisenden und damit auch der Wanderer. Für die mindere Ästhetik des weiteren Verlaufs der Wanderung kann er allerdings nicht verantwortlich gemacht werden. Von Brugaio an verläuft die Route weitgehend in der Nähe der Hauptstrasse. Zwischendurch gibt es aber nochmals ein reizvolles Naturerlebnis: Der Weg durchquert die Bolla di Loderio. Das Auengebiet bietet verschiedenen seltenen Tieren und Pflanzen Lebensraum.
Beim Ponte di Loderio laufen die beiden Äste des Sentiero basso zusammen. Ab hier ist endgültig Schluss mit Natur. Die Wanderung führt einem riesigen Damm entlang, der mit Ausbruchmaterial aus dem NEAT-Tunnel aufgeschüttet wurde. Der Schuttberg liegt kurioserweise etwa dort, wo sich vor einem halben Jahrtausend nach einem Murgang ein See staute, der nach zwei Jahren ausbrach und das halbe Tessin schwer verwüstete. Es bleibt zu hoffen, dass der Berg sich künftig stillhält, weil sonst der künstliche Damm wohl eine ungewollte Vorinvestition für eine künftige neuerliche Katastrophe wäre. Durch Wohnquartiere erreicht man den historischen Stadtkern von Biasca und gelangt von da zum Zielpunkt, dem Bahnhof Biasca.