Wanderung Helsighausen - Siegershausen
Fürstliche Aussicht auf dem Napoleonturm
Wanderzeit: 2 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Über den Thurgauer Seerücken verläuft diese Wanderung auf einem Teilstück des Napoleon-Wegs. Unterwegs kommt man an einem 40 Meter hohen Aussichtsturm vorbei und durchquert die Teichlandschaft der Bommer Weier. Knapp 80% der Strecke verlaufen auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Er führte das, was man ein wildes Leben nennen kann: Napoleon III., mit bürgerlichem Namen Louis-Napoléon Bonaparte, war der Neffe von Napoléon Bonaparte. Er sprach perfekt Deutsch, diente als Offizier in der Schweizer Armee und besass neben der Schweizer Staatsbürgerschaft auch das Ehrenbürgerrecht des Kantons Thurgau. Doch zugleich war er auch Staatsangehöriger von Frankreich, unternahm dort mehrere Putschversuche, wurde später auf demokratischem Weg zum Staatspräsidenten gewählt, liess sich zum Kaiser wählen und errichtete ein autoritäres Regime, wurde schliesslich abgesetzt und nach London verjagt.
Bereits seine Jugend war vom Exil geprägt. Nach der Niederlage des Onkels bei Waterloo wurde dieser auf die Insel St. Helena verbannt und seine Familie zur Ausreise gezwungen. Louis-Napoléon verschlug es mit seiner Mutter ins Landschlösschen Arenenberg am Bodensee, wo er einen grossen Teil seiner Jugend verbrachte.
Die Erinnerung an den prominenten einstigen Mitbürger wird in der Gegend bis heute gepflegt. Das zeigt sich etwa beim Aussichtsturm im Weiler Hohenrain nahe des Dorfs Wäldi. Bereits 1829 wurde dort ein erster «Aussichtsturm Belvédère» errichtet, nach der Überlieferung auf Initiative des nachmaligen französischen Kaisers. Bei schönem Wetter soll er seine Gäste zu dem rund 20 Meter hohen Bauwerk geführt haben. Auf dessen unterster Plattform soll sich eine Tanzfläche, darüber ein Restaurant und zuoberst ein Ausguck mit Fernrohr befunden haben.
Weil der Turm aus Holz in Leichtbauweise konstruiert war, setzte ihm das Wetter im Laufe der Zeit stark zu. 1855 musste er abgebrochen werden. 2017 wurde etwa 100 Meter südlich davon ein neuer Turm errichtet. Mit knapp 40 Metern ist er praktisch doppelt so hoch wie der historische Turm. Die Holzkonstruktion mit Stahlverstrebungen ruht auf einem massiven Betonsockel. Das Bauwerk ist von Bäumen umgeben und fügt sich gut in die Landschaft ein, überragt aber den umliegenden Wald dennoch so deutlich, dass man von der obersten Plattform eine ungehinderte Aussicht geniesst. Das Panorama ist beachtlich, denn der Turm steht am äusseren Rand des Seerückens, einem Hügelzug zwischen dem Thurtal und dem Bodensee. Der Blick geht weit über den Untersee bis zur Schwäbischen Alb, gegen Süden zum Säntis und zur Alpenkette.
Der Napoleonturm, wie der Neubau im Volksmund genannt wird, liegt am Thurgauer Napoleon-Weg. Die rund 17 Kilometer lange Strecke verbindet Mannenbach-Salenstein, wo sich das Schloss Arenenberg befindet, mit dem Dorf Siegershausen. Die Tour lässt sich gut verkürzen, indem man sich den Aufstieg auf den Seerücken schenkt und beim Weiler Helsighausen startet. Vorbei an Wiesen und Äckern, durch Wälder und entlang von Waldrändern geht es nach Wäldi-Hohenrain, wo sich der Napoleonturm befindet, danach auf einem Naturlehrpfad nach Wäldi Parkplatz (wo sich ein – allerdings direkt an der Strasse gelegener – Rastplatz befindet).
Etwas monoton ist die Passage durch den Tägerwiler Wald: Während mehr als einer halben Stunde marschiert man auf schnurgeraden schottergedeckten Waldsträsschen. Vom Weiler Schwaderloh gelangt man auf dem Kreuzlinger Planetenweg zu den beiden Bommer Weiern. Der Zugang zum Wasser ist stark eingeschränkt. Nördlich des Oberen Weiers steht aber ein schöner Rastplatz mit Feuerstelle zur Verfügung. In der Nähe steht am Ufer ein Holzhüttchen, von dem aus sich die Wasservögel, die sich im Naturschutzgebiet tummeln, störungsfrei beobachten lassen. Über offenes Wiesen- und Ackerland gelangt man ans Ziel der Wanderung, der Bahnstation im Dörfchen Siegershausen.