Wanderung Wasserauen-Altenalp-Meglisalp-Brülisau
Felsige Höhen im Alpstein
Wanderzeit: 9 h 35 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Ausgedehnte Bergwanderung über Grate und Alpen des Appenzellerlands. Am Weg liegen mehrere Bergseen, eine Freilichtkirche und ein abgelegenes Sennendörfchen. Idealerweise splittet man die Tour in zwei Tagesetappen mit Übernachtung auf der Meglisalp. Bis auf ein kurzes Asphaltstück in Brülisau durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Da ist viel Understatement im Spiel, wenn die unmittelbaren Anstösser das höchste Gebirge zwischen den Alpen und dem Nordpol bloss als «Stein» bezeichnen. Doch die Appenzeller und Toggenburger nennen das Säntis-Massiv tatsächlich einfach Alpstein. Dabei kann man tagelang auf diesem gigantischen Kiesel herumwandern, ohne die gleichen Wege zweimal benutzen zu müssen. Drei Ketten streben von Osten her in die Höhe und treffen sich im höchsten Punkt, dem 2501 m hohen Säntis-Gipfel. Doch man sollte sich diese drei Höhenzüge nicht als kompakte Rücken vorstellen. Es sind vielmehr vielschichtig gebrochene Kämme, deren Zacken schroff und mächtig in den Himmel ragen. Wer das Massiv durchwandert, hat also ein wiederholtes Rauf und Runter zu gewärtigen. Das kostet wohl einige Schweisstropfen, bietet aber immer wieder neue, grandiose Ausblicke.
Der Alpstein eignet sich noch aus einem zweiten Grund perfekt für mehrtägige Touren: Über ein Dutzend Bergwirtschaften sind nahezu gleichmässig über die Gegend verstreut. Darin findet man nicht nur gepflegte, mitunter ausgesprochen raffinierte Verköstigung, sondern auch Übernachtungsgelegenheiten. Diese gestalten sich zwar einfacher als im Tal unten, liegen aber noch immer weit jenseits der Militärwolldeckenromantik in Berghütten anderer Regionen.
Wunderschön gelegen ist etwa das Gasthaus Meglisalp. Es bildet das Zentrum eines kleinen Dörfchens (samt Kirchlein von 1904), in dem während der Alpsaison mehrere Sennen mit ihren Kühen leben. Die Alp liegt auf einer Hochebene, die auf drei Seiten von steilen, felsgekrönten Grashängen umgeben ist, im Norden aber über eine mehrere hundert Meter hohe senkrechte Felswand zur Seealp und deren blau schimmerndem Bergsee abfällt.
Gäste erreichen die Meglisalp einzig zu Fuss. Verschiedene Routen kommen dafür in Frage. Empfehlenswert ist eine zweitägige Wanderung ab Wasserauen mit Übernachtung auf der Meglisalp und Rückkehr nach Brülisau.
Von Wasserauen geht es abwechslungsweise durch Wald und über Alpweiden zum Gartenwald hoch und weiter zum Berggasthaus Äscher. Das zierliche Holzgebäude schmiegt sich an eine überhängende Felswand. Lohnend ist der kurze Abstecher zum Wildkirchli; der eigentliche Sakralraum neben dem winzigen Glockentürmchen wurde 1656 in einer Felshöhle eingerichtet. Seither finden dort im Sommer regelmässig Gottesdienste statt – im Freien zwar, aber dennoch unter schützendem Dach.
In leichtem Auf und Ab zieht sich ein schmaler Bergweg zur Alphütte Weesen und weiter zur Altenalp. Von dort geht es steil zu einem Sattel hoch, auf der anderen Seite gleich wieder scharf abwärts, danach wieder aufwärts und nochmals hinunter, bis man das Gasthaus Mesmer im Unteren Mesmer erreicht.
Nun wird der Routenverlauf vollends abenteuerlich: Auf der anderen Seite des kleinen Tälchens ziehen sich deutlich sichtbare Wegspuren durch den abschüssigen Grashang hoch. Doch je höher man steigt, umso mehr beginnt man sich zu fragen, ob hier tatsächlich ein Durchkommen möglich ist: Über den Alpweiden ragen nichts als senkrechte, tief durchschrundete Flühe empor – ein vertikales Inferno, das Kletterer beglücken mag, aber Wanderer ungläubig zweifeln lässt. Doch tatsächlich gibt es ein Weglein, das im Zickzack durch die Felsen führt. Es ist zwar zuweilen ordentlich ausgesetzt, aber mit Drahtseilen durchwegs gut gesichert – trittsicheren und schwindelfreien Berggängern bietet der Aufstieg keine Schwierigkeiten.
Der Kulminationspunkt dieses Abschnitts ist die Ageteplatte. Auf der anderen Seite ist das Terrain deutlich weniger schroff. Hier prägen Alpweiden die Landschaft. Mühelos steigt man auf breitem, gut ausgebautem Weg zur Meglisalp ab.
Die Fortsetzung der Tour beginnt erneut mit einem Aufstieg: Am Alphüttchen Spitzigstein vorüber, das sich an einen wuchtigen, gespaltenen Felsblock duckt, gelangt man zum Felssattel zwischen Bötzelkopf und einem Gipfel mit dem schönen Namen Freiheit. Durch Geröllhalden geht es praktisch ebenen Wegs hinüber zum Widderalpsattel, von dort steil hinunter Richtung Sämtisersee. Wer auch den Fählensee, den dritten grossen Bergsee des Säntisgebiets, zu Gesicht bekommen will, unternimmt den kleinen Umweg nach Bollenwees und steigt von da zum Sämtisersee ab.
Nach einem kurzen Gegenanstieg zum Plattenbödeli geht es auf einem steilen Kiessträsschen das Brüeltobel hinunter nach Brülisau. Die letzten zehn Minuten ab Pfannenstiel bis ins Dorf verlaufen auf dem einzigen Hartbelagsabschnitt der Tour.