Wanderung Mettmen-Kärpfbrugg
Wo die Welt kopfsteht
Wanderzeit: 2 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Die Kärpfbrugg im Glarnerland ist eine landschaftliche Kuriosität: Der Niderenbach fliesst hier unter einer breiten Felsbrücke hindurch talwärts. Der ungewöhnliche Schauplatz liegt an einer kurzen, aber sehr abwechslungsreichen und vielseitigen Rundwanderung. Abseits der Garichti-Staumauer durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Ein wüster Streit tobte im 19. Jahrhundert unter der internationalen Geologen-Community. Dabei ging es um die Frage, wie eigentlich Gebirge entstehen. Eine ältere Theorie führte sie auf die Schrumpfung der sich abkühlenden Erde zurück. Neuere Ansätze brachten kontinentale Plattenverschiebungen ins Spiel. Im Brennpunkt standen dabei die geologischen Verhältnisse an der Südostgrenze des Kantons Glarus: Rund 50 Millionen Jahre alter Schiefer ist dort von Verrucanogestein bedeckt, das etwa sieben Mal älter ist.
Dieser Umstand liess sich einzig dadurch erklären, dass sich die älteren Schichten aufgrund tektonischer Prozesse über das jüngere Gestein geschoben hatten. Die Fachwelt prägte für den geologischen Kopfstand den etwas sperrigen Begriff «Glarner Hauptüberschiebung». Optisch deutlich erkennbar ist diese beispielsweise an den scharfen horizontalen Trennlinien am Piz Segnas und an den Tschingelhörnern.
Gut einsehbar ist das Phänomen aber auch bei der Kärpfbrugg. Die 50 Meter breite natürliche Brücke spannt sich über den Niderenbach, der die Nordflanke des Schwarztschingels entwässert, eines Nachbargipfels des Gross Chärpf. Ein Rundweg erschliesst die bemerkenswerte Stätte. Die Tour liegt durchwegs im Wildschutzgebiet Freiberg Kärpf. Bereits 1548 wurde dort ein noch heute gültiger Jagdbann ausgerufen. Das 106 Quadratkilometer grosse Gebiet gilt deshalb als älteste Wildschutzzone Europas.
Ausgangspunkt ist die Bergstation der Seilbahn Kies-Mettmen. Am Berghotel Mettmen vorüber gelangt man zum Garichtisee und überquert dessen westliche Staumauer. Auf einem schmalen Bergweg geht es ordentlich steil aufwärts zur Matzlenfurggelen. Vom Passübergang geniesst man einen schönen Ausblick ins benachbarte Tal des Chammbachs.
Nur noch wenig aufsteigend geht es weiter zu einem idyllischen namenlosen Seelein, dann hinüber zur Alphütte Chärpf-Stäfeli. Zunächst nur sanft, dann zusehends zügiger geht es über blumenreiche Alpweiden hinunter zum Oberstafel der Alp Nideren. Kurz bevor man die Alphütte (mit Bergbeiz) erreicht, überquert man die Kärpfbrugg. Der natürliche Tunnel, den der Niderenbach geschaffen hat, ist drei bis vier Meter hoch; bei Niedrigwasser kann man ihn begehen, indem man dem unterirdischen Wasserlauf folgt.
Auf der Niderenalp lohnt sich ein Blick zurück. Der Abschluss des Tals ist von einer bemerkenswerten, kargen Schönheit. Den Horizont beherrscht der tief gefurchte Felsrücken des Kärpf. Auf dem mit Kies bedeckten Alpsträsschen geht es in mässig steilem Abstieg talauswärts. Am Weg liegt eine Wildbeobachtungsstation in Form eines überdimensionalen Vogelnests. Schliesslich gelangt man zurück zum Garichtisee und zur Bergstation der Seilbahn.