Wanderung Wölflinswil-Herznach-Zeihen
Eisenweg: Harte Brocken im sanften Land
Wanderzeit: 2 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Während Jahrhunderten wurde im Fricktal Eisenerz abgebaut. Der Eisenweg erschliesst interessante Spuren des einstigen Bergbaus. An der Strecke liegt neben mittelalterlichen Abbaugruben auch ein Bergwerk aus dem 20. Jahrhundert. Die hier empfohlene Route führt durch Wiesenland, Wälder und intakte Dörfer. Mit 45% weist sie einen relativ hohen Anteil an Hartbelag auf.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Fricktal gehört zu den ländlichen Gegenden des Kantons Aargau. Es liegt etwas abseits der grossen Zentren und zeichnet sich durch seine sanft geformte Landschaft aus. Das Hügelland weist nur geringe Höhenunterschiede auf und ist geprägt von weiten Wiesen und zahlreichen Obstbäumen.
Neben der Landwirtschaft hat im Fricktal auch der Bergbau eine lange Tradition. Im Gebiet zwischen Wölflinswil und Herznach wurde schon im Mittelalter Eisenerz abgebaut. Die Vorkommen galten bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als abbauwürdig. Sie traten in Form von Bohnerz teilweise direkt an der Erdoberfläche auf, andernorts wurden sie durch Gruben und Stollen erschlossen. Der Eisenweg führt zu verschiedenen Stätten des Bergbaus. Tafeln geben Einblick in die geologischen Besonderheiten der Gegend, in die Geschichte des Abbaus und in die dabei angewandten Techniken.
Der Eisenweg verbindet die drei Dörfer Wölflinswil, Herznach und Zeihen. Jedes davon weist im Zentrum ein intaktes Ortsbild auf, verfügt über ein Restaurant und einen Dorfladen (Stand Sommer 2023). Das bringt Leben in die Gegend – und erleichtert auch das Wandern. Der Themenweg verläuft mehrheitlich auf Wanderwegen; bei Herznach gibt es als Variante eine Schlaufe ausserhalb des gelb signalisierten Routennetzes (sie wird bei der vorliegenden Wanderung nicht berücksichtigt). Der Eisenweg endet beim Aussichtspunkt Zeiher Homberg und damit im Niemandsland abseits öffentlicher Verkehrsmittel (die hier empfohlene Tour führt daher nur nach Zeihen).
Zu den interessanten Stationen des Themenwegs gehört etwa der Geotrog oberhalb von Wölflinswil. Dabei handelt es sich um eine Metallwanne, deren Deckel sich aufklappen lässt; darunter kommt eine Sammlung sämtlicher im Jura auftretender Gesteine zum Vorschein, die nach Alter geordnet und mit Informationen über die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten versehen sind.
Wenig später gelangt man im Junkholz zu einem Waldstück, in dem noch heute sogenannte Pingen und Fuxlöcher zu sehen sind. Die auffälligen Vertiefungen im Boden sind vor Jahrhunderten durch das Erzschürfen entstanden. Der Abbau solch oberflächennaher Erzschichten war enorm aufwendig und wurde deshalb im 17. Jahrhundert eingestellt.
Wesentlich effizienter funktionierte das Bergwerk Herznach. Man erreicht es nach einem rund 3,5 km langen Abschnitt auf Hartbelag. Am Rand einer Hügelkuppe lädt eine Bank zur Rast mit schöner Aussicht auf das Dorf und zu einem kleinen Rebberg ein. Eine Variante des Eisenwegs verlässt hier den gelb signalisierten Wanderweg und führt auf einem Strässchen in den nordwärts liegenden Geländeeinschnitt. Dort befindet sich der Eingang zum ehemaligen Bergwerk. Dieses wurde 1937 in Betrieb genommen, um die Abhängigkeit der Schweiz von ausländischen Rohstoffen zu mindern.
Seinen Höhepunkt erreichte der Erzabbau im Fricktal im Zweiten Weltkrieg. Im Dreischichtbetrieb förderte man jährlich über 200'000 Tonnen Erz. Die grosse Fördermenge verlangte nach hohen Transportkapazitäten. Anfänglich wurde das Erz mit Lastwagen abtransportiert. Später errichtete man ein mächtiges Betonsilo, von dem das Erz mit einer 4,2 km langen Seilbahn nach Frick befördert wurde. Von dort gelangte es per Bahn zur Verhüttung nach Deutschland (weil es in der Schweiz kaum bedeutende Kohlevorkommen gibt, verfügte sie über keine eigenen industriellen Schmelzöfen).
Die Mine wurde 1967 stillgelegt, da ihr Erz einen relativ niedrigen Eisengehalt aufweist und die Transportkosten im Vergleich mit der ausländischen Konkurrenz zu hoch lagen. Ein Teil des Stollens ist im Rahmen von Führungen öffentlich zugänglich (jeweils am ersten Sonntag des Monats von April bis Oktober, für Gruppen zusätzlich auf Anfrage).
Ein kleines Museum gibt Einblick in die Geschichte des Bergwerks. Auf dem nahen Fossilienklopfplatz lassen sich zudem Ammoniten und andere versteinerte Überreste von urzeitlichen Tieren freilegen. Das dafür verwendete Gestein stammt aus dem Schutt des ehemaligen Bergwerks. In der Gegend von Herznach gibt es so zahlreiche Versteinerungen wie an keinem anderen Ort in Mitteleuropa. Das markante Betonsilo dient heute als kleines Hotel und Veranstaltungsort für Versammlungen und Events.