Wanderung Sonogno-Corippo (Val Verzasca)
Im Tal des grünen Kristalls
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - Oktober
Der «Sentierone» zählt zu den Tessiner Wanderklassikern. Der alte Saumweg führt von Sonogno dem Bergfluss Verzasca entlang bis in die Magadinoebene hinunter. Das Teilstück bis Corippo verläuft zum grössten Teil auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Tessin gilt zwar als Sonnenstube der Schweiz. Es kann im Südkanton aber durchaus auch regnen, und zwar mit einzigartiger Gründlichkeit. Wenn die Schleusen dort einmal so richtig offen sind, dann suchen auch Gore-Tex-Freaks das Weite. Glücklicherweise halten die Sturzfluten in der Regel nicht lange an. Und anders als auf der Alpennordseite braucht die Sonne dann nicht nochmals mehrere Tage, um sich durchzusetzen: Nach wenigen Stunden schon reissen die Wolken auf, die Luft trocknet zügig, die Rinnsale fliessen ab.
Wer einen solchen Moment im Verzascatal erwischt, kann diese ohnehin bemerkenswert schöne Gegend in einem Licht erleben, das kaum von dieser Welt zu sein scheint. Wie frisch gewaschen wirkt die Landschaft; an allen Ecken und Enden fliesst Wasser über die Hänge in den Talboden und vereinigt sich dort mit dem Fluss, dessen sperrig-scharfer Name eine ganz simple Bedeutung hat: Verzasca heisst «grünes Wasser». Kristallklar und doch mit unübersehbar grünem Schimmer sprudelt das Bergwasser durch das langgezogene Tal.
Ein wunderschöner alter Saumweg folgt dem Wasserlauf. Ausgangspunkt ist die Postauto-Endstation Sonogno. Der Uferweg verläuft meist mit leichtem Gefälle talauswärts, zuweilen gibt es auch steile und felsige Passagen. Unterwegs kommt man an kleinen Dörfchen und Weilern vorbei; nicht in jedem davon gibt es eine Gaststätte. Dafür säumen in regelmässigen Abständen schöne Picknickplätze den Weg. Das erste Teilstück verläuft auf der rechten Seite der Verzasca. Unterhalb von Frasco wird die Seite gewechselt, nach Brione geht es wieder zurück auf die rechte Seite.
Weil das Wildwasser manchmal tiefe Kessel in den Talboden gegraben hat, führt der Wanderweg nicht immer direkt dem Fluss entlang. An manchen Stellen gibt es grosse Becken, in denen das Wasser nur träge fliesst; solche Stellen sind begehrte Badeplätze. Nach einem erfrischenden Bad im kalten Wasser lassen sich die Badenden auf den mächtigen Felsplatten im Flussbett von der Sonne trocknen. Den grössten Badeandrang gibt es bei der Doppelbrücke Ponte Romana bei Lavertezzo. Besonders Kühne wagen hier einen Sprung von der Brücke zehn Meter hinunter in die kühlen Fluten.
Weiterhin oberhalb des rechten Flussufers führt der Uferweg talauswärts zum Ponte die Corippo. Die Postautohaltestelle liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Verzasca. Vor der Rückfahrt ins Tal lohnt sich ein Abstecher nach Corippo. Das hübsche Bergdorf ist zwar winzig klein, verfügt aber dennoch über eine Osteria. Aufgrund seines beispielhaften Ortsbilds steht es unter Denkmalschutz. Mit einem Dutzend Einwohnern gilt Corippo als kleinste Gemeinde der Schweiz.