Eine flache, fast ringsum von Wald umgegebene Anhöhe: Das ist der Salomonstempel. Nicht etwa eine Kirche steht dort, sondern bloss ein Haus (das allerdings ziemlich gross ist). Das Gebäude ist im Besitz der Stadt Brugg und wird seit Jahrzehnten als Ferienheim genutzt. Erbaut wurde es im frühen 19. Jahrhundert von einem Bauern namens Salomon Grob, den man heute wohl als etwas kauzig bezeichnen würde. Dem Dorfpfarrer gab der Mann zu verstehen, das Anwesen sei sein Tempel. Doch anders als der erste Tempel der Juden zu Jerusalem, den sein Namensvetter etwa 1000 v. Chr. hatte errichten lassen, handle es sich um ein Bauwerk voller Leben, so Grob: Am Boden gebe es Erdbeeren, Heidelbeeren und Preiselbeeren, die Säulen seien nicht toter Stein, sondern Wettertannen, und unzählige Vögel würden mit ihrem Gesang den Herrn preisen.
Der Salomonstempel ist der höchste Punkt eines Schneeschuhtrails, der als Rundtour ab Hemberg ausgesteckt ist. Das Dorf liegt im voralpinen Hügelland des Toggenburgs, einer Gegend, die sich aufgrund der mehrheitlich moderat ausgeprägten Topografie gut für das Schneeschuhlaufen eignet. Abschüssige und lawinengefährdete Hänge gibt es hier nicht, dafür sanft gewellte Höhen, zwischen denen Täler und Tobel das Gelände formen.
Mit seiner Höhenlage von rund 1000 Metern über Meer weist Hemberg eine recht gute Schneesicherheit auf und liegt zudem meist ausserhalb winterlicher Nebelmeere. Das Dorf verfügt über einen Skilift, ein kleines Loipennetz und zwei Winterwanderwege. Einer davon führt ebenfalls zum Salomonstempel, verläuft aber auf breiten, gewalzten Strässchen. Der Schneeschuhtrail hingegen ist ausserhalb des Wegnetzes angelegt und gibt deshalb Gelegenheit, in unberührte Winternatur einzutauchen und die Stille verschneiter Wälder und Weiden abseits der Zivilisation zu erleben.
Der Trail beginnt im Gebiet Gäwis etwas oberhalb des Dorfs und ist im Gegenuhrzeigersinn signalisiert. Es empfiehlt sich, ihn tatsächlich in dieser Richtung unter die Füsse zu nehmen. Auf diese Weise erlebt man verschiedene Aufstiegspassagen im Wald, während man dazwischen mehrmals auf breiten Hängen in weitem, offenem Gelände durch den Pulverschnee abwärts pflügen kann.
Der Route entlang gibt es neben verschiedenen Ruhebänken auch zwei grössere Rastplätze mit befestigten Feuerstellen. Der eine liegt westlich des Salomonstempels am Waldrand, der andere bei der Scherbhütte im Gebiet Kellen. Von dort geniesst man eine weite Aussicht ins Toggenburg und zu den Churfirsten. Noch umfassender ist das Panorama auf der Rigelschwendi nahe der Skilift-Bergstation: Wie aus einer Theaterloge kann man hier den Blick über die Hügelwelt des Appenzellerlands bis zum Säntisgipfel schweifen lassen.