Wanderung Gontenbad-Kaubad
Glorreiche Molke-Vergangenheit
Wanderzeit: 2 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Im frühen 19. Jahrhundert erlebte das Appenzellerland eine Blüte des Bädertourismus. Davon sind heute nur noch die Namen von einzelnen Hotels übrig. Kaubad ist eines davon. Das Hotel liegt nahe bei einem wundervollen Moorgebiet mit kleinen Weihern. Eine leichte Wanderung führt hin. Kaum Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wenn der Senn die Käsemasse aus dem «Kessi» zieht, bleibt eine wässrig-milchige Flüssigkeit als Rest zurück. Üblicherweise wird diese Molke (oder Schotte) den Schweinen verfüttert. Im 18. und 19. Jahrhundert jedoch begann man sie als Allheilmittel einzusetzen. Regelmässig getrunken, sollte sie in Verbindung mit Bädern, Diät und frischer Alpenluft allerlei Gebresten heilen – bis hin zu Tuberkulose, so glaubte man.
Einer der führenden Molkenkurorte der Schweiz war ab 1750 Gais im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Die frische Molke wurde jeden Morgen von Sennereien aus der Umgebung angeliefert. Das Geschäft boomte dermassen, dass der wertvolle Rohstoff mit der Zeit auch von weit entfernten Alpen im Säntisgebiet herangeschleppt werden musste. Der Erfolg brachte die Schottenträger auf den Geschmack, so dass sie schliesslich eigene Kurhäuser gründeten, die obendrein näher an der Alpsennerei lagen. Auf diese Weise wurde das innerrhodische Weissbad zu einem florierenden Badebetrieb. Kleinere Häuser wie Gontenbad, Jakobsbad und Kaubad sprangen ebenfalls auf den Zug auf.
Ende des 19. Jahrhundert kamen im Bergtourismus neue Trends auf: Klettern, Wandern und Skifahren gewannen zügig an Bedeutung, während die Molkenkuren aus der Mode kamen. Deshalb gibt es im Hotel Kaubad schon lange keine Schotte mehr zu trinken. Stattdessen finden dort Naturliebhaber Ruhe und Erholung, während sich Seminarteilnehmer von Idylle und Aussicht inspirieren lassen. Gleich hinter dem Hotel erstreckt sich eine zauberhafte Moorlandschaft. Weite Wiesen mit hohem Riedgras leuchten in kräftigen Ockertönen. Dazwischen verbergen sich mehrere Weiher, in denen das amphibische Leben nur so wimmelt und quakt. Gespiesen werden die Kleingewässer mit Wasser aus alten Holzkänneln.
Zum Kaubad führt ein schöner Wanderweg ab Gontenbad. In leichtem Aufstieg zieht er sich durch Waldgebiete und über aussichtsreiche Bergwiesen nach Ob Mittelbüel und weiter ins Naturschutzgebiet. Für die Rückkehr ins Tal empfiehlt es sich, vom Kaubad erst den Wiesenweg nach Eischen mit prachtvoller Aussicht in den Talkessel von Appenzell zu benutzen. Nach Durchquerung einer Ecke des Camping-Areals geht es nach Appenzell hinunter – erst weiter über Wiesenland, danach etwas steiler im Wald. Am Sportplatz Wühre vorüber gelangt man ins Dorfzentrum von Appenzell. Schmucke, bunt bemalte Holzhäuser prägen das Ortsbild.